Ob Ladesäulen am Sportheim Gebersheim oder an der Staigwaldhalle stark frequentiert werden, erscheint dem Gemeinderat zweifelhaft.

Leonberg - Mal eben schnell tanken fahren: Was mit dem Benziner kein Problem ist, soll in Leonberg in naher Zukunft auch mit Elektroautos möglich sein. Die Stadt möchte möglichst schnell sieben Ladesäulen über das Stadtgebiet verteilt aufstellen. Im Laufe der kommenden zehn Jahre soll die Zahl der Elektro-Tankstellen auf 30 ansteigen.

 

Das ist nicht ganz billig. Sieben Ladesäulen kosten nach Angaben der städtischen „Stabsstelle Innovative Mobilität“ rund 120 000 Euro. Allerdings könne Leonberg mit Fördergeldern in Höhe von 46 000 Euro rechnen.

Eine Ausweitung der Elektrotankstellen liegt voll im Trend. So hatte der Produktionschef von Porsche, Albrecht Reimold, erst am Montag im Gespräch mit unserer Zeitung gesagt, dass er sich keine weiteren Förderprogramme, dafür aber den verstärkten Ausbau der Infrastruktur wünschen würde. Mehr E-Tankstellen könnten den Kunden die Angst nehmen, ihre Autos nicht überall laden zu können.

Auch der Gemeinderat findet neue Ladestationen gut. Eine von der städtischen Mobilitätsstabstelle erarbeitete Verteilungsliste stößt in der Politik aber nur bedingt auf Zustimmung. Während die innerstädtischen Standorte Rathaus, Bahnhofs-Parkhaus und Stadtbibliothek unstrittig sind, stoßen die Vorschläge für die Ortsteile auf Verwunderung.

Standorte in Gebersheim, Höfingen und Warmbronn?

Ob Bernd Murschel (Grüne), Axel Röckle (Freie Wähler), Wolfgang Röckle (CDU), Christa Weiß (SPD) oder Dieter Maurmaier (FDP): Übereinstimmend finden sie, dass eine Ladestation etwa am Sportheim Gebersheim, an der Warmbronner Staigwaldhalle oder am Rand von Höfingen nicht geeignet sind. Die Säulen müssen dahin, wo die Menschen leben, sagen sie unisono. Christa Weiß fordert daher, die Hochhäuser in der Neuköllner Straße in die Liste mitaufzunehmen.

Die städtische Mobilitätsbeauftragte verteidigt die Standorte: „Öffentlich geförderte Ladesäulen müssen rund um die Uhr zugänglich sein“, erklärt Bärbel Sauer. Dafür sei etwa das Sportheim Gebersheim ideal. Außerdem hätten sich die Ortschaftsräte von Gebersheim und Warmbronn dagegen ausgesprochen, zentrale Parkplätze für Ladesäulen zu opfern.

Diese Auslegung ist im gesamtstädtischen Gremium nicht mehrheitsfähig. Die Ladestandorte in den Stadtteilen sollen überdacht werden, um Plätze zu finden, an denen mit einer „hohen Frequenz“ zu rechnen ist. Auch eine Option für die Neuköllner Straße wird überprüft.

Die Elektrozapfsäulen sind freilich nur ein Teil des Leonberger Elektromobilitätskonzeptes. Wichtiger Bestandteil ist zudem die Umrüstung des städtischen Fuhrparks auf E-Fahrzeuge: Bis Ende 2022 sollen sämtliche Dienstautos elektrisch angetrieben werden, schlägt die Stabsstelle für Mobilität vor – immerhin 18 Wagen in zwei Jahren.

Es muss „wirtschaftlich darstellbar sein“

Das geht den Stadträten dann doch etwas zu schnell: „Es macht doch keinen Sinn, Dienstfahrzeuge, die wir gerade geleast haben, jetzt schon wieder abzugeben“, merkt Axel Röckle an. Der Fraktionschef der Freien Wähler ist sich auch nicht sicher, ob die E-Mobilität wirklich eine dauerhafte Zukunftslösung ist.

Selbst der Oberbürgermeister ist nicht davon überzeugt, dass sämtliche städtischen Autos binnen kürzester Frist mit Elektromotoren ausgestattet werden müssen. Weitere alternative Antriebsformen sollen überprüft werden, schlägt Martin Georg Cohn vor. Und das auch erst, wenn die Neuanschaffung eines Autos überhaupt ansteht. Exorbitante Preise kommen für den OB nicht in Frage. Ein Dienstwagen ohne Benzin müsse „wirtschaftlich darstellbar sein“. Ein Kurs, der bei den Fraktionen auf Zustimmung stößt.

Und in noch einem Punkt treten die Stadträte auf die Bremse: Ein komplett neues Carsharingkonzept, so wie es die Stabsstelle für Mobilität vorschlägt, wird es in der Form nicht geben. Stattdessen soll sich Leonberg „im bestehenden Modell stärker einbringen“.

Gegenwärtig ist in Leonberg ausschließlich die „Stadtmobil Carsharing AG“ aus Stuttgart mit vier Autos aktiv, die im Parkhaus am Bahnhof stationiert sind. Inwieweit diese Zahl erweitert wird, das muss nun mit Stadtmobil geklärt werden.

Vorreiter Renningen

Eine Vorreiterrolle beim Autoteilen hat im Altkreis Renningen inne: Der dortige Verein „Ökostadt“ ist schon sehr lange aktiv und hat erst unlängst einen Landeszuschuss von 250 000 Euro für das Erarbeiten eines Carsharing-Konzeptes für den ländlichen Raum zugesagt bekommen.

Die Renninger haben ihr Gebiet mittlerweile ausgeweitet und sind auch mit Autos in Weil der Stadt präsent. Ganz aktuell haben Heimsheim, Mönsheim, Wimsheim und Wurmberg beim Autoteilen gemeinsame Sache gemacht: Jede Kommune bekommt ein E-Auto, das sie selbst least, und eine Ladestation. Das Projekt soll schnellstmöglich losgehen.