Weil die Leonberger Kreiszeitung in der Stadt umzieht, lagern die gedruckten Bände seit 1833 und die gesammelten Fotos nun im Bestand des städtischen Archivs.

Leonberg - Seit 188 Jahren ist es das Gedächtnis der Leonberger Kreiszeitung und ihrer Vorgängerzeitungen – das Archiv mit den Zeitungsbänden und später die umfangreiche Sammlung an Fotos und Negativen. Über Jahrzehnte in den Räumen in der Stuttgarter Straße gelagert, ist es nun umgezogen.

 

Es ist jetzt in der hoch qualifizierten Obhut von Bernadette Gramm und Birgit Schneider im Leonberger Stadtarchiv. Gelagert wird das Archiv in den Räumen des ehemaligen Arbeitsamtes an der Ecke Gerhart-Hauptmann-Straße und Römerstraße. Das Material steht nun zum einen der Stadt und bei Bedarf natürlich auch weiterhin den Redakteuren unserer Zeitung zur Verfügung.

Die Menschen sind prägend

Die Leonberger Kreiszeitung und die Zeitungen, deren Erbe sie angetreten hat, sind seit 1833 im Stadtgeschehen verankert. Neben harten politischen Debatten im Gemeinderat prägen vor allem die Menschen hier das Antlitz der Zeitung. In wenigen Tagen wird das Team der Leonberger Kreiszeitung neue Räume beziehen. Für das Zeitungsarchiv ist in den kleineren, aber modernen vier Wänden leider kein Platz mehr. Deshalb finden nun die insgesamt 494 Bände (das sind mehr als 48 laufende Regalmeter) der Leonberger Kreiszeitung (1833 bis 2015) und des Leonberger Wochenblatts (1971 bis 2009) im Archiv der Stadt ein neues Zuhause.

„Ich freue mich sehr, dass wir dieses einzigartige Werk Leonberger Zeitgeschichte bei uns archivieren dürfen“, sagt Oberbürgermeister Martin Georg Cohn (SPD) bei der symbolischen Übergabe mit Uwe Reichert, dem Geschäftsführer des Zeitungsverlags Leonberg. „Diese Übergabe spiegelt bei mancher Kritik das vertrauensvolle Verhältnis zwischen der Lokalzeitung und der Stadtverwaltung wider“, so der Rathauschef.

„Es sind zwar nur „alte“ Zeitungen, aber ist es auch ein wichtiges Stück Stadtgeschichte und Gedächtnis der Region“, sagt Uwe Reichert. „Die passt am besten in das Archiv der Stadt. Es freut uns , dass wir diese Möglichkeit bekommen, die Geschichte der Zeitung in sicheren Räumen zu verwahren.“

Einem geschäftstüchtigen Buchdrucker verdankt Leonberg seine erste Zeitung. Friedrich Röcker druckte Formulare und Urkunden in seinem Atelier in der Zwerchstraße, als er im Jahr 1838 zum Verleger aufstieg und das „Amts- und Intelligenzblatt für den Oberamtsbezirk Leonberg“ herausbrachte. Ein selbstbewusstes Bürgertum war erstarkt, das am gesellschaftlichen Leben teilhaben und sich bilden wollte, um mitreden zu können. Und es wollte sich nicht mehr sagen lassen, was es zu sagen hatte.

Bewegte Geschichte

Umtriebige Männer, wie der Böblinger Buchdrucker J.G.F. Landbeck, gründeten 1833 das „Intelligenzblatt“ für die Oberamtsbezirke Leonberg und Böblingen und der bereits erwähnte Friedrich Röcker das „Amts- und Intelligenzblatt für den Oberamtsbezirk Leonberg“. Als „Glems und Würm-Gauzeitung“ erscheint die Zeitung von 1879 bis 1905, um dann mit dem Untertitel „Leonberger Tagblatt“ zur Tageszeitung zu werden. Der Verlag zieht um 1900 in die Stuttgarter Straße. Mit dem Verkauf 1919 an den Rechtsanwalt Jonathan Schmid aus Gebersheim verwandelte der Nationalsozialist das Tagblatt in den 1920er-Jahren zum NSDAP-Blatt, das am 14. April 1945 sein Erscheinen einstellte.

Am 2. Juni 1949 gründete Willy Reichert die „Leonberger Kreiszeitung“. Sie ist die erste deutsche Zeitung, die ohne Genehmigung der Alliierten erscheinen kann. 2003 ist die vollständige wirtschaftliche Anbindung an die Zeitungsgruppe Stuttgart erfolgt.