Die Stadt bietet einen Infoabend für die Bürger an. Die Arbeitsgemeinschaft Verkehrslärm kritisiert die Pläne.

Leonberg - „Gemeinsam für eine leisere Stadt und bessere Atemluft“ lautet das Motto der Arbeitsgemeinschaft Verkehrslärm Region Leonberg (AGVL), in der auch verschiedene Bürgervereine der Stadt mitwirken. Derzeit beschäftigt sich die AGVL intensiv mit der zweiten Stufe des Lärmaktionsplans in Leonberg, zu der es am Donnerstag in der Stadthalle einen Infoabend geben soll. Darüber sprachen wir mit dem Sprecher der AGVL, Ewald Thoma.

 

Herr Thoma, der Entwurf für die Fortführung des Lärmaktionsplans liegt vor. Wie bewerten Sie ihn?
Für uns wirken der Plan und vor allem die vorgeschlagenen Maßnahmen wie etwa eine Randstreifenbegrünung ein wenig hilflos. Es erscheint wie ein Pflichtprogramm, bei dem man sich aber nicht mit den echten Problemen beschäftigt hat, die wir hier haben. Die Maßnahmen sollten unserer Meinung nach konkret benannt sein mit einem Zeitplan und einer Kostenschätzung. Das fehlt aber.
Was sind denn die wirklichen Probleme?
Eine EU-Verordnung verpflichtet die Kommunen, diese Lärmaktionspläne aufzustellen. Darin sind als Ziele angegeben, schädliche Auswirkungen, einschließlich Belästigung durch Umgebungslärm, zu verhindern, ihnen vorzubeugen oder sie zu mindern. Im Plan der Stadt sind diese Ziele aber auf eine Minderung der Belastung der am stärksten von Verkehrs- und Schienenlärm betroffenen Menschen reduziert worden. Betrachtet wurde auch nur der Lärm auf den innerörtlichen Straßen und entlang der Bahnstrecke, wo der Geräuschpegel im Schnitt bei mehr als 70 Dezibel am Tag und 60 Dezibel in der Nacht liegt. Dabei setzt die Stadt sogar noch höhere Grenzen, als das Land als Richtwerte vorgeschlagen hat. Viele Bereiche sind zudem außen vor.
Zum Beispiel die Autobahn.
Ja, das ist aber nur eines Dinge. Umgebungslärm heißt beispielsweise auch Geräusche durch Baustellen, Maschinen und so weiter. Durch den Westanschluss und den Engelbergtunnel wurde der Durchgangsverkehr in der Stadt verringert. Letztlich ist dies aber nur eine Verlagerung an den Rand. Der Lärm und die Schadstoffemissionen belasten uns weiterhin. Dies wird durch die besondere Lage Leonbergs sogar noch begünstigt.
Die Lage am Autobahndreieck?
Nicht nur Stuttgart hat eine Kessellage, auch Leonberg. Die Autobahn liegt ganz unten im Tal und von dort strahlt alles über die Stadt. Dazu kommt, dass Leonberg recht windarm ist und die meiste Zeit eine Inversionswetterlage herrscht. Das ist eine Art 50 Meter dicke Schicht über der Stadt, die nichts hindurch lässt, aber Lärm reflektiert.
Morgen gibt es einen Infoabend, die Bürger können zum Lärmaktionsplan Stellung nehmen. Wie lautet die der AGVL?
Man sollte den Leuten reinen Wein einschenken. Das fängt schon damit an, eine gemeinsame Karte zu erstellen und nicht zwei getrennte für Straßen- und für Bahnlärm. Wenn Sie die übereinander legen, bleibt eigentlich nur ein kleiner Flecken um den Engelbergturm herum, der nicht betroffen ist. Die Stadt hat Angst, eine Erwartungshaltung zu wecken, weil sie die nicht erfüllen kann. Aber man will auch kein Geld in die Hand nehmen. 30 000 Euro sind für den Lärmaktionsplan vorgesehen. Zum Vergleich: in Renningen sind es 300 000 Euro.
Was kann noch getan werden?
Leonberg hat bei der Lärmbelastung eine Sonderstellung in Baden-Württemberg. Das muss man nutzen, da muss man unbequem werden, um Verbesserungen für die Menschen zu erreichen. In Böblingen wird ein Autobahndeckel gebaut, obwohl die Verkehrszahlen dort niedriger sind. Wenn man das Problem aber gar nicht erst angeht, dann kann man sich sicher sein, dass man auch nichts erreicht.

Jetzt sind die Bürger gefragt