Der Abbau der Chefärzte am Leonberger Krankenhaus hat schon begonnen: Politiker, die jetzt noch Beruhigungsformeln glauben, sind naiv, meint unser Redaktionsleiter Thomas K. Slotwinski.

Leonberg - Es hat etwas von einer griechischen Tragödie: der Untergang scheint unabwendbar. Selbst in diesen ereignisarmen Tagen zwischen den Jahren nehmen die Hiobsbotschaften um das Leonberger Krankenhaus kein Ende. Der Abgang des fachlich hoch anerkannten Wolfgang Heinz passt genau in das düstere Bild, das viele Mahner aus dem Raum Leonberg seit Wochen an die Wand malen und dafür von Politikern jenseits der A 81 als Schwarzseher, Nörgler oder gar Querulanten abgetan werden.

 

Dem engagierten Mediziner Heinz ist in dieser schwierigen Gemengelage überhaupt kein Vorwurf zu machen. Wenn er die Möglichkeit hat, einen unsicheren Posten mit einer zukunftsträchtigen Aufgabe zu tauschen, wäre es eigenartig, wenn er diese Chance nicht ergriffe. Denn man muss nicht eins und eins zusammenzählen, um zu begreifen, dass das Abbauprogramm längst begonnen hat: die Unfallchirurgie, eine stark frequentierte Abteilung, in der selbst an Weihnachten Hochbetrieb geherrscht hat, wird bis auf Weiteres keinen Chefarzt mehr haben.

Bei der Gynäkologie, nicht zuletzt wegen der Geburtshilfe ein zentrales Standbein der Klinik, wird demnächst wohl auch ohne Chef auskommen müssen. Und in der Inneren bleiben vielleicht noch sechs Monate, bevor Chefarzt Heinz geht. Folgt man der Methodik bei den anderen vakanten Stellen, ist hier ebenfalls nicht mit einer Neubesetzung zu rechnen.

Das Prinzip ist durchschaubar und aus etlichen Wirtschaftsunternehmen leider allzu bekannt: Stück um Stück wird abgebaut, Zug um Zug wird die Unsicherheit und der Frust bei den Verbliebenen verstärkt. So wird nicht nur das bestehende Personal zermürbt, so werden mögliche qualifizierte Neuzugänge von vorn herein vergrault. Wer will dort arbeiten, wo das Totenglöcklein fast schon zu hören ist? Und in der letzten Konsequenz bleiben auch die weg, die das Geld bringen: jene Patienten, die angesichts einer bevorstehenden komplizierten Behandlung nur einer Klinik ihr Vertrauen schenken, die dieses Vertrauen auch verdient.

Die unermüdlich arbeitenden Schwestern, Pfleger und Ärzte haben dieses Vertrauen verdient. Doch sie geraten in einen politischen Sog, in dem es um Macht und Geld geht. Wie hohl klingen die Treueschwüre für den Standort Leonberg, wo doch die Demontage längst begonnen hat!

Der entscheidende Unterschied zur griechischen Tragödie: ein Untergang kann noch verhindert werden – wenn Politik und gesellschaftliche Kräfte in der Region Leonberg entschieden und geschlossen für ihr Krankenhaus eintreten. Die aktuelle Aushöhlungspolitik in der Klinik zeigt überdeutlich, wie nötig das ist. Einige unserer Politiker haben sich bisher auf gute Worte verlassen. Wenn sie das jetzt noch tun, setzen sie sich dem Vorwurf der Naivität und der Fahrlässigkeit aus. Zu Recht!