Viele Einwohner schauen sich die Container-Wohnanlage an, die in zwei Monaten bezogen werden soll.

Leonberg - Mitten auf der grünen Wiese steht die neue Unterkunft für Flüchtlinge in Warmbronn. Fast idyllisch scheint die Containeranlage in die Talwiesen eingebettet zu sein. Die komplett in Weiß gehaltenen Räume des zweistöckigen Gebäude sind noch leer. In den nächsten Monaten werden hier bis zu 120 Menschen einziehen. Ein Zimmer für eine Familie ist 25 Quadratmeter groß.

 

Auf einem Grundstück der Stadt Leonberg, dem seitherigen Bolzplatz, hat der Kreis Böblingen das Gebäude errichtet, in direkter Nachbarschaft zur Warmbronner Feuerwehr und den Kleintierzüchtern. Von der eigentlichen Wohnbebauung ist die Anlage ein ganzes Stück entfernt. Jochen Hirneise kümmert sich beim Landratsamt um den Betrieb dieser Einrichtungen für die vorläufige Unterbringung von Asylbewerbern. Er beantwortet beim Tag der offenen Tür zahlreiche Fragen der Bürger, wie sie auch in anderen Gemeinden immer wieder gestellt werden, wenn es um die Flüchtlinge im Ort geht. So wollen Besucher beispielsweise wissen, wie die Flüchtlinge ihren Alltag strukturieren und Konflikte vermieden werden können.

Kreis hat 40 Unterkünfte für Asylbewerber

Insgesamt betreibt der Kreis 40 Asylbewerberunterkünfte. 25 davon sind in den vergangenen zwölf Monaten entstanden. „Ich kenne die Sorgen und Nöte der Menschen“, sagt Hirneise. Und er beruhigt die Besucher: „Selbst wenn die Polizei, die Feuerwehr oder der Notarzt hin und wieder zum Heim fahren, sind das normale Vorgänge“, sagt er. „Sie müssen dann nicht gleich befürchten, dass hier alles drunter und drüber geht.“

Seit Langem versuche man, Flüchtlinge so unterzubringen, wie sich auch die Bewohnerschaft eines größeren Mietshauses zusammensetzen würde. „Wir wollen in unseren Unterkünften einen sozialen Durchschnitt abbilden“, sagt er. In Warmbronn werden also Familien mit Kindern ebenso leben wie etwa Alleinstehende.

Im Leonberger Teilort wolle man zunächst eine schrittweise Belegung vornehmen. So soll die Unterkunft immer nur mit einem Drittel der Kapazität belegt und jeweils geprüft werden, wie das Miteinander im Hause funktioniert. Tagsüber werden sich ein Sozialbetreuer und der Heimleiter um die neuen Bewohner kümmern, nachts schaut ein Sicherheitsdienst nach dem Rechten. Für die neuen Mitbewohner will auch die Flüchtlingshilfe Warmbronn sorgen, die ihr Angebot beim Tag der offenen Tür vorstellt.

Zwischen Sprachkurs und Laufgruppe

60 bis 70 Warmbronner engagieren sich in fünf Teams und übernehmen etwa die Alltagsbegleitung oder leihen die gespendeten 60 Fahrräder aus und reparieren sie mit den Flüchtlingen. Sprachkurse soll es ebenso geben wie eine Laufgruppe. Und schließlich will man die Neuen beim wöchentlichen Café International im Bürgerhaus treffen, berichtet Christiane Hug-von Lieven, Ansprechpartnerin für die Flüchtlingshilfe. In einer Steuerungsgruppe arbeiten Vertreter von Vereinen und gemeinnützigen Einrichtungen zusammen. Geklärt ist allerdings noch nicht, wo die Kleinen einen Kindergarten besuchen können. Bekanntlich ist im Kinderhaus kein Platz mehr. Eventuell werde man im Flüchtlingsheim einen Raum dafür einrichten, falls überhaupt Bedarf bestehen sollte, so Christiane Hug-von Lieven.

Dass sich der Leonberger Teilort allmählich auf die neuen Mitbürger einstellt, zeigt sich schon beim Einkaufen im örtlichen Supermarkt: Ein Regal mit arabischen Lebensmitteln wartet auf die Kunden. Allerdings wird dies etwas dauern, denn die Anlage ist noch nicht bezugsfertig. Jochen Hirneise geht davon aus, dass in den nächsten zwei bis vier Monaten die ersten Räume belegt werden.