Leonberg
Eine Reparatur erweist sich als zu kostspielig. Weil die Fahrstühle wegen der örtlichen Gegebenheiten in der Regel Unikate sind, dauert die Lieferung längere Zeit. Insgesamt wird mit Kosten in Höhe von rund 155 000 Euro gerechnet.

Leonberg - Dieses Mal ist es kein Vandalismus gewesen, der den einen Fahrstuhl am Bahnhof lahmgelegt hat. Wir haben ein technisches Problem mit dem Lift“, sagt der Sprecher der Deutschen Bahn, Werner Graf. Bis der Aufzug allerdings wieder in Funktion geht, wird es voraussichtlich Ende November oder Anfang Dezember werden.

 

Seit einigen Tagen weist ein Schild darauf hin, dass der Fahrstuhl am Gleis 1 des Leonberger Bahnhofs außer Betrieb und defekt ist. „Für unsere Fahrgäste ist das natürlich ein beträchtlicher Komfortverlust“, räumt Graf ein. Eine Prüfung habe gezeigt, dass es erhebliche Probleme mit der Hydraulik gebe, die die Kabine nach oben und nach unten bewegt, so der Bahnsprecher.

Reparatur wäre zu teuer

Zuerst wurde bei der Bahn eine Reparatur des Liftes in Betracht gezogen. „Doch dann hat sich herausgestellt, dass diese sehr teuer ausfallen wird“, erklärt der Bahnsprecher. Deshalb habe man beschlossen, den Aufzug komplett auszutauschen.

Doch das ist leichter gesagt, als getan. „Wir haben im VVS-Gebiet rund 100 Aufzüge, doch kaum einer ist baugleich mit dem anderen“, sagt Graf. Jeder Lift müsse an die örtlichen Gegebenheiten angepasst werden. „Es sind also alles Unikate und eine solche Produktion braucht seine Zeit.“

Der Fahrstuhl an Gleis 1 dient vor allem dazu, Fahrgäste im Rollstuhl oder solche mit Kinderwagen in die Unterführung zu bringen, damit sie komfortabler an die Bahnsteige der Gleise 2 und 3 gelangen können. „Ohne den Aufzug haben Rollstuhlfahrer und Personen mit Kinderwagen immer noch die Möglichkeit, die spezielle Rampe an der Unterführung zu nutzen, die in die Gartenstadt führt“, weist Graf auf die örtlichen Möglichkeiten hin.

Wie lange müssen sich Bahnkunden nun in Geduld üben? „Bis der Aufzug geliefert werden kann, ist es Herbst“, so Graf. Es sei geplant, den defekten Lift im Oktober auszubauen und im November durch den neuen Fahrstuhl zu ersetzen. Werde er früher geliefert, werde alles vorgezogen.

Billig wird das gute Stück nicht werden. Der Fahrstuhl als solcher kostet etwa 80 000 Euro, der neue Schacht rund 25 000 Euro. Die Arbeiten schlagen mit geschätzten 35 000 Euro zu Buche. Hinzu kommen noch etwa 15 000 Euro Planungskosten. Der jetzige Fahrstuhl ist 15 Jahre alt. „Damit hat er ungefähr seine anvisierte Betriebsdauer erreicht“, erläutert Graf. Zumal hier die etwas störanfälligere Hydrauliktechnik angewandt worden sei. „Bei dem neuen Aufzug kommen Seilzüge zum Einsatz – das ist nicht nur weniger störanfällig, es wird auch weniger Strom verbraucht“, rechnet Werner Graf vor.

Aufzugschächte oft als Toiletten missbraucht

Dass der Bahnsprecher ausdrücklich betont hat, dass nicht Vandalismus der Grund für den Ausfall ist, kommt nicht von ungefähr. Denn häufig, wenn die Vernunft dem Alkohol zum Opfer gefallen ist und der letzte Rest Anstand auf der Strecke bleibt, werden die Aufzüge als Toiletten missbraucht oder mit roher Gewalt beschädigt. Die Spuren eines solchen gescheiterten Zerstörungsversuches sind übrigens am Leonberger Bahnhof an der Sicherheitstür des kaputten Aufzuges zu sehen.

Doch es sind nicht immer Zweibeiner, die die Fahrstühle am Bahnhof außer Gefecht setzen. Vor knapp einem Jahr haben Siebenschläfer dafür gesorgt, dass der Personenlift in Leonberg zum Problemfall der Bahn wurden. Die kleinen Nager hatten den Aufzug anscheinend zum Fressen gern - insbesondere die Kabel und sonstige Bauteile der Türsteuerung. Drei Mal war der Lift deshalb im vergangenen August außer Betrieb gewesen. Siebenschläfer stehen übrigens unter Naturschutz.