Brandschutz-Vorschriften machen es inzwischen unmöglich, öffentliche Veranstaltungen in den alten Gewölbekellern abzuhalten. Das bedeutet bereits das Ende von „Kabarett in der Altstadt“, auch die Zukunft der Pferdemarktskeller ist ungewiss.

Leonberg - Das Altstadt-Spektakel ist schon lange tot, das „Kabarett in der Altstadt“ inzwischen auch, und den Pferdemarktskellern geht es auch nicht gut – vieles deutet darauf hin, dass sie das gleiche Schicksal erleiden werden. Zumindest sieht das der Leonberger Erste Bürgermeister Ulrich Vonderheid so.

 

Wenn die Bewohner der historischen Häuser in der Altstadt ihre großen Gewölbekeller seit Jahrzehnten für jedermann öffnen, dann geht es weniger darum, Geld zu verdienen. Was natürlich niemand verschmäht hat, aber es ist ja auch der Lohn harter Arbeit. Es geht aber immer darum, einem breiten Publikum mit niveauvollen oder traditionellen Veranstaltungen die Altstadt attraktiver zu machen.

Doch immer mehr Auflagen, Verordnungen und Vorschriften lassen die meisten Hausbesitzer verzagen, sodass die Keller für öffentliche Veranstaltungen geschlossen bleiben müssen. Es war nur eine kurze Notiz im jüngsten „Bericht über die städtischen Kulturveranstaltungen 2016“, den das Kulturamt dem Sozialausschuss vorgelegt hat, der aufhorchen lässt.

„Nicht realisierbare Auflagen“

Darin steht: „2016 fanden in den Kellern der Leonberger Altstadt vier Kabarett-Veranstaltungen in Kooperation mit der Werbegemeinschaft Faszination Altstadt statt. Besucherzahlen liegen nicht vor. Aufgrund verschärfter und nicht zu realisierender Sicherheitsauflagen wird die Veranstaltungsreihe in 2017 nicht fortgeführt. Langfristig wird nach einem alternativen Format gesucht, das die Altstadt als kulturellen Erlebnisraum erfahrbar machen kann.“

Im Klartext heißt das: Das „Kabarett in der Altstadt“ ist still und leise in der Versenkung verschwunden und wie es weiter geht, dafür hat noch niemand so richtig eine zündende Idee. Stadtrat Sebastian Werbke polterte in dem Ausschuss: „Es kotzt mich an, dass wir etablierte Angebote zu Tode verwalten.“ Auch Dirk Jeutter (CDU) war ungehalten. Die Kulturamtleisterin Christina Ossowski lieferte die Erklärung. „Die Keller dürfen nicht mehr für öffentliche Veranstaltungen genutzt werden, da kriegen wir immer das Mantra vom zweiten Fluchtweg zu hören.“ Für die meisten Keller kann kein laut dem Baurecht vorgeschriebener zweiter Ausgang als Fluchtweg im Falle eines Brandes vorgewiesen werden. Besonders seit dem tragischen Unglück im Vorfeld der Loveparade 2010 in Duisburg setzte auch die Leonberger Baurechtsbehörde die Gesetze vertieft um, sagte Ossowski.

Wie geht es weiter mit den Kellern?

„Will die Stadt das ändern und Keller weiter als öffentliche Veranstaltungsräume nutzen, muss sie selbst in nichtstädtische Gebäude investieren, denn die Inhaber wollen nicht“, erläuterte die Kulturamtsleiterin im Ausschuss. Doch davon hält der Finanzbürgermeister Ulrich Vonderheid anscheinend wenig. Er unterbrach die Amtsleiterin mit der Bemerkung, dass er mittelfristig keinen Fortbestand der Keller in dieser Form sehe.

Wer glaubt, die Terroranschläge der letzten Zeit haben das Leben nicht verändert, liegt falsch. „Wir erleben gesteigerte Sicherheitsanforderungen, die immer teurer und komplexer werden“, weiß Christina Ossowski aus dem Festles-Alltag. Jüngst gab es Zoff, weil beim Eltinger Straßenfest von den Ehrenamtlichen aufgestellte Absperrungen bemängelt wurden. Für jede Veranstaltung muss inzwischen ein Sicherheitskonzept erarbeit werden. „Absperrungen werden überprüft, die Helfer, die sie bei Vereinsfesten aufstellen, müssen ein Schulung machen und nur wer das Zertifikat hat, darf Hand anlegen“, erklärt Ossowski. Die Schulung bietet das Kulturamt im kommenden Frühling an.

Doch wie sieht man bei der Werbegemeinschaft Faszination Altstadt das Aus für das Kabarett in den Kellern. „Es war einzigartig für Leonberg“, sagt Faszinations-Sprecher Joachim Heller im Rückblick. Er hat seinerzeit gemeinsam mit Heinz-Dieter Erbe vom Kulturamt als Pendant zum Altstadt-Spektakel im Herbst das Kabarett in den Kellern im April aus der Taufe gehoben. Im Jahr 1995 war das Altstadtspektakel gestartet, ab 1997 gab es dann zusätzlich das Kabarett in der Altstadt. Das letzte Spektakel fand 2009 statt.

Immer weniger Veranstaltungen

Vorstellungen gab es im Schmauder-, Mendler-, Ruff-, Abele- und Schelling-Keller, selbst im Spitalhof. Den finanziellen Part, den Kartenverkauf und den ehrenamtlichen Helferdienst steuerte die Faszination bei, das Kulturamt war für Künstler , Konzept und Werbung zuständig. „Anfangs lief es wahnsinnig, es gab super Künstler, doch die feuerpolizeilichen Vorschriften wurden immer drastischer und die Veranstaltungen weniger“, sagt Heller. Auch sei der Kartenverkauf in den letzten Jahren immer schleppender verlaufen.

Wie geht es weiter, ohne Kabarett in den Kellern? In der Werbegemeinschaft hat man sich noch keine konkreten Gedanken gemacht. Im Kulturamt denkt man über kulturelle Veranstaltungen in der Altstadt nach, die in den Öffnungszeiten der Läden liegen, um damit auch mögliche Kundschaft in die Altstadt zu bringen.