Singen, rappen und Breakdance: der Chorverband Johannes Kepler kann beim Jugendtag Kinder und Jugendliche für Tanz und Gesang begeistern – und die gut 80 Teilnehmer haben dabei Spaß. Chöre und Vereine sollen künftig mehr kooperieren.

Leonberg - Den Baby-Freeze, den kann er. Der Helikopter? Auch kein Problem! Nur ans Kopfdrehen traut er sich noch nicht. „Da brauche ich aber auch eine Mütze“, sagt Nils, „sonst gibt das mächtig Kopfschmerzen.“ Nils klingt wie ein alter Hase. Das ist er aber nicht. Der Zehnjährige hat gerade beim Breakdance-Workshop im Rutesheimer Schulzentrum mitgemacht. „Den spektakulären Straßentanz habe ich einst in Stuttgart gesehen“, erzählt der Viertklässler. Zuschauen ist gut, Mitmachen ist besser, dachte sich Nils. Vielleicht schaut er schon am nächsten Freitag in der Bühlhalle vorbei, um mit den B-Boys des Jugendtreffs zu trainieren.

 

Wenn der Zehnjährige seinen Worten Taten folgen lässt, dann kann sich Angelika Puritscher auf die Schulter klopfen. Die Präsidentin des Chorverbands Johannes Kepler für die Region um Leonberg hat am vergangenen Freitag und Samstag gemeinsam mit dem Jugendtreff Rutesheim und dem Sportverein Perouse den Jugendtag „Chor, Musik, Bewegung“ abgehalten. „Es ist elementar wichtig, Kinder frühzeitig an Musik heranzuführen“, erklärt die 58-Jährige den Hintergrund, „daher möchten wir mit der Veranstaltung zeigen, welche Möglichkeiten es dazu gibt.“ Schließlich verbinde Musik nicht nur, sie fördere auch die Intelligenz und steigere das Selbstbewusstsein.

Einige haben vorher am Schnuppertraining teilgenommen

Rund 80 Kinder und Jugendliche tummeln sich am Samstagnachmittag zum Abschluss auf der Bühne der Aula. Zuvor nehmen einige von ihnen an den Workshops und Schnuppertrainings teil. Neben Breakdance stehen auch Rap, Kinderlieder und Stimmbildung auf dem Programm.

Heiner Schäferhoff informiert über das Liederfest des bundesweiten Schulprojekts „Klasse! Wir singen“, das im Juli die Porsche-Arena in Stuttgart mit Tausenden Kindern füllen soll. Doch bevor es auf die Bühne geht, wird erst einmal die Stimme aufgewärmt. „Das ist wie beim Sport, auch die Stimme muss vorbereitet werden“, erklärt Verbandschorleiterin Wiebke Huhs, die nach leisen, lauten, schnellen und langsamen Lauten schließlich das Kinderlied „Hopp, Hopp, Hopp, Pferdchen lauf Galopp“ mit den Kindern einstimmt. Eine Riesengaudi für die Kleinen.

Auf der Bühne stehen auch die „Zumba“-Kids um Sabine Becht vom SV Perouse. Zu lateinamerikanischer Musik und einfachen Choreografien schwingen die „Little Stars“ das Tanzbein. „Gerade Zumba eignet sich für Kinder hervorragend als Einstieg zur Musik“, sagt die 42-jährige Trainerin. Bei dieser aus Lateinamerika stammenden Tanz-Aerobic-Variante lernten die Kleinen auf spielerische Weise und ohne große Anstrengungen sogar fremdsprachige Texte auswendig.

Durch Musik verbinden sich beide Gehirnhälften besser

Musik bildet Angelika Puritscher zufolge die optimale Verknüpfung beider Gehirnhälften. „Es wird gleichzeitig die linke Seite für die sprachlichen Inhalte angeregt und dazu auch die rechte kreative Seite“, sagt sie und fügt hinzu: „Wenn dann der Tanz, also die Bewegungen dazukommen, dann ist es auch gesundheitsförderlich.“

Doch die positiven Effekte auf die Entwicklung der Kinder sind nur einer der Gründe, der den Chorverband mit seinen 32 Vereinen und 66 Chören im Altkreis dazu bewog, den Jugendtag auszurufen. Präsidentin Angelika Puritscher geht es auch um das Werben um den Nachwuchs. „Regelmäßig brechen ganze Kinderchöre weg, wenn die Teilnehmer ins pubertäre Alter kommen“, berichtet sie, „und auch die Jugendchöre fallen nicht selten auseinander, wenn es Richtung Ausbildung oder Studium geht.“ Insbesondere bemängelt die 58-Jährige die Situation an den Schulen. „Da fehlt es einfach an Musiklehrern“, so Puritscher, die durch den neuen Bildungsplan auf eine Verbesserung der Situation hofft.

Ob die Kinder und Jugendlichen später einem klassischen Chor beitreten, wie das Angelika Puritscher vor 40 Jahren tat, oder sich wie der zehnjährige Nils etwa dem Breakdance verschreiben, sei für die Rutesheimerin letztendlich zweitrangig. „In der Zukunft möchten wir ohnehin stärker auf Kooperationen zwischen den Chören und den Vereinen setzen“, sagt sie. „Und die Hauptsache ist doch, dass die Kinder dabei den Weg zur Musik finden.“