Mit der neuen Ortssatzung ist die Fusion der evangelischen Kirchengemeinden Stadtkirche/Gartenstadt, Blosenberg und Ramtel in trockenen Tüchern. Vom 1. Januar an heißt das neue Konstrukt Evangelische Kirchengemeinde Leonberg-Nord

Leonberg - Der abschließende Schritt für die Fusion zum 1. Januar 2016 ist getan – der evangelische Gesamtkirchengemeinderat Leonberg hat in seiner jüngsten Sitzung einstimmig den letzten Änderungen in der neuen Ortssatzung zugestimmt. Diese hatte der Oberkirchenrat noch einmal überarbeitet, damit alles rechtskonform über die Bühne gehen kann.

 

Damit ist der Zusammenschluss der drei Kirchengemeinden Stadtkirche/Gartenstadt, Blosenberg und Ramtel zu einer einzigen besiegelt. Diese wird „Evangelische Kirchengemeinde Leonberg-Nord“ heißen. Der derzeitige Pfarrer an der Stadtkirche Leonberg, Matthias Krack, wird der fusionierten Kirchengemeinde als geschäftsführender Pfarrer vorstehen. Erhalten bleiben die Pfarrstellen in der Blosenbergkirche (Carmen Stamer) und in der Versöhnungskirche Ramtel (Elisabeth Nitschke).

Steuerungsgruppe hat Lösungen erarbeitet

„Die neu gefasste Ortssatzung kann also als Interimssatzung bis zu den Kirchengemeinderatswahlen 2019 in Kraft treten“, sagte die gewählte Vorsitzende des Gesamtkirchengemeinderates, Kerstin Balden-Burth. Dem Fusionsbeschluss waren in den vergangenen zwei Jahren Beratungen in verschiedenen Arbeitsgruppen vorausgegangen. Eine Steuerungsgruppe, die von der Kirchenrätin Gisela Dehlinger und dem einstigen Dekan Frank Morlock moderiert wurde, hat Detailfragen beraten und Lösungen erarbeitet. Jede Gemeinde musste für sich selbst der Fusion zustimmen. Bei nur einer Gegenstimme haben die Mitglieder der drei Kirchengemeinderäte getrennt beim Oberkirchenrat beantragt, die bisherigen eigenständigen Körperschaften des öffentlichen Rechts aufzulösen und auf dem Gebiet ihrer Kirchengemeinden eine neue zu bilden.

Obwohl sie selbst derzeit nicht betroffen sind, sieht man in der Kirchengemeinde Eltingen den Zusammenschluss im Norden der Stadt mit kritischen Augen. Als es in der vorhergegangenen Sitzung des Gesamtkirchengemeinderates um die neue Ortssatzung ging, die dem Oberkirchenrat vorgelegt werden sollte, haben viele Eltinger Mitglieder des Gesamtkirchengemeinderats dagegen gestimmt. Diese Kirchengemeinde trägt nach der Fusion der anderen drei den Namen „Leonberg-Eltingen“.

Dabei ist auch die evangelische Kirche in Leonberg eine von der Entwicklung getriebene: Der demografische Wandel macht auch vor ihr nicht Halt. Die Kirchengemeinden werden immer kleiner und die Pfarrer älter.

Zwei Faktoren sind es, die sich gegenseitig bedingen: Weil die Anzahl der Gemeindemitglieder sinkt, fließt natürlich auch weniger Kirchensteuer. Auf der anderen Seite geht die Zahl der Pfarrer zurück. Etwa 100 Pfarrer jährlich, die in den 50er und 60er Jahren geboren wurden, gehen künftig innerhalb der Württembergischen Landeskirche in den Ruhestand. Aber nur etwa 50 neue im Jahr beenden ihre Ausbildung und treten den Dienst an, obwohl die Landeskirche mittlerweile auch Quereinsteigern die Möglichkeit gibt, Seelsorger zu werden.

Diese Entwicklung zwingt die Kirchen, aktiv zu werden. In Leonberg ist der Ausgangspunkt für das Handeln der Pfarrplan 2018, den der Oberkirchenrat ausgibt. Dieser gibt den Weg vor, der eingeschlagen werden muss. Der sieht für Leonberg vor, dass bis zu der im Jahr 2019 angesetzten Kirchengemeinderatswahl insgesamt 1,25 Pfarrstellen gestrichen werden. Das ist die 75-Prozent-Stelle in der Gartenstadt, die gegenwärtig Pfarrer Thomas Koser-Fischer inne hat. Entfallen soll auch die halbe Pfarrstelle Eltingen-Stadtmitte von Regine Gruber-Drexler.

Der neue Kirchengemeinderat hat 14 Mitglieder

Mit der Fusion am 1. Januar 2016 löst sich die rechtliche Form der drei Kirchengemeinden auf. Bis zur nächsten Kirchengemeinderatswahl setzt der Oberkirchenrat eine ortskirchliche Verwaltung ein. Die besteht aus den jetzigen Mitgliedern der drei Kirchengemeinderäte. Der neue Kirchengemeinderat wird – nach der Prognose der Gemeindemitgliederzahl von 2018 – aus 14 Mitgliedern bestehen. Damit den Gemeinden je nach ihrer Größe die Plätze im Rat zugewiesen bekommen, hat man sich für die unechte Teilortswahl entschieden. So wird die Stadtkirche sieben, die Blosenbergkirche drei und das Ramtel vier gewählte Mitglieder im Kirchengemeinderat stellen.

Von den drei Gemeinden wird die Stadtkirche/Gartenstadt etwa 2800 Gemeindemitglieder in den Verbund einbringen, das Gebiet Ramtel etwa 1800 und die Blosenbergkirche rund 1200.

Bis Ende 2018 bleibt das Gartenstadtgemeindehaus als vierter Predigt- und Gottesdienstort noch erhalten. Endgültig geschlossen wird es im Jahr 2019. Dann geht auch der dortige Pfarrer Thomas Koser-Fischer in den Ruhestand.

Die Fusion bringt auch ein neues Gottesdienstmodell

Gottesdienstmodell
Mit einem Festgottesdienst aller fusionierenden Kirchengemeinden ist am 1. März das neue Gottesdienstmodell eingeleitet worden. Auf die Sonntage eines Monats verteilt, beginnt in jeder Kirche ein Gottesdienst nicht wie bislang um 10 Uhr, sondern erst um 11.15 Uhr. Im Ramtel gibt es am ersten Sonntag im Monat einen Abendgottesdienst um 18.30 Uhr. An den fünften Sonntagen eines Monats wird zentral in der Stadtkirche um 10 Uhr Gottesdienst gefeiert.

Kirchenjahr
Pro Kirchenjahr gibt es zudem vier zentrale gemeinsame Gottesdienste: Am 1. Advent in der Stadtkirche, am Palmsonntag in der Blosenbergkirche, im Frühsommer ein Gottesdienst im Grünen im Lohlenbachtal und am letzten Sonntag der Sommerferien als Auftakt des neuen Schuljahrs ein Gottesdienst in der Versöhnungskirche.