Die Stadt will sich mit dem umfangreichen Projekt „Leonberg 2040“ für die kommenden 20 Jahren zukunftsfähig machen. Die Bevölkerung wird in einer öffentlichen Vorstellung erstmals mit ins Boot genommen.

Wohin entwickelt sich Leonberg mit seinen derzeit etwas mehr als 49 000 Einwohnern in den nächsten 20 Jahren? Unter dem Arbeitstitel „Leonberg 2040“ beschäftigt sich seit einiger Zeit die Verwaltung in Zusammenarbeit mit dem Gemeinderat mit dem Thema, die Stadt bis ins Jahr 2040 zukunftsfähig zu machen. Auf diese Reise sollen jetzt auch die Bürgerinnen und Bürger der Stadt mitgenommen werden.

 

Erstmals wurde das Mammut-Projekt der Öffentlichkeit vorgestellt. Gekommen waren am Mittwochabend in die Leonberger Stadthalle etwa 100 Interessierte. Weitere verfolgten die Veranstaltung über einen Livestream, den die Verwaltung geschaltet hatte. Leonbergs Baubürgermeister Klaus Brenner erläuterte in seinem einführenden Vortrag zunächst grundlegende Details.

Sperriger Begriff aber notwendig für die Entwicklung

Beispielsweise, weshalb es längst überfällig ist, den Flächennutzungsplan neu aufzustellen. Der seitherige wurde im Jahr 2006 erstellt und regelte die räumliche Entwicklung in der Stadt nur bis ins Jahr 2020. In diesem Zeitraum wurde er bereits 34 Mal geändert, um Projekte wie beispielsweise das neue Gewerbegebiet Leo-West, die Wohnbebauung „Pandion“ an der Jahnstraße oder die „Kita Nord“ an der Oberen Burghalde verwirklichen zu können.

„Und so sperrig der Begriff auch ist, so notwendig ist er für die Entwicklung einer Kommune“, sagte Brenner. Der Flächennutzungsplan ist eine grafische Darstellung des Gemeindegebietes, darauf zu erkennen ist die gesamte Bodennutzung. Eingezeichnet sind sowohl Wohn- und Gewerbegebiete als auch Ackerflächen.

Motorisierter Verkehr soll keine übergeordnete Rolle mehr spielen

Der Flächennutzungsplan ist damit die Grundlage für das Stadtentwicklungskonzept und auch für die Innenstadtstrategie, die wiederum dafür sorgen soll, dass Leonbergs Zentren wie Altstadt, neue Stadtmitte um das Leo-Center und Römerstraße sowie Alt-Eltingen künftig besser vernetzt werden. Der motorisierte Verkehr soll dabei keine übergeordnete Rolle mehr spielen. Um das finanziell stemmen zu können, möchte die Stadt von verschiedenen Förderprogrammen profitieren.

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Klaus Brenner zeigte auf, wo der Fortschritt in der Stadt bereits zu sehen ist. Einige Baugebiete sind gerade in der Entstehungsphase: 140 Wohneinheiten sind in der in der Jahnstraße geplant, 85 in der Römerstraße, 54 in der Brandenburger Straße und etwa 70 in der Grabenstraße auf dem Kreissparkassen-Areal.

Weitere sind mit den Projekten auf dem Post-Areal, in der Berliner Straße, am Unteren Schützenrain und Hinter den Gärten in Warmbronn vorgesehen. Freiflächen wie der Stadtpark, der geplante Stadtgarten beim Layer-Areal oder die alte Autobahntrasse sollen die Aufenthaltsqualität in der Stadt verbessern. Nicht zu vergessen sei, so Brenner, die Entwicklung der Schulen und Kitas.

Anschauliches Beispiel: die Entwicklung von Aalen

Die Stadtverwaltung ist im Austausch mit anderen Gemeinden und hatte für die Auftaktveranstaltung Andreas Steidel vom Stadtplanungsamt Aalen mit ins Boot geholt, der das Projekt „Attraktives Aalen 2030“ vorstellte. Die im Zentrum Ostwürttembergs gelegene wachsende Mittelstadt zählt etwa 68 400 Einwohner.

Die Kommune ist, was den Entwicklungsprozess betrifft, den Leonbergern schon einige Schritte voraus. Der Gemeinderat hatte im Jahr 2017 grünes Licht für die Fortschreibung des Flächennutzungsplanes gegeben. Noch im selben Jahr startete die Bürgerbeteiligung. „Das Interesse war bei uns anfangs nicht so groß wie heute Abend bei Ihnen. Ich bin überrascht von der guten Resonanz und kann Ihnen nur Mut machen, sich einzubringen, es lohnt sich“, sagte Andreas Steidel.

Schwerpunkt ist die Innenentwicklung

Eine Stadt müsse sich stets neuen Herausforderungen wie dem Klimawandel, der Energie- und Mobilitätswende, dem demografischen Wandel, der Wohnraumversorgung oder der Transformation der Wirtschaft stellen. So entstanden auch in Aalen neue Wohnquartiere – beispielsweise das Stadtoval am Bahnhof in zentraler Lage, wo ein historisches Gebäude erhalten wurde und Neues entstand. „Innenentwicklung ist seit Jahren unser Schwerpunkt“, erläuterte Steidel. Und seit 2017 hat die Stadt hierfür eine Innenentwicklungsmanagerin.

Seitdem sind die Baulücken in einem Baulandkataster registriert – allein im Stadtbezirk Ebnat wurden bereits 20 innerörtliche Baulücken aktiviert. Die Gemeinde startete ein Förderprogramm „100 Fassaden in Aalen“, um die Innenstadt wieder attraktiver zu gestalten. Die Bevölkerung wurde bei Stadtspaziergängen gehört. Plätze sind neu gestaltet, dadurch entstanden neue Treffpunkte.

Partnerschaft mit der Robert Bosch GmbH

Mit der Robert Bosch GmbH hat die Stadt Leonberg einen Partner gefunden, der in der Innenstadt an der Ecke Poststraße/Römerstraße bereits sein Hauptquartier für den neuen Geschäftsbereich „Cross-Domain Computing Solutions“ entstehen lässt. Hier wird das Unternehmen künftig Software- und Elektronikkompetenz bündeln und auch das autonome Fahren sowie die Weiterentwicklung der Fahrerassistenzsysteme mit Hochdruck vorantreiben.

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Projektleiter Matthias Buck und Udo Osterholz – verantwortlicher Planer für Infrastruktur, Verkehrsanlagen und betriebliche Mobilität – stellten das Campus-Projekt vor und erläuterten, wie sich die Firma in die Stadt integrieren möchte. „Wir planen, dass das Gebäude 2023 bezugsfertig ist. Dann hoffen wir, dass wir alle ein großes Fest feiern können“, sagte Buck.