Die Auferstehungskirche in Gebersheim wird saniert. Eine Herausforderung sind dabei die Turmsäulen.

Leonberg - Der Turm der Gebersheimer Auferstehungskirche hat wieder seine schmucken Säulen. Das Gotteshaus wird seit einiger Zeit aufwendig saniert und ein wesentlicher Bestandteil ist dabei der Turm. Das Vorhaben wird unter anderem auch von der Stadt mit rund 150 000 Euro gefördert.

 

Über den Bau des Kirchturms gibt es eine nette Geschichte: Der Architekt des Stuttgarter Königbaus und der Villa Berg, Christian Friedrich von Leins, war 1866 beauftragt, den Turm umzugestalten. Die Gebersheimer wünschten sich, dass ihr Turm den der Rutesheimer Kirche, für den Leins ebenfalls engagiert war, übertreffen sollte.

Foto: nh

Die von den Gebersheimern gewünschte Dachform konnte aber nicht umgesetzt werden. Als Kompromiss bekam das Dach einen breiten Ansatz. Danach knickt es etwas ein und strebt dann spitz zur Höhe. Dass der Turm zum Himmel aufstreben sollte, wurde architektonisch unter anderem auch dadurch unterstützt, dass im Bereich des Glockenstuhls romanische Säulen eingebaut wurden, die diesen Eindruck erzielen sollten. „Dass unsere Renovierungsarbeiten nun kurz nach den Arbeiten an der Rutesheimer Johanneskirche stattfinden, hat aber nichts mit dem ehemaligen Konkurrenzdenken zu tun“, scherzt der Gebersheimer Pfarrer Marcus Girrbach. Das geht auf den Geldmangel der Gemeinde Ende der 1960er-Jahre zurück. Diese Säulen waren zwar renovierungsbedürftig, aber „ohne Moos nichts los“. Die Kapitelle der Säulen wurden einfach abgeschlagen, die Reste der Rundsäulen mit Platten verblendet, da die sowohl farblich als auch gestalterisch nicht zum sonstigen Erscheinungsbild des Turms passten.

Acht neue Säulen

Bei den derzeit laufenden Renovierungsarbeiten am Kirchturm standen Arbeiten am Sandstein an. In diesem Zusammenhang wurden nun acht neue Säulen eingesetzt, die sich an der alten Gestaltung des Kirchturms orientieren. „In Rücksprache mit dem Denkmalamt und dem Oberkirchenrat und dank der Unterstützung der Stadt und zahlreicher Spender konnte das verwirklicht werden“, freut sich Pfarrer Girrbach.

„Für uns war es ein sehr interessanter und spannender Prozess“, sagt Katharina Ito vom Architekturbüro heinemeyerbeck. Man sehe zwar, dass die Säulen so nicht bauzeitlich sein können. Mit der Unterstützung der Tübinger Professorin und Restauratorin Julia Feldtkeller und dem Denkmalamt wurde so lange recherchiert, bis ein Gesamtbild vorhanden war, das keine Fragen mehr offen lasse, sagt Ito.

Die neuen Sandsteinsäulen fügen sich architektonisch ins Gesamtbild ein. Foto: nh

So konnte der Stuttgarter Steinmetzbetrieb von Markus Heller einen Säulenentwurf erstellen. „Es freut uns, dass die Kirchengemeinde die Chancen nutzen und die notwendige Sanierung der Säulen, die in den 60ern nicht möglich war, vornehmen konnte“, sagt Ito. So erhalte der Turm wieder ein stimmiges Gesamtbild im Sinne des ursprünglichen Entwurfs von Architekt Friedrich von Leins. Die Steinmetze selbst mussten sich eigens für den Einbau eine Konstruktion überlegen. Mit Lift, Seilzug und Millimeter genauem Arbeiten konnten die Säulen innerhalb von einer Woche eingebaut werden.

Sind die Arbeiten am Sandstein abgeschlossen, muss das Ziffernblatt restauriert und die Uhr montiert werden. Malerarbeiten am unteren Kirchturm folgen, ein Taubenschutz wird montiert. Zudem soll der Eingangs- und Außenbereich der Kirche barrierefreier gestaltet werden.