Der ADAC, die Hoffnungsträger-Stiftung und das Seehaus wollen sich am Glemseck neu aufstellen. Dabei tritt der Autoclub ein Areal an den Jugendhof ab. Doch viele Fragen bleiben.

Leonberg - Großes haben der ADAC, das Seehaus und die Hoffnungsträger- Stiftung an der alten Solitude-Rennstrecke vor. Ihre Pläne haben sie jetzt im Planungsausschuss des Gemeinderates vorgestellt, denn für das Gebiet im Glemstal soll ein Bebauungsplan aufgestellt werden, um alles in geregelte Bahnen zu bringen. Das Verfahren dafür will die Stadt im nächsten Frühling einleiten, sodass 2018 alles in trockenen Tüchern ist.

 

Es ist eher die Ausnahme, dass sich gleich mehrere Bauwillige zusammenschließen und gemeinsam ein Architekturbüro – in diesem Fall Drees und Sommer aus Stuttgart – mit einer Machbarkeitsstudie betrauen, in der die Interessen aller drei Mitspieler zusammengefasst sind. „Doch in diesem Fall ist es geschehen“, zeigte sich der Oberbürgermeister Bernhard Schuler zufrieden. Dem Vorhaben viel abgewinnen kann auch der Planungsamtsleiter Peter Mauch. „Hier vereinigen sich gleich mehrere Alleinstellungsmerkmale für die Stadt“, betonte er. Da ist ihm zufolge zum einen das Seehaus als besondere soziale Einrichtung mit einem offenen Strafvollzug für Jugendliche. Dann besitze das Gebiet mit der ehemaligen Solitude-Rennstrecke ein hohes touristisches Potenzial. Und dann sei da noch das Landschaftsschutzgebiet Mahdental. All diese Interessen gelte es, unter einen Hut zu bringen.

Anlage für die Zukunft fit machen

„Der ADAC bekennt sich zu dem Standort Leonberg, deshalb möchte der Club auch seine Anlage für die Zukunft fit machen“, sagte Volker Zahn vom ADAC- Württemberg. Es gelte, den Übungsbetrieb für Fahranfänger, den jährlich etwa 20 000 Autofahrer in Anspruch nehmen, und das Fahrsicherheitstraining mit mehr als 10 000 Teilnehmern im Jahr, neuen Herausforderungen anzupassen. „Mehr als 50 Jahre Betrieb haben auf der Übungsstrecke ihre Spuren hinterlassen“, sagte Zahn. Die Infrastruktur, vor allem die unterirdische, sei in vielen Teilen marode und müsse grundlegend erneuert werden, so Volker Zahn zu den Planungsausschuss-Mitgliedern. Der ADAC als Eigentümer des Geländes wolle neue Schwerpunkte setzen, darunter vor allem auch die Förderung der Elektromobilität am Standort der Verkehrsübungsanlage.

Nach dem großflächigen Umbau des gesamten Gebietes soll sich nach den ADAC-Vorstellungen der gesamte Betrieb südlich der Mahdentalstraße abspielen, die Zufahrt zum Übungsgelände werde dann direkt von der Mahdentalstraße möglich sein. Der nördliche Bereich mit der ehemaligen Boxengasse werde dann nur noch zeitweise und für Veranstaltungszwecke genutzt, umriss Zahn die Pläne. Neu hinzu kämen ein Schulungsgebäude beim ehemaligen Start- und Zielturm, ein Pförtnergebäude mit Schranke sowie ein Versorgungsgebäude mit Werkstatt. Auch die Verkehrsflächen werde der Automobilclub vollkommen erneuern, erläuterte Volker Zahn.

Kaum war die Präsentation beendet, schnellten auch schon die Hände der Stadträte hoch, die sich zu Wort melden wollten. Quer durch alle Fraktionen gab es kritische Betrachtungen, Fragen, Anregungen und den Konsens, dass noch vieles in den Fraktionen beraten werden müsse, bevor dieser geplante Bebauungsplan seinen Segen bekommt. Dies auch vor dem Hintergrund, dass das Gebiet ein landschaftlich sensibler Raum mit einem hohen Naherholungswert ist.

„Ein Gebäude beim Start-und Zielturm gibt es mit uns nicht“, machte als Erster Wolfgang Schaal von den Freien Wählern deutlich und sprach seinem Fraktionskollegen Dieter Vestner und Wolfgang Röckle (CDU) aus dem Herzen. Bernd Murschel (Grüne) bemängelte, dass mit dem Ausstellungsraum mit Motorsport- und Solitude-Exponaten „die sonntäglichen Motorradfahrer ihre Heimat verlieren“, und für Dieter Maurmaier (FDP) geht damit der Blick in die freie Landschaft, aber auch auf das Hotel verloren. Der Landwirt Jörg Langer (Freie Wähler) sieht die großen Eingriffe in die Landschaft kritisch.

„Noch vor wenigen Jahren hieß es, dass Seehaus muss nicht vergrößern“, zeigte sich Schaal unzufrieden. Doch die Gemeinderäte von CDU, SPD, FDP und der Grünen stehen einer möglichen Erweiterung wohlwollend gegenüber. „Die werden ja nicht bauen, was sie nicht brauchen“, schlussfolgerte die SPD-Fraktionschefin Christa Weiß. „Aber dass beim Hotel die Motorräder weggebaut werden, wollen wir auch nicht.“

Drei ungeklärte Sachverhalte

Mit drei großen Hausaufgaben, die Oberbürgermeister Bernhard Schuler als kontroverse Punkte zusammenfasste, haben die Bauwilligen und ihre Planer die Sitzung verlassen. Allerdings begleitet vom Lob sowohl von der Verwaltung als auch aus dem Rat, dass sich hierbei drei Umbauwillige zusammengetan hätten und nicht jeder einzeln mit seinen Vorstellungen gekommen sei. „ Als Erstes will wohl niemand, dass der Start- und Zielturm zugebaut wird und damit seine im wahrsten Sinne des Wortes heraussragende Stellung verliert“, zählte Schuler auf. Zu prüfen sei außerdem, ob eine Erweiterung des Seehauses nach Westen hin notwendig sei, „denn hier könnte es Probleme mit dem nahen Bannwald geben“. Und als drittes äußerst kritisch gesehenes Vorhaben führte das Stadtoberhaupt den Ausstellungsraum mit Motorsport- und Solitude-Exponaten an. Als nächstes wandern die Pläne in die Fraktionen und werden dort begutachtet und diskutiert.