Am Mittwoch demonstrieren bis zu 30 Unternehmer. Weil es kaum noch Kapazitäten in Erddeponien gibt, können sie ihren Aushub nicht entsorgen. Viele Bauprojekte können so nicht begonnen werden, einige Firmen haben schon Personal abgebaut.

Leonberg - Der Merklinger Bauunternehmer Maik Waidelich ist verzweifelt. „Ich musste schon sechs Leiharbeiter nach Hause schicken“, klagt er, „und in zwei Wochen stehe ich mit einer Kolonne von vier Festangestellten ohne Arbeit da“. Dabei gäbe es Auftrage in Hülle und Fülle, im gesamten Kreisgebiet herrscht Bauboom. Erst am Montag hatte Waidelich ein Gespräch mit Architekten und Bauherren – doch er kann nicht anfangen. Denn die gut 500 Kubikmeter Erde der Baugrube kann der Merklinger nicht entsorgen.

 

Diese absurde Situation ist kein Einzelfall. Alle Bauunternehmer stehen vor dem gleichen Problem. „Einzelne erwägen schon Entlassungen und Kurzarbeit“, erklärt der Obermeister der Bauinnung Böblingen-Leonberg, Volker Egeler aus Bondorf. Es könnten keine neuen Baustellen mehr begonnen werden. Manche müssten die Erde viele Kilometer in Nachbarkreise bringen. Es gebe im Jahr rund 700 Baustellen von Ein- und Mehrfamilienhäusern im Kreis, erklärt Egeler, das bedeute 350 000 Kubikmeter Aushub.

„Unglaublicher Mülltourismus“

Der Schönaicher Straßenbauer Uwe Rebmann schimpft: „Das ist ein unglaublicher Mülltourismus.“ Oft müssten seine Lastwagen unverrichteter Dinge zurück kommen, und das Füllmaterial müsse er selbst lagern. Und die weiten Transportstrecken kosten natürlich viel Geld. „Für die reinen Erdbauunternehmen ist das schlicht eine Katastrophe, die müssen entlassen“, sagt Rebmann.

Warum hat sich die Lage so zugespitzt? Bis vor Kurzem gab es zwei Erddeponien im Kreis: in Malmsheim für den Raum Leonberg und in Steinenbronn/Waldenbuch für den Süden. Die Renninger Halde wurde erst geschlossen und wird renaturiert, die im Schönbuch ist nahezu voll. Eigentlich sollte die Ehninger Deponie Baresel als Überbrückung dienen, bis die Steinbronner Entsorgungsstelle erweitert ist.

Schon im Februar haben die Bauunternehmer das Landratsamt auf die Probleme hingewiesen. „Da hat der Vize-Landrat Wolf Eisenmann uns erklärt, man habe alles im Griff“, sagt der Merklinger Maik Waidelich, der mit dabei war. Vor drei Wochen fuhr er mit seinen Lastern nach Ehningen, um den Aushub abzugeben – um vor verschlossenen Türen zu stehen. „Wir sind von der Schließung kalt erwischt worden“, räumt Wolf Eisenmann ein. Noch im Oktober habe man mit der Firma Baresel vereinbart, pro Anlieferung 300 Kubikmeter dort abgegeben zu dürfen. „Das wäre für den durchschnittlichen Häuslesbauer ausreichend gewesen“, findet der Vize-Landrat.

Der Abfallwirtschaftsbetrieb, in dessen Auftrag Baresel den Steinbruch betreibe, habe eigentlich eine Genehmigung dazu erteilt. Nun scheinen die Kapazitäten in Ehningen ebenfalls völlig erschöpft. Auf die Schnelle hat sich Wolf Eisenmann nun mit dem Magstadter Steinbruchbetreiber NSN zusammengesetzt und eine Notlösung ausgearbeitet. Demnach können bis zu 500 Kubikmeter abgegeben werden. Allerdings nur, wenn man sich verpflichtet, auch die gleiche Menge an Schotter wieder mitzunehmen.

Eine Lösung muss her

„Das ist für uns keine Lösung“, sagt Maik Waidelich. Der Obermeister Volker Egeler fragt sich: „Wieso hat man nicht rechtzeitig Verträge geschlossen? Wieso hat man zugelassen, dass einzelne Deponiebesitzer eine Monopolstellung einnehmen?“ Zudem seien die Ausschreibungen nicht öffentlich gewesen.

Der Vize-Landrat Wolf Eisenmann geht zum Gegenangriff über. „Der Landkreis hat sich 1997/98 aus allen Steinbrüchen zurückgezogen, weil die Bauunternehmen im Umland günstiger entsorgt haben“, erklärt er. Der Landkreis sei gesetzlich nicht verpflichtet, gewerblich angelieferten Aushub anzunehmen, nur den privaten.

„Es ist einfach, nun wieder nach dem Staat zu rufen, wenn die Lage schwieriger wird“, findet Eisenmann. „Es muss trotzdem eine Lösung gefunden werden“, kontert der Obermeister Egeler.

Eisenmann will nun mit weiteren Steinbruchbesitzern in Dagersheim, Mötzingen und Herrenberg-Haslach ins Gespräch kommen, um wie in Magstadt Lösungen anzubieten. „Ich bin zuversichtlich, dass wir das hinbekommen“, erklärt er. Gleichzeitig solle die Erweiterung der Erddeponie im Schönbuch vorangetrieben werden.

Den Bauunternehmern reicht das nicht, 30 haben sich für die Demo heute um 13.30 Uhr angemeldet, die in Böblingen vom Flugfeld bis zum Landratsamt führen soll.