Mit einer gemeinsamen Stiftung für die Michaelskirche und die Stadtkirche soll der Fortbestand der beiden denkmalgeschützten Bauten gesichert werden. Gesucht werden 100 Gründungstifter, die zusammen 200 000 Euro aufbringen.

Leonberg - Eine gemeinsame Stiftung für den Erhalt der Stadtkirche und der Eltinger Michaelskirche ist in Vorbereitung. „Damit beabsichtigt die Gesamtkirchengemeinde Leonberg die beiden Kirchen auf Dauer zu erhalten, aber auch das Leben in den beiden Kirche zu gestalten“, sagt der Leonberger evangelische Dekan Wolfgang Vögele. Die festliche Auftaktveranstaltung für die Gründung der Stiftung findet am Freitag, 11. April, um 19 Uhr in der Michaelskirche statt.

 

Seit vielen Jahrhunderten prägen die aus der Übergangszeit von der Romanik zur Gotik stammende Stadtkirche in der Altstadt und die spätgotische Michaelskirche in Eltingen das Erscheinungsbild dee Stadt. Sie sind der Mittelpunkt des kirchlich-religiösen Lebens und bedeutende Stätten der Kultur. Über die Grenzen der Konfessionen hinweg sind sie seit vielen Generationen ein Zeichen der gemeinsamen Verwurzelung im christlichen Glauben. Sie zu errichten, hat die Erbauer seinerzeit erhebliche Anstrengungen gekostet – heute geht es darum, die denkmalgeschützten Bauten für die Nachwelt zu erhalten.

Die Aufgabe erfordert große Unterstützung

„Das ist eine Aufgabe, die nur gemeinsam und mit der finanziellen Unterstützung vieler vollbracht werden kann, denen ihre Kirche am Herzen liegt“, sagt Ursel Beutler, die Vorsitzende des Kirchengemeinderates Stadtkirche/Gartenstadt. „Wir tun diesen Schritt in der Hoffnung, dass viele Bürger die Stiftung nach ihren Möglichkeiten unterstützen, denn was einst unter großen Mühen erbaut wurde, darf nicht verloren gehen“, sagt die Eltinger Pfarrerin Claudia Trauthig, die seit Anfang die Tätigkeit des Stiftungausschusses aktiv mitgestaltet. Die Idee einer Stiftung ist eine Folge des 2008 beschlossen Immobilienkonzeptes der Gesamtkirchengemeinde. Damals wurde zum ersten Mal besonders deutlich, dass vor dem Hintergrund knapper werdender Geldmittel die Kirchengemeinde sich von Immobilien trennen muss. Gleichzeitig hieß es Prioritäten zu setzen, wie und was erhalten werden soll.

Mit der gemeinsamen Stiftung für die Stadtkirche und die Michaelskirche wird nun eine dritte Finanzierungssäule für den Erhalt der beiden Gotteshäuser geschaffen. Bisher verwendet wurden und dienen auch weiterhin Teile der Kirchensteuer, die für diesen Zweck zurückgestellt werden. Auch mit großzügigen Spenden konnten häufig Unterhaltungsarbeiten an den Kirchen mitfinanziert werden.

Die Stiftung sollen einen doppelten Zweck erfüllen. Zum einen geht es darum, die Bausubstanz der Kirche zu erhalten. Dazu dient das sogenannte Grundstockvermögen, das die Stiftung einrichtet. Der Vermögensgrundstock als solcher bleibt erhalten, nur die Erträge (Zinsen) stehen zur Verfügung.

Der zweite Stiftungszweck ist der Erhalt, aber auch die Neuanschaffung von Ausstattungsgegenständen für die Kirche. „Hier geht es insbesondere um den Orgelneubau und die Unterhaltung dieser Instrumente, wie es kurzfristig in Eltingen der Fall sein wird, wo die Orgel erneuert werden muss“, erläutert Pfarrerin Trauthig. Aber auch das kirchliche und kulturelle Leben in den Kirchen soll über das sogenannte „Verbrauchsvermögen“ mitfinanziert werden, das ebenfalls von der Stiftung eingerichtet wird. Dieses Vermögen darf je nach Bedarf verwendet werden.

„In dem Zeichnungsbrief für die Gründungsstifter können sich diese dann auch klar äußern, für welche Kirche ihr Beitrag gedacht ist und ob ihre Zuwendungen entweder für das Grundstockvermögen oder das Verbrauchsvermögen bestimmt ist“, erläutert der Dekan Wolfgang Vögele. „Den Stiftern wird so die Möglichkeit eingeräumt, die Kirche zu unterstützen, die ihnen am Herzen liegt“, sagt Pfarrerin Trauthig.

Viele haben eine emotionale Beziehung zur Kirche

„Weil wir beobachtet haben, dass viele Menschen eine sehr emotionale Beziehung zu ihrer Kirche haben und sie ein Zeichen der Erinnerung setzen wollen, gibt es auch die Möglichkeit, Stiftungsfonds mit eigenem Namen einzurichten“, sagt die Eltinger Pfarrerin.

„Stiftungen für die Kirche haben eine lange Tradition. So hat etwa die Herzogin Sibylla 1608 ein wertvolles silbernes Taufgeschirr gestiftet, das heute noch in der Stadtkirche verwendet wird“, weiß Ursel Beutler. „Auch die Eltinger Orgel ist die Stiftung einer Familie, in Erinnerung an ihr einziges Kind, das bei einem tragischen Unfall ums Leben gekommen ist“, ergänzt Claudia Trauthig.

„Für die Stiftung haben wir zwei prominente Schirmherren gewinnen können“, ist der Dekan zufrieden. Als Schirmherr für die Stadtkirche fungiert der in Warmbronn lebende Kirchenmusiker und Dirigent Helmuth Rilling. Er ist Gründer und langjähriger Leiter der Bachakademie Stuttgart. Der Schirmherr für die Michaelskirche ist der in Eltingen geborene Manager Erwin Staudt, der fast ein Jahrzehnt Präsident des VfB Stuttgart war.

Nach dem Auftakt am 11. April geht es nun darum, 100 Gründungsstifter zu finden, die mit einem Betrag von 2000 Euro den Grundstock für das Vermögen der Stiftung legen. Dafür sind mindestens 200 000 Euro notwendig. „Natürlich kann sich jeder Stifter auch mit einem größeren Betrag beteiligen“, erläutert der Dekan. Auch Firmen können sich als Gründungsstifter einbringen. Steht das Grundvermögen, soll dann zu Ostern 2015 die Stiftung gegründet werden und der Stiftungsrat eingesetzt werden. „Wir sind da sehr optimistisch, dass wir diese Ziel erreichen“, verrät der Dekan. Danach soll das Grundstockvermögen innerhalb von zehn Jahren auf eine Million Euro erweitert werden, damit auch nennenswerte Erlöse erwartet werden können.

Das Finanzamt hat bereits die Gemeinnützigkeit der Stiftung geprüft. Die wird zwar unter dem Dach der Gesamtkirchengemeinde laufen, aber die Vermögensverwaltung der „Gemeinsamen Stiftung Michaelskirche Eltingen und Stadtkirche Leonberg“ wird bei der Dachstiftung der Landeskirche Württemberg liegen – das verspreche höhere Erlöse, meinen die Initiatoren.