Als Dolmetscher begleitete Junker eine internationale Schauspielergruppe durch ganz Deutschland. „Im Ruhrgebiet überzeugten wir die vielen marxistisch-leninistischen Betriebsräte, die am liebsten die DDR nach Westdeutschland geholt hätten, dass der Klassenkampf nicht die einzige Möglichkeit ist, um einen Ausgleich zu schaffen zwischen den Interessen der Chefs und Untergebenen“, erzählt er.
Die Angst als Hindernis
Und nach einem Auftritt in Berlin nahm ihn der Leiter des Spandauer Gefängnisses zur Seite und bat ihn um ein Gespräch mit seinem letzten verbliebenen Häftling – Rudolf Heß. „Ich hatte damals zu viel Angst, heute bereue ich aber, dass es nicht dazu kam“, sagt der Leonberger, der dann mit der MRA die ganze Welt bereiste. „Nicht nur mein Glaube hatte mich dazu gebracht, es ging auch darum, eine Brücke zu schlagen zu unseren ehemaligen Feinden. Das hatte ich mir zutiefst gewünscht.“
Bei einem seiner Vorträge lernte er auch seine Frau Beate kennen – die frühere Gemeinderätin und Gründerin des BUND Leonberg begleitete ihn auf seiner „Mission“. Entscheidend für die lange Ehe der beiden, die mittlerweile ihren goldenen Hochzeitstag feierten und zwei Kinder haben, war nicht zuletzt auch die gemeinsame geistige Grundhaltung. Nach dem Ende ihres Engagements in den späten Sechzigern heuerte Frowin Junker als Bauleiter bei einem Architekturbüro an, dann holte er sein Studium an einer Fernhochschule nach. „Ich bekam mein Diplom mit 52 Jahren, da war sogar mein Professor jünger als ich“, erzählt er mit einem Schmunzeln.
Im Winter wird das Massengrab ausgehoben
Am Ende seiner beruflichen Laufbahn war er als Architekt in der Bauabteilung des evangelischen Oberkirchenrats in Stuttgart tätig. Im Ruhestand arbeitete er dann als freier Architekt und war ehrenamtlicher Vorsitzender des Bauausschusses sowie Laienvorsitzender der Gesamtkirchengemeinde Leonberg. Fortan bemühte er sich zusammen mit seiner Frau auch um bessere Beziehungen zu Osteuropa und gründete mit seinem früheren Schulkameraden Eberhard Röhm die KZ-Gedenkstätteninitiative. „Am Kriegsende hatte ich die Häftlinge am Blosenberg gesehen und fragte mich, warum sie im Winter im Boden graben, um Telegrafenmasten zu setzen. Später erfuhr ich, dass es ein Massengrab war“, erzählt er. Nicht zuletzt erinnert dank ihm ein Gedenkbuch im Vorraum der Blosenbergkirche an die verstorbenen und ermordeten KZ-Häftlinge.
Besonders das Treffen mit dem verstorbenen Samuel Pisar in Paris, der als polnischer Jude in sieben Konzentrationslagern war, darunter auch in Leonberg, und sich später einen Namen als Berater von John F. Kennedy machte, beschreibt er als einen bedeutenden Moment. Rückblickend sagt der 90-Jährige, der demnächst seine Autobiografie herausbringen möchte: „Ich habe in meinem Leben einiges falsch gemacht, aber auch vieles richtig. Es ist eigentlich ein Geschenk und auch im christlichen Sinne eine Gnade, so alt zu werden, obwohl mir das nicht immer bewusst ist.“