Das Personal des Warenhauses und das Management des Leo-Centers schweben zwischen Hoffen und Bangen. Die Betreibergesellschaft ECE will über die Zukunft der Filiale verhandeln.

Leonberg - Die gute Nachricht zuerst: Karstadt in Leonberg ist offen. Und das wird zumindest vorerst so bleiben. Doch die Betonung liegt auf vorerst. Denn bleibt der Konzern Galeria Karstadt Kaufhof dabei, die Leonberger Filiale, die vor 47 Jahren gleichzeitig mit dem Leo-Center eröffnet wurde, zu schließen, werden im Lauf der kommenden Monate – wenn nicht gar Wochen – die stählernen Rolltore dauerhaft unten stehen.

 

Im Moment aber schwankt die Stimmung sowohl im Warenhaus selbst als auch im Leo-Center zwischen Hoffen und Bangen. „Wir hatten am Samstag einen richtig guten Tag mit großer Resonanz“, berichtet eine Mitarbeiterin. „Die Kunden waren sehr freundlich und haben uns alle Mut zugesprochen.“

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Tatsächlich war das drohende Karstadt-Aus das rund ums Wochenende das Thema Nummer eins. Ob auf dem Markt, in Geschäften, Lokalen oder privat: Überall wurde über das mögliche Ende einer Handelstradition in Leonberg gesprochen. „Früher haben wir nicht gesagt, wir gehen ins Leo-Center“, erinnert sich eine Höfingerin. „Wir haben gesagt, wir gehen zum Karstadt.“ Dass er bald nicht mehr da sein könnte, hält sie für einen Rückschlag für das Leonberger Einkaufsangebot. Die Frau, selbst im Einzelhandel tätig, ist nicht die einzige, die die Vielfalt eines Warenhauses vermissen würde.

Der Betriebsrat hat unterdessen eine Unterschriften-Aktion initiiert. Unter dem Motto „Rettet Karstadt Leonberg“ liegen in den Geschäftsräumen Listen aus. „Die Resonanz ist sehr groß“, berichtet der Betriebsratsvorsitzende Dietmar Weigelt auf Anfrage. „Die Solidarität unserer Kunden und der Leonberger allgemein tut unseren Beschäftigten sehr gut.“

Unterschriftenliste für den Erhalt

Das Management des Leo-Centers weiß auch nicht mehr als die Öffentlichkeit. „Wir haben noch keine Informationen, wie es weitergeht“, sagt der Hausherr Klaus-Peter Regler. In der Zentrale der Betreibergesellschaft ECE gibt es ebenfalls keine neuen Erkenntnisse. „Solange noch nichts endgültig entschieden ist, wollen wir versuchen, weiter mit Karstadt Kaufhof zu verhandeln und für die Standorte zu kämpfen“, sagte Steffen Eric Friedlein, Geschäftsführer Vermietung der ECE, am Samstag in Hamburg.

Neben dem Leo-Center befinden sich elf der insgesamt 172 Standorte des Warenhauskonzerns – oftmals schon seit Jahrzehnten – in verschiedenen von der ECE betriebenen Shopping-Centern und sind zu einem großen Teil von den Schließungsplänen betroffen.

Doch ob, wann und wie die Gespräche laufen könnten, darüber gibt es keine weiteren Informationen. Der Warenhaus-Konzern selbst hält sich ebenfalls bedeckt. In der Pressestelle der Zentrale in Essen meldete sich am Montag eine Mailbox.

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Gespräche über die Zukunft dürften ohnehin nicht so leicht sein, geht es doch um mehr als nur um zwei Partner. Vier Investoren werden für das komplette Leo-Center genannt: die genossenschaftliche DZ-Bank, der Konzern BAT, der besonders durch Tabakwaren bekannt ist, der Vermögensverwalter DWS, ein Tochterunternehmen der Deutschen Bank, und schließlich über die Hamburger Familie Otto die Betreibergesellschaft ECE selbst.

Sie alle hätten als Immobilieneigentümer ein Wort mitzureden, wenn es darum geht, wie bei einem möglichen Auszug von Karstadt die frei werdenden vier Etagen genutzt werden könnten. Dass Alternativmodelle in der Schublade liegen, bekräftigte der Centermanager am Montag auf Anfrage unserer Zeitung: „Wir haben für jede Fläche eine Schattenplanung.“

Doch für Klaus-Peter Regler ist „der richtige Zeitpunkt“ für solcherlei Überlegungen noch nicht gekommen. Zum einen gäbe es ganz unterschiedliche Varianten, zum anderen stünde eben noch nicht hundertprozentig fest, wie es mit Karstadt in Leonberg nun wirklich weitergeht.

16 300 Besucher an guten Tagen

Leicht, da geben sich alle Beteiligten keinen Illusionen hin, wird die Gestaltung der Zukunft keinesfalls. Ist doch durch die Corona-Pandemie das Vermietungsgeschäft noch schwieriger als ohnehin schon. Um die knapp 16 300 Besucher, die das Leo-Center in guten Zeiten täglich hat, in Nach-Krisen-Zeiten wieder zu erzielen, braucht es mehrere Zugpferde.

Von den insgesamt 90 Geschäften auf gut 27 000 Quadratmetern gibt es neben Karstadt noch drei weitere Ankermieter: der Elektronikhandel Saturn, die TK-Maxx-Filiale mit einem breiten Sortiment aus Mode- und Alltagsartikeln sowie der Lebensmittelmarkt Edeka-Baisch.