Katharina Kepler wird mit einer Skulptur gewürdigt. In einem Auswahlverfahren entscheidet sich die Jury für den Entwurf der Warmbronner Künstlerin Birgit Feil.

Leonberg - Die Entscheidung ist gefallen. Die Gewinnerin des Wettbewerbs zu einer Skulptur im Andenken an Katharina Kepler ist die Künstlerin Birgit Feil. Die sechsköpfige Jury hat mit vier Stimmen für ihren Entwurf gestimmt, zwei Stimmen erhielt Katja Geisselhardt.

 

Katharina Kepler, die Mutter des berühmten Astronomen Johannes Kepler wurde einem Auszug aus dem Gemeindeprotokoll zufolge in Eltingen in der Wirtschaft zum Adler in der Hauptstraße als Tochter des Melchior Guldenmann geboren. Die „Keplerin“, die der Hexerei beschuldigt wurde, weil sie sich mit Heilkräutern auskannte, wäre im kommenden Jahr 475 Jahre alt geworden. Zudem ist dann ihr 400. Todestag. Das sind immerhin zwei Gründe für den Bürgerverein Eltingen und das Amt für Kultur und Sport, für sie eine Skulptur erschaffen zu lassen und sie in Eltingen gegenüber ihrem Geburtshaus und damit beim alten Rathaus aufzustellen.

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Ulina Rublack, die Autorin von „Der Astronom und die Hexe“, hat das Ganze ins Rollen gebracht. Sie meinte am Schluss ihrer Lesung Anfang 2019 im alten Rathaus in Eltingen, in dem sich auch das Leonberger Stadtarchiv befindet und Rublack zuvor für ihr Buch recherchiert hatte, dass man Johannes und Katharina Kepler in Leonberg noch stärker würdigen solle.

Der Bürgerverein Eltingen nahm die Idee auf, und Klaus Hettler, der Vorsitzende des Vereins, kam Ende des vergangenen Jahres mit dem Anliegen zum Kulturamt. „Es kam dann die Idee auf, Katharina Kepler figürlich zu ehren“, sagt die Leiterin für Kunst und Kultur in Leonberg, Katja Rohloff. Katharina Mikait vom Amt für Kultur und Sport warf jetzt, bevor das Auswahlverfahren für die Skulptur begann, noch einmal einen Blick zurück: „Wir haben dann überlegt, wie man so etwas angeht.“ Nach der Auswahl der drei Künstlerinnen hatte diese drei Monate Zeit für ihren Entwurf.

Die „Schnitterin“ ist nicht die Keplerin

Noch immer halten viele Bürger die Figur, die als „Schnitterin“ bekannt ist und sich auf dem Brunnen an der Ecke Hindenburg-/Hauptstraße befindet, für ein Abbild Katharina Keplers. Doch die bäuerlich anmutende Frau von Jakob Wilhelm Fehrle wurde ihr nur gewidmet, sie war nie als Darstellung der Katharina Kepler gedacht.

Diese Skulptur ging 1936 als Gewinner-Entwurf aus einem Wettbewerb hervor. Damals wurden drei Künstler für den Wettbewerb ausgesucht. Deshalb haben die Verantwortlichen dieses Mal entschieden, dass es drei Künstlerinnen sein sollten. „In Leonberg gibt es nur zwei Frauen, die figürlich arbeiten“, ist von Katja Rohloff zu erfahren. Dabei handelt es sich um Birgit Feil und Katja Geisselhardt. Die Wahl für die dritte Künstlerin fiel auf Nina Koch aus Bielefeld. Denn: „Die Künstlerinnen und ihre Entwürfe sollten unserem Anspruch gerecht werden,“ sagt Rohloff.

Ganz unterschiedliche Vorstellungen

Jede Künstlerin wurde damit beauftragt, ihre eigenen Vorstellung der Katharina Kepler umzusetzen. Dabei konnten sie sich nicht auf Abbildungen stützen – solche existieren von der Mutter des berühmten Astronomen nicht. Lediglich zwei Texte aus dem Stadtarchiv dienten den Künstlerinnen als Grundlage. Damit konnten sie sich, so Mikait, an die Person „herantasten“. Birgit Feil und Katja Geisselhardt gaben zu, sich erst jetzt intensiv mit Katharina Kepler beschäftigt zu haben. „Eine eigene künstlerische Interpretation der Figur war gewünscht“, betonte Nina Koch vor dem Auswahlverfahren. „Auch die Größe war nicht vorgegeben“, ergänzte Birgit Feil.

Nur der Platz, wo die Skulptur aufgestellt werden soll – beim alten Eltinger Rathaus – war ihnen bekannt. Feil stimmte ihrer Künstler-Kollegin Nina Koch zu, als diese erzählte: „Man denkt sich etwas, fängt an zu zeichnen. Aber erst, wenn man modelliert, dann hat man eine Vorstellung.“ Spannend sei es gewesen, dass das Material nicht vorab festgelegt worden sei.

Drei ganz unterschiedliche Entwürfe

Das Ergebnis: Alle drei Künstlerinnen haben ganz unterschiedliche Entwürfe geschaffen und der Jury vorgelegt. Bevor diese über den Gewinner abstimmte, waren die einzelnen Entwürfe auch in Geschäften in Eltingen ausgestellt, und die Bürger waren aufgefordert, ihre Stimme ebenfalls abzugeben. Feils Umsetzung war beim Bekleidungshaus Wibbel zu sehen, Katja Geisselhardts bei der Kreissparkassen-Filiale Eltingen und Nina Kochs Entwurf bei der Bäckerei Marquardt. Dann musste nur noch eine Postkarte ausgefüllt und beim Stadtarchiv eingeworfen werden. Das Kulturamt meldete, dass 346 Karten eingegangen sind. Davon entfielen 225 auf Katja Geisselhardt, 69 auf Nina Koch und 52 Stimmen auf Birgit Feil.

Die sechsköpfige Jury hat anders entschieden. Sie bestand aus Rolf Böhmler, zweiter Vorsitzender des Bürgervereins Eltingen, Elisabeth Josenhans, Schriftführerin des Bürgervereins, und Dietmar Pesch, ebenfalls vom Bürgerverein, dem Kunst- und Kulturwissenschaftler und Sachverständigen Tobias Wall sowie Katja Rohloff vom Kulturamt und Bernadette Gramm, Leiterin des Stadtarchivs.

Die Keplerin als lebensgroße Figur

Die Warmbronner Künstlerin Birgit Feil hat über die Gestaltungsidee zu ihrem Entwurf festgehalten: „Ich habe Katharina Kepler als lebensgroße Figur (ca. 1,65 m) geplant, die dem Betrachter Auge in Auge gegenübersteht. Realistisch und lebensnah dargestellt, ohne erhöhten Sockel. Nur eine rechteckige Standfläche aus Cortenstahl, passend zu der Umrandung des Baumes, grenzt die Figur ab. Von der Figur könnten in lockerer Folge rechteckige Flächen in Farbe der Cortenstahlplatte zu dem Geburtshaus auf der gegenüberliegenden Straßenseite führen. Die Farbflächen markieren Lebensstationen und ähneln in gewisser Weise den bekannten ,Stolpersteinen’ des Künstlers Gunter Demnig. Sie geben der Skulptur einen Bezug zu dem Geburtshaus.“