Im historischen Rathaus in Leonberg ist weiter nur das Ordnungsamt untergebracht. Der Gemeinderat stimmt beim Konzept für einen Rathaus-Neubau gegen einen Anbau für Kulturamt und Touristeninformation am Marktplatz.

Leonberg - Die Würfel im Gemeinderat sind gefallen. Aber nicht für den kubusförmigen Anbau hinter dem historischen Rathaus am Marktplatz, den sich die Stadtverwaltung gewünscht hätte. Dort hätte nach ihrer Vorstellung das Kulturamt samt Stadtmarketing einziehen sollen. Dieses wird nun im notwendigen Rathaus-Neubau am Belforter Platz untergebracht. Am Marktplatz bleibt dagegen alles beim Alten: Ordnungsamt mit Bürger- und Standesamt, keine freigelegten Arkaden. So zumindest wollte es die Mehrheit im Gemeinderat am Dienstagabend. Dort hatte die Stadtverwaltung ihre Wunschvariante Nummer vier zum Beschluss vorgelegt. Die Besucherplätze im großen Sitzungssaal waren alle belegt, zum Großteil mit Mitarbeitern der Ämter, über deren neue Heimat entschieden wurde.

 

Doch schon bei den Freien Wählern, die sich als erste Fraktion äußerte, zeichnete sich die Entscheidung ab. Der Fraktionsvorsitzende Axel Röckle beantragte Variante drei: nur das Ordnungsamt im Alten Rathaus. Mit 23 Millionen Euro die günstigste der vier möglichen Varianten. Doch Röckle ging noch weiter: Die im Anbau-Plan inbegriffene Sanierung samt Umbau des historischen Verwaltungsgebäudes am Marktplatz soll bis auf Weiteres zurückgestellt werden. „Wir sind verantwortlich für das Alte Rathaus und wollen auch den Marktplatz nicht schwächen“, begründete Röckle den Entschluss seiner Fraktion. Allerdings verband er den Antrag für die Variante drei mit einem Auftrag an die Stadtverwaltung. Diese soll prüfen, ob das Bürgeramt am Markt nicht künftig die Aufgaben einer Touristeninformation, des viel diskutierten i-Punktes, übernehmen könne.

Dem Antrag schlossen sich CDU, SPD und FDP an. Auch wenn zwei Fraktionen noch vor einer Woche ganz andere Lösungen favorisiert hatten. So sagte SPD-Fraktionschefin Christa Weiß auch: „Wir stellen unsere Fraktionsziele hintenan für einen Konsens.“ Die SPD hatte sich zuvor für möglichst viele Ämter im Neubau ausgesprochen gehabt.

„Der erste Fehler wurde in den 70er-Jahren gemacht, als das Rathaus ins alte Landratsamt umzog. Nun sollten wir nicht den zweiten Fehler machen und alle Ämter aus dem historischen Rathaus abziehen“, begründete der FDP-Chef Dieter Maurmaier das Votum für einen Verbleib des Ordnungsamtes. An dieser zentralen Stelle müsse sich die Stadtverwaltung präsentieren. Aber man könne sich keinen zweiten Rathausbau leisten, spielte er auf die Anbau-Variante an.

Die CDU hatte mit einem zwischenzeitlichen Antrag auf Vertagung für Unmut gesorgt. Zu viele Fragen seien noch offen, wie man den künftigen Mittelpunkt der Stadtachse vom Neuköllner Platz zur Altstadt gestalten wolle, sagte die Fraktionschefin Elke Staubach. Doch die Mehrheit lehnte eine Vertagung ab. „Das Gebäude muss in vier Jahren stehen, deshalb müssen wir das jetzt entscheiden“, meinte Wolfgang Schaal (Freie Wähler). Aus Brandschutzgründen darf die Verwaltung das bisherige Neue Rathaus am Belforter Platz nur bis Januar 2017 nutzen.

Eine ganz andere Lösung hatte sich die Neue Liste vorgestellt. Deren Fraktionsvorsitzender Rainer Zachert sprach sich für Variante zwei aus: Vom Ordnungsamt bleibt nur das Standesamt am Markt, dafür zieht das Kulturamt mit ein. „Das könnte den Markt attraktiver machen. So lassen wir uns Spielraum, dort etwas für unsere Mitbürger zu tun“, sagte Zachert.

Bei der Abstimmung votierte auch die Gabl für diesen Vorschlag. „Wir wollen möglichst viel Attraktivität für den Marktplatz, aber wir wollen keinen Anbau. Es reicht, wenn im historischen Rathaus ein Verwaltungskern untergebracht ist“, sagte Gabl-Chef Bernd Murschel.

In einem weiteren Punkt stimmten die Räte über das Raumprogramm ab. So wird es im Neubau keine Gewerbeflächen geben, dafür eine Cafeteria. Außerdem wird eine Tiefgarage anstelle des Parkplatzes gebaut. Der komplette Rathaus-Neubau wird in einem integrierten Wettbewerb ausgeschrieben. Das heißt, dass sich Generalunternehmen und Architekten zusammenschließen und mit einem Entwurf gemeinsam bewerben. Dies soll die Wettbewerbs- und Planungszeit verkürzen.