Der Chefarzt der Unfallchirurgie, Michael Sarkar, löst Joachim Quendt als Ärztlicher Direktor des Leonberger Krankenhauses ab. Er ist erst ein Jahr dabei – hat aber große Pläne.

Leonberg: Thomas Slotwinski (slo)

Leonberg - Nein, es ist nicht immer leicht gewesen für Joachim Quendt. Der Chef der Klinik für Gefäßchirurgie am Krankenhaus Leonberg war just zu der Zeit Ärztlicher Direktor, als um die Zukunft seines Hauses heftig gerungen wurde. Jetzt legt der 57-Jährige das Ehrenamt in jüngere Hände. Michael Sarkar ist künftig das medizinische Gesicht des Krankenhauses.

 

Es geht um die Zukunft

Ein Ärztlicher Direktor hat mehrere Aufgaben. Er ist der oberste Repräsentant der Klinik. Was noch wichtiger ist: er muss gemeinsam mit dem Management des Klinikverbundes die Weichen für die Zukunft stellen. In Zeiten eines ständig steigenden Kostendrucks eine anspruchsvolle, wenn nicht gar anstrengende Aufgabe.

So jedenfalls umschreibt es Joachim Quendt. „Die Diskussion um das Medizinkonzept wurde in der Bevölkerung emotional geführt“, erinnert sich der Gefäßspezialist an die Debatten vor anderthalb Jahren. Zumal er sich in seiner weiteren Funktion als Kreisrat der Freien Wähler einem guten Medizinangebot im Raum Leonberg verpflichtet fühlt.

Doch diese Auseinandersetzungen sind nicht die Ursache dafür, dass er sich nach dem Ablauf der dreijährigen Amtszeit nicht erneut als Ärztlicher Direktor bewirbt. Vielmehr ist es so, dass die Arbeit in seiner Klinik so umfangreich ist, dass er sich weitaus intensiver im wahrsten Sinne des Wortes ins operative Geschäft einbringen muss.

Einstimmige Wahl

Nun übernimmt Michael Sarkar das Ruder. In dem einem Jahr seit seinem Dienstantritt ist der Chefarzt der Unfallchirurgie und der Orthopädie schon mehrfach als wortgewandter Botschafter des Krankenhauses aufgetreten: bei Neujahrsempfängen, medizinischen Fachvorträgen oder zuletzt am Informationsstand des Krankenhauses auf der Leomess. Deshalb ist es nicht völlig überraschend, dass Sarkar jetzt einstimmig vom Aufsichtsrat zum neuen Ärztlichen Direktor gewählt wurde.

„Das macht mir auch Freude“, bekennt der 55-Jährige, der schon einmal während seiner früheren Tätigkeit im Stuttgarter Karl-Olga-Krankenhaus diese Funktion innehatte. „Während sich aber in Stuttgart kaum jemand für einen neuen Chefarzt interessiert, steht man in Leonberg ganz anders im Fokus“, hat Sarkar beobachtet.

Was er nicht schlimm findet. Im Gegenteil: „Wir machen hier viele Dinge sehr gut. Deshalb muss man dafür sorgen, dass Licht auf unser Haus fällt.“ Ob das allerdings bedeutet, dass das medizinische Angebot über viele Jahre konstant bleibt, umschreibt er diplomatisch: „Mein Motto lautet: Wir müssen nicht alles machen. Aber das, was wir machen, muss sehr gut sein. Dieses Thema stellt sich immer wieder neu.“

Wobei der neue Ärztliche Direktor sein Krankenhaus im Aufwind sieht: „Wir sind trotz schwieriger Rahmenbedingungen wirtschaftlich gut unterwegs.“ Und die Konflikte, die noch zu führen sind, wenn es um die Zukunft der Häuser im Klinikverbund geht, die müssten „auf einer Sachebene“ geführt werden.

200 Betten seien sinnvoll – 150 nicht

Der promovierte Privatdozent macht aber deutlich, dass er kein Freund der geplanten Reduzierung auf 150 Betten ist: „Für einen Krankenhaus mit 24-Stunden-Betrieb sind plus, minus 200 Betten sinnvoll.“ Zwar würden durch kürzere Verweildauer und steigende ambulante Behandlungen die Betten überall reduziert.

Dennoch rechnet Sarkar angesichts der wachsenden Zahl älterer Patienten mit längeren Liegezeiten, mithin also auch mit einem größeren Bettenbedarf.

Der neue Chef aller Klinikärzte macht nicht den Eindruck, als würde er mit seinen Expertisen hinter dem Berg halten. Für das Krankenhaus gewiss kein Nachteil.