Klinik-Aufsichtsrat macht Medizinkonzept wieder auf.

Leonberg - Im Krankenhaus Leonberg soll ein neuer Schwerpunkt für chronisch-entzündliche Darmerkrankungen etabliert werden. Wie der Klinikverbund mitteilt, sei die Geschäftsführung am Mittwoch vom Aufsichtsrat der Kreiskliniken Böblingen in diesem Vorhaben „bestärkt“ worden. Die Leitung soll der Bauchchirurg Wolfgang Steurer übernehmen, der seinen Dienst in Leonberg am 1. April antritt.

 

Das vor knapp vier Jahren beschlossene Medizinkonzept für die Kliniken im Landkreis müsse allerdings „konkretisiert werden“, wie es der Aufsichtsratsvorsitzende, Landrat Roland Bernhard, ausdrückt.

Keine schwarze Null

In der Aufsichtsratssitzung habe die Geschäftsführung „die klare Botschaft gesetzt“, dass mit dem bisherigen Medizinkonzept „nicht wie ursprünglich geplant eine schwarze Null beim Betrieb aller Krankenhäuser erreicht werden kann.“

Das läge an veränderten politischen und fachlichen Rahmenbedingungen auf Bundes- und Landesebene. „Der Aufsichtsrat muss sich nun damit auseinandersetzen, ob und mit welchem Defizit der Kliniken er den Haushalt des Landkreises als Träger in den nächsten Jahren und Jahrzehnten belasten kann“, sagt Bernhard.

Wie die Geschäftsführung in der Sitzung aufgezeigt habe, stimme die Ausrichtung der Medizinkonzeption. „Es gilt jetzt, das Konzept konsequent umzusetzen und an einigen Stellen zu konkretisieren.“ Sonst, so die Prognose, bleibe es bei einem Minus von rund 10 Millionen Euro jährlich.

19 Millionen Euro Defizit

Seit 2009 schreibt der Klinikverbund Südwest rote Zahlen. 2017 beträgt das Defizit rund 19 Millionen Euro für den Verbund. Gründe für diese finanzielle Schieflage lägen „auch in den insgesamt schwierigen Rahmenbedingungen für die Krankenhäuser in Deutschland“.

Dabei würden sich alle 22 Mitglieder des Aufsichtsrates grundsätzlich zu einer wohnortnahen Basisversorgung bekennen. „Mit Hilfe der Medizinkonzeption erhalten wir alle drei Klinikstandorte und führen sie in eine sichere Zukunft“,so der Landrat.

„Wer anfängt, die mit dem Sozialministerium abgestimmte Medizinkonzeption, die der Kreistag bereits 2014 mit großer Mehrheit beschlossen hat, in Frage zu stellen, gefährdet unser Ziel, die Kliniken auch in den kommenden Jahrzehnten in kommunaler Trägerschaft zu behalten“, erklärt Bernhard mit Blick auf Äußerungen des Leonberger Oberbürgermeisters.

OB kritisiert Bettenabbau

Martin Kaufmann hatte im Gespräch mit unserer Zeitung die Reduzierung der Bettenzahl in Leonberg kritisiert. Statt bisher 239 soll es nach der Eröffnung der Zentralklinik am Böblinger Flugfeld nur noch 162 geben. Auch hatte Kaufmann von Überlegungen gesprochen, im Zuge der Überarbeitung des Medizinkonzeptes, in Leonberg mittelfristig die Gynäkologie zu schließen und die Unfallchirurgie nur am Tage offen zu halten.

Jörg Noetzel, der medizinische Chef des Klinikverbundes, bekräftigte im Aufsichtsrat die in Leonberg in den nächsten Jahren geplanten Investitionen von 59 Millionen Euro. Bis zum Sommer wären die EU-weiten Vergabeverfahren abgeschlossen.

Dazu komme in Leonberg der Neubau des in Landesträgerschaft stehenden neuen Zentrums für Psychiatrie (ZfP) für psychosomatische Erkrankungen, das von den ZfP-Gremien bereits beschlossen wurde.