Mit einem Festakt feiern die Christdemokraten den 40. Geburtstag des Ortsverbands und den 100. Geburtstag seines Gründers Wolfgang Schall.

Leonberg -

 

Seinen 40. Geburtstag hat der CDU-Ortsverband Warmbronn einem Mann zu verdanken, der in diesem Jahr 100 Jahre alt geworden wäre: Wolfgang Schall. Grund genug für ein doppeltes Jubiläum und einen Festakt mit Rückblick auf die Person von Schall und die Geschicke der örtlichen CDU.

Am 31. März 2016 wäre Wolfgang Schall 100 Jahre alt geworden. Der CDU-Kreisverband Böblingen und der CDU-Ortsverband Warmbronn haben aus diesem Anlass im evangelischen Gemeindehaus in Warmbronn eine gemeinsame Feierstunde veranstaltet. Laudator war der frühere Bundestags- und Europa-Abgeordnete sowie Generalanwalt am Europäischen Gerichtshof in Luxemburg, Siegbert Alber, ein Wegbegleiter von Wolfgang Schall .

Einer, der Schall auch kannte, ist Alwin Grupp, selbst lange Jahre Fraktionsvorsitzender der CDU im Leonberger Gemeinderat. Er erinnert sich an eine für seine Partei schwierige Zeit. Die Bundestagswahl 1972 endet mit dem größten Erfolg für die SPD in ihrer Geschichte. Die CDU geht in die Opposition. Der damalige Bundestagsabgeordnete Peter Petersen verliert sein Direktmandat für den Kreis Böblingen. Es ist ein emotional geführter Wahlkampf mit hoher Wahlbeteiligung, denn es geht um die Bestätigung oder Ablehnung der ersten sozialliberalen Koalition der Bundesgeschichte und ihrer Ostpolitik. Die SPD profitierte von ihrer guten Mitgliederstruktur und Stärke – der Basis in den Ortsvereinen, die die CDU damals noch nicht besitzt.

Gemeindereform gibt den Anstoß

Die Notwendigkeit, für die CDU in Leonberg Ortsvereine zu bilden, entsteht erst durch die Gemeindereform 1975, als ehemals selbstständige Orte in größere Städte eingemeindet werden. So kommen zum 1. Januar 1975 Gebersheim, Höfingen und Warmbronn zu Leonberg. In den Teilorten müssen jetzt auch die Ortschaftsräte gewählt werden. Als es darum geht, den ersten Gemeinderat für die Gesamtstadt Leonberg zu bilden, ist die CDU also noch in einer schlechten Startposition. Für sie wird es Zeit, sich besser zu organisieren, einen eigenen Ortsverband zu gründen und Mitglieder in den Ortsteilen zu werben.

In dieser für die Partei aufregenden Zeit kommt der gebürtige Konstanzer Wolfgang Schall nach Warmbronn. Er gründet zusammen mit seiner Frau und rund zehn weiteren Mitstreitern den CDU-Ortsverband Warmbronn. Seine Frau Gudrun wird später die erste Ortschaftsrätin. Der ehemalige Bundeswehr-General Schall war von 1971 bis 1973 der erste Generalsekretär der baden-württembergischen CDU, die sich kurz zuvor zu einem einheitlichen Landesverband zusammengeschlossen hatte, und von 1974 an ist er Vorsitzender des CDU-Kreisverbandes Böblingen.

An diese Zeit erinnert sich auch Josef Sauer noch gut. Er ist Gründungsmitglied des Ortsverbands, gründete selbst später die Senioren Union Leonberg und war zusammen mit Schalls Frau im ersten Warmbronner Ortschaftsrat. „Damals haben wir recht schnell fast 40 Mitglieder gewinnen können“, erinnert er sich. „Es war eine spannende Zeit.“

Im Jahr 1976 lässt sich Wolfgang Schall für den Bundestag aufstellen, verliert aber schließlich gegen den erneut kandidierenden Peter Petersen. Schall war ein sehr guter Redner und ein großer Kämpfer. Nach der Niederlage gegen Petersen strebt er ins Europaparlament, dem er von 1979 bis 1984 angehört.

Zurück an den Bodensee

Nach einiger Zeit im Ausschuss für Jugend, Kultur und Sport widmet sich Schall vor allem den Themen Sicherheitspolitik, Terrorbekämpfung und Informationspolitik, bis er mit dem Ruhestand Mitte der achtziger Jahre Warmbronn verlässt und zurück an den Bodensee geht.

Auch nach seinem Ausscheiden aus der aktiven Politik im Jahr 1984 legte Wolfgang Schall keineswegs die Hände in den Schoß. Inzwischen wieder in seiner Heimat am Bodensee sesshaft geworden, promovierte er und durfte sich fortan Dr. Wolfgang Schall nennen. Wolfgang Schall ist 81-jährig im Jahr 1997 verstorben.