Der Verwaltung fehlt das nötige Personal. Ein Bürger organisiert auf Landkreis-Ebene ein Team.

Leonberg - Das Beste scheint noch zu sein, dass in Leonberg kaum Fahrräder gestohlen werden.“ Mit diesen Worten fasst Sebastian Werbke von der hiesigen Agenda-Gruppe Radl das Abschneiden der Stadt beim Klimatest des Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs ADFC zusammen. 199 Leonberger haben den Fragebogen ausgefüllt. In der Gesamtwertung erhielt Leonberg die Schulnote 4,3 und rangiert unter 311 bewerteten Städten nur auf Platz 269. In Baden-Württemberg ist es gar nur Platz 45 unter 50 Städten. Im Vergleich zu den Vorjahren haben sich nur zwei Dinge verbessert: Es gibt mehr öffentliche Fahrradständer und seit vergangenem Jahr ein gutes Angebot an Leihrädern (Regio-Rad).

 

Negativ schlagen eine ganze Reihe an Dingen zu Buche: schlechte Erreichbarkeit des Stadtzentrums, häufig notwendige Umwege, fehlende Kontrolle von Falschparkern auf Radwegen sowie deren Beschaffenheit an sich. Ob es genügend Radwege gibt, wurde jedoch nicht abgefragt. „Das im Jahr 2013 vom Gemeinderat einstimmig beschlossene Radverkehrskonzept wurde seit seiner Verabschiedung kaum noch in der Stadt gesehen“, kritisiert Werbke, der seit 2014 für die Grünen in eben jenem Gremium sitzt. Das Bemühen der Radl-Gruppe, die im vergangenen Jahr ihren 20. Geburtstag feierte, wird noch durch einen weiteren Faktor eingeschränkt. Die in der Stadtverwaltung mit dem Radverkehr beauftragte Mitarbeiterin, die gerade einmal zwei Jahre im Amt war, ist zum 1. Januar nach Stuttgart gewechselt. Damit fällt auch das diesjährige Stadtradeln in Leonberg aus.

„Leonberger radeln doch auch“

Bei dieser deutschlandweiten Aktion wählt jede Kommune im Sommerhalbjahr einen dreiwöchigen Zeitraum aus, in dem die Einwohner aufs Rad umsteigen und möglichst viele Kilometer sammeln sollen. Die Kilometer werden in Kohlendioxid umgerechnet, das durch den Verzicht auf Motorisierung eingespart wurde. Zudem gibt es einen deutschlandweiten Vergleich aller teilnehmenden Kommunen.

„Ich bedaure sehr, dass die Veranstaltung in diesem Jahr nicht stattfinden kann. Wir haben viel versucht, die Veranstaltung trotz Personalmangel organisieren zu können. Doch mussten wir am Ende einsehen, dass es nicht leistbar ist. Ich bin jedoch zuversichtlich, dass wir im kommenden Jahr wieder an den Start gehen können“, sagt Oberbürgermeister Martin Kaufmann, der zumindest am Sonntag auf dem Leonberger Marktplatz den Startschuss gegeben hat für die Radsternfahrt nach Stuttgart und auch selbst in die Pedale trat.

Hans-Jürgen Blohm will sich damit jedoch nicht zufrieden geben. Kurzerhand rief er die Gruppe „Leonberger radeln doch auch“ ins Leben, die sich am Stadtradeln-Aktionszeitraum des Landkreises Böblingen beteiligt, der noch bis zum 31. Mai läuft. Radfahrer können auch spontan noch mitmachen.