Heinz Schultheiß wird heute 80. Er war 35 Jahre lang Bürgermeister in Höfingen und Leonberg.

Leonberg - Wir können nicht verhindern, dass wir älter werden, aber wir wollen verhindern, dass es uns dabei langweilig wird“, sind sich Evi und Heinz Schultheiß gut gelaunt einig. Einen Grund dazu haben sie heute, denn Heinz Schultheiß, der etwa 35 Jahre lang in Höfingen und Leonberg Bürgermeister gewesen ist, feiert heute seinen 80. Geburtstag.

 

Am Tag der 1000-Jahr-Feier seiner Heimatstadt Pfullingen geboren, sodass die Mutter die großen Feierlichkeiten verpasste, startete Heinz Schultheiß nach der Mittleren Reife die berufliche Karriere, die ihm schon immer vorschwebte. „Wenn man schon Schultheiß heißt, dann muss man doch Schultes werden“, scherzt er im Rückblick. 1954 begann er seine sechsjährige Ausbildung zum gehobenen nichttechnischen Verwaltungsdienst. „Man titulierte uns gelegentlich die Schmalspur-Juristen, doch es war eine äußerst vielseitige Ausbildung, die uns sogar in die Krankenkassen und Sparkassen führte“, sagt Heinz Schultheiß stolz.

Goldene Hochzeit wird im nächsten Jahr gefeiert

Diese Ausbildung führte ihn auch nach Höfingen, wo er 1957 und 1959 als Gehilfe bei Bürgermeister Karl Nick war, der das Amt seit 1948 innehatte. Aber auch im Landratsamt Biberach lernte er die Verwaltungsarbeit kennen, ehe er die staatliche Verwaltungsschule Haigerloch besucht und mit der Prüfung für den gehobenen Verwaltungsdienst abschloß. Von 1960 bis 1962 war Heinz Schultheiß Stadtinspektor beim Hauptamt der Stadt Tuttlingen, dann bis 1966 Gemeindeinspektor beim Bürgermeisteramt Salach.

Hier lernte er seine Ehefrau kennen. „Mein Arbeitsplatz war zwischen dem Büro des Bürgermeisters und dem des Herrn Stadtinspektors, da ist es eben passiert, das wir uns verliebt haben“, schmunzelt Evi Schultheiß und freut sich schon auf die goldenen Hochzeit im kommenden Jahr. Doch 1966 war ein entscheidendes Jahr für Heinz Schultheiß. Am 16. Januar 1966 wurde er mit 70 Prozent der Stimmen zum Bürgermeister der selbstständigen Gemeinde Höfingen gewählt.

Mit 28 Jahren wurde er Rathauschef in Höfingen

Doch wie ist es dazu gekommen? „Ich bin ein geselliger Mensch, der gerne da, wo er lebt, unter die Menschen geht, und dazu singe ich auch noch gerne“, erzählt Heinz Schultheiß. Also sei er überall, wo ihn sein beruflicher Weg hingeführt habe, in den örtlichen Gesangsverein eingetreten – auch in Höfingen. Diese Gesangskameraden haben sich 1965 an den ehemaligen Bürgermeistergehilfen und nun Gemeindeinspektor in Salach mit dem Vorschlag gewandt, doch in Höfingen zu kandidieren.

In der damals 4000 Einwohner zählenden Gemeinde, die 1945 etwa 1600 Bürger hatte, war der Ruf nach einem Wechsel laut. „Niemand sprach dem amtierenden Schultes seine Verdienste ab, aber man wollte einen jungen Bürgermeister an der Spitze der Verwaltung haben“, sagt Heinz Schulheiß. Und so wurde er mit 28 Rathauschef in Höfingen, das noch weit davon entfernt war, ein modernes Dorf zu sein. Die Errichtung einer Kanalisation, die Anbindung an die Bodenseetrinkwasserversorgung, der Ausbau der Schule, die Errichtung eines Kindergartens und die Entwicklung der Baugebiete Röte und Zichelsen waren erste große Aufgaben, die auf den neuen Bürgermeister warteten. „Wir haben nicht ins Blaue gebaut, wir hatten schon einen Gemeindeentwicklungsplan mit Bürgerbeteiligung, als andere das Wort noch gar nicht kannten“, ist Heinz Schultheiß stolz.

Entscheidend für die Entwicklung des Ortes war 1970 der Kauf des Schlosses und seiner rund 30 Hektar Land rund um Höfingen von Graf Leutrum. „Bei einem Haushalt von vier Millionen Mark war der Gemeinderat so mutig, fast drei Millionen zu bezahlen“, blickt Schultheiß zurück. Doch das habe sich schnell refinanziert. „Das hat uns bei der Eingemeindung nicht mehr gedrückt“, sagt Heinz Schultheiß.

Gemeindereform war eine der schwierigsten Phasen

Gleichzeitig bekennt er, dass die Gemeindereform am 1. Januar 1975 beruflich und menschlich eine der schwierigsten Phasen gewesen sei. „Doch es galt, nach vorne zu blicken und viel für Höfingen zu erreichen“, sagt der Vater zweier Töchter und stolzer Großvater einer Enkelin. Nach der Eingemeindung hat Schultheiß als Ordnungsbürgermeister von Leonberg der „Viererbande“ aus Oberbürgermeister Dieter Ortlieb, Wolfgang Rückert (Erster Bürgermeister) und Michael Hassler (Baubürgermeister) die Gesamtstadt mitgestaltet, bevor er 1993 Erster Bürgermeister wurde und 1997, als die Verwaltungsspitze verkleinert wurde, auch noch das Dezernat des Baubürgermeister übernahm.

Höflich und zuvorkommend, ein Mann der Tat und weniger der großen Worte, so haben die Leonberger Heinz Schultheiß als Bürgermeister in Erinnerung – ein Praktiker mit Gespür für das Machbare. Doch auch noch heute lebt Heinz Schultheiß interessiert mitten im Leben der Stadt. Das nicht nur über die Walking-Gruppe der Landfrauen, bei denen er neben zwölf anderen Vereinen – von der DLRG über das DRK und den Schützenverein – Mitglied ist. Da marschieren fleißig auch die Alt-Bürgermeister Wilfried Reichert (Rutesheim) und Manfred Pfisterer (Heimsheim) mit. „Leonberger Kommunalpolitik interessiert mich immer noch – aber ohne, dass ich mich einmische“, sagt Schultheiß. Nur einmal hätten Ortlieb, Rückert und er eine Ausnahme gemacht und das Bürgerbegehren für den Erhalt des Hallenbades unterstützt, bekennt das Geburtstagskind.