Wer zur Clubschau der Leonberger Hunde kommt, dem geht es längst nicht nur ums Gewinnen. Die meisten der Besucher sind jedes Jahr dabei und freuen sich schon auf ein Wiedersehen mit alten Freunden.

Leonberg - Einmal im Jahr erhöht sich Leonbergs tierische Einwohnerzahl schlagartig um ein Vielfaches. Nämlich immer dann, wenn auf dem Gelände am Tiefenbachsee die große Clubschau der „Leonberger Hunde“ stattfindet. Am Wochenende sind wieder Menschen und Hunde, etwa 200 Vierbeiner samt Besitzer waren es, von nah und fern angereist, um ein paar spannende Tage zu erleben und alte Bekannte zu treffen.

 

Der Leonberger ist eine Kreuzung aus Neufundländer und Bernhardiner, ein riesiges Tier also. Trotzdem geht es auf dem Clubgelände am Rande der Stadt friedlich zu, kaum einmal hört man ein Tier bellen. „Leonberger Hunde sind ideale Familienhunde“, erklärt Manuela Billik. „Sie mögen Kinder, sind geduldig und werden so gut wie nie aggressiv.“ 500 Kilometer ist sie mit ihrer Familie und ihren beiden Hunden aus dem Münsterland gereist, um an der Clubschau teilzunehmen. „Das tatsächliche Richten steht dabei aber im Hintergrund“, ergänzt Bianca Theis, die allerdings nicht ganz so viel Strecke machen musste, um bei dem tierischen Spektakel dabei zu sein. Mit Hund und Familie ist sie aus dem hessischen Mittenaar gekommen.

Die meisten der Besucher sind jedes Jahr mit von der Partie

Die meisten der Besucher kommen jedes Jahr, freuen sich, alte Bekannte wiederzusehen, und genießen die Zeit an der frischen Luft. „Wir campen hier, grillen abends, genießen die Gemeinschaft und tauschen uns über unser gemeinsames Hobby aus“, erzählen die beiden Damen. Genau so sieht es auf dem Gelände auch aus: Wohnwagen, Wohnmobile und große Zelte stehen dicht an dicht, davor gemütliche Campingstühle und Tische, an denen überall Menschen zusammensitzen, lachen und fachsimpeln. Dass es sich bei den Campern um Tierliebhaber handelt, wird ziemlich schnell klar. Überall findet man auch Zelte oder große Ausläufe für die Tiere. Dort müssen sie aber nur nachts hinein, denn „der Leonberger ist überhaupt kein Zwingerhund, der braucht viel Auslauf und Gesellschaft“, wissen Billik und Theiß.

Wie sie auf den Hund gekommen sind, will die Reporterin wissen. Und warum hat es unbedingt ein Leonberger sein sollen? „Wir haben ein Haus gekauft, Kinder hatten wir schon, und da hat noch ein Hund zum Glück gefehlt“, erzählt die Münsteranerin Manuela Billik und lacht. Im Internet hat die Familie die Kriterien eingegeben, die der vierbeinige Mitbewohner erfüllen muss. „Kinderlieb, gutmütig – und noch ein paar andere Dinge“, sagt Billik. „Und heraus kam der Leonberger.“ Das ist jetzt schon einige Jahre her. Ihre Wahl bereut hat sie nie. Im Gegenteil, weitere Hunde folgten. Drei Leonberger leben bei der Familie.

Hündin Kaja hat es sich derweil unter dem Tisch gemütlich gemacht. Doch plötzlich wird sie munter und springt auf: Astrid Bonn kommt mit drei Hunden an der Leine über den Zeltplatz gelaufen. „Das ist die Züchterin unserer Hunde“, erzählen Billik und Theis aufgeregt und beginnen, die Familienverhältnisse unter den Hunden zu erklären. „Das ist die Mutter, und das da drüben der Halbbruder.“

Die Clubschau ist also nicht nur ein Treffen für die Hundehalter, sondern auch ein Familienfest für die Hunde. Und sie scheinen das zu genießen. Züchterin Astrid Bonn erklärt: „Kaja und ihre Mutter sehen sich nur wenige Male im Jahr, und dennoch wissen sie gleich, dass sie zusammengehören.“ Und tatsächlich, die beiden Hündinngen beschnüffeln sich aufgeregt und tanzen umeinander herum.

Bonn, die in Leverkusen ihre Zucht „Leo vom Birkenberg“ betreibt, freut sich ebenso, ihre alten Schützlinge und deren neue Halter wiederzusehen. Dann erzählt sie ein bisschen: Ein Leonberger kann bis zu 14 Jahre alt werden, der Schnitt liegt so zwischen acht und elf. Gutmütig sind Leonbergers tierische Botschafter. Dennoch: „Obwohl die Tiere sehr friedlich und tolerant sind – eigentlich kann ein kleines Kind die Leine halten – darf man nicht vergessen, dass sie eben auch eine große Masse an Gewicht haben.“

Spaziergang mit 70 Kilo an der Leine

Bianca Theis kann das bestätigen. „Ich gehe jeden Tag mit 70 Kilo spazieren“, erklärt sie und erzählt, dass sich natürlich auch die gutmütigsten Hunde manchmal kabbeln. „Dann bringt es halt aber nichts, wenn man sie böse anschaut und ein bisschen an der Leine zieht, da muss man schon ordentlich zeigen, wer der Stärkere ist“, erklärt sie weiter. Vielleicht liegt es auch daran, dass der Leonberger, obwohl er sich eigentlich perfekt als Familienhund eignen würde, ein eher seltener Gast auf unseren Straßen ist. „Wenn wir irgendwo unterwegs sind, werden wir eigentlich immer angesprochen“, erklären die drei Hundebesitzerinnen.

Das alles zusammengenommen ergibt den Grund, warum die Leonberger-Fans jedes Jahr am hiesigen Tiefenbach zusammenkommen. „Da trifft man dann alte Bekannte und Gleichgesinnte, mit denen man sich über optimale Haltung, das beste Futter und noch vieles andere austauschen kann“, sind sich die Damen einig. Und dann wird so eine Clubschau, bei der es um die optimale Fellfarbe, die richtige Widerristhöhe und die Kopfform des haarigen Vierbeiners geht, eben auch mal schnell zur Nebensächlichkeit.