„Es sind oft ehemalige kleine Selbstständige, die über das 70. Lebensjahr hinaus gearbeitet haben und wo es für die Altersversorgung nicht gereicht hat – ihnen können wir kaum eine Perspektive geben“, erklärt Rein. Bei Miete und Strom könne geholfen werden, doch schon eine neue Brille werde zum Problem, sagt er und fügt hinzu: „Zum Glück haben wir dafür die LKZ-Lichtblicke.“ Auch alleinerziehend zu sein, sei heute ein Grund dafür, schnell bedürftig zu werden, wissen Simone Schächterle und Jürgen Rein. „Die Menschen arbeiten, doch es reicht vorne und hinten nicht, sie müssen beim Job-Center ihr Einkommen aufstocken und dann kommt das Problem aller Probleme: die hohe Miete“, bringt Rein das alles überstrahlende Thema wieder ins Gespräch. Er und Schächterle sind sich einig: Da ist die Politik von der kommunalen bis zur Bundesebene gefordert.

 

„Wissen die Politiker nicht, was in der Realität abgeht?“, will der Moderator wissen. „Es kommt einem schon so vor“, sagt Rein. In anderen Regionen stünden Häuser massenweise leer, aber es gebe keine Arbeit. Hingegen sei Leonberg in den letzten Jahren um fast 5000 Einwohner gewachsen, während das letzte soziale Wohnhaus in den 90ern bezogen worden sei, gibt Rein zu bedenken. „Die 277 Flüchtlinge, die die Stadt 2017 und 2018 aufnehmen musste, sind nicht entscheidend für den Anstieg der Mieten“, ist sich Rein sicher. „Sie aufzunehmen und ihnen ein Dach über dem Kopf zu bieten, sind wir gesetzlich verpflichtet, wie alle anderen Kommunen auch.“

„Es gehört dazu, an den Köpfen der Menschen zu arbeiten“

Er gibt aber zu bedenken, dass dafür vier Häuser gebaut wurden, aber keine Sozialwohnungen in der Zeit. Das erzeuge Unmut und Sprüche wie: „Denen schiebt ihr alles vorne und hinten rein und wir gehen leer aus“, aber andererseits müsse er sich auch anhören, ein Rassist zu sein, wenn nicht alle Erwartungen erfüllt werden. „Zu unserem Wirken gehört es auch, an den Köpfen der Menschen zu arbeiten“, sagt Schächterle. Sie ist überzeugt, dass sich die Gesellschaft zum Positiven geändert hat: „Die Menschen sehen ein, dass es Menschen braucht, die anderen helfen, sonst hätten wir nicht 120 Ehrenamtliche, die sich um den Tafelladen kümmern.“ „Und wir nicht 220 Helfer bei der Lebenshilfe“, ergänzt Rein als Vorsitzender des Trägervereins.