Das Projekt „Leonberg 2040“ zielt auf eine strategische Vernetzung ab und soll Leonberg zu einer attraktiven und zukunftsfähigen Innenstadt verhelfen.

Leonberg - Groß in die Zukunft denken. Das ist die Devise von Leonbergs Oberbürgermeister Martin Georg Cohn (SPD). An Projektideen mangelt es dem 55-Jährigen, der im September 2017 im ersten Wahlgang mit 51,98 Prozent der abgegebenen Stimmen zum Chef der Stadt unterm Engelberg gewählt wurde, nicht. Schließlich hatte er schon in seinem Wahlkampf viel frischen Wind versprochen. Seine Vision: Eine menschengerechte Innenstadt zu erschaffen, in der Autos eine nachgeordnete Rolle spielen – die „Stadt für morgen“.

 

Mit der geplanten Testphase, ob die vier Spuren in der Eltinger Straße und in der Brennerstraße für den Individualverkehr auf zwei Bahnen reduziert werden können, ist bereits Bewegung ins Spiel gekommen. Die Weichen für die Bebauung des Postareals sind gestellt. Doch noch herrscht Stille dort zwischen der Lindenstraße und der Bahnhofstraße. So auch bei den längst beschlossenen Baugebieten an der Berliner Straße und am Unteren Schützenrain.

Schriftliche Bestätigung von der Bundesministerin

In der Zwischenzeit ist bereits das nächste Projekt am Start, das irgendwie zum großen Ganzen dazugehört. Die Stadtverwaltung möchte die Achse zwischen Alt-Eltingen, Neuköllner Platz und Altstadt durch bauliche Umgestaltung noch stärker zusammenwachsen lassen. Das Projekt „Leonberg 2040“ zielt auf eine strategische Vernetzung ab und soll Leonberg zu einer attraktiven und zukunftsfähigen Innenstadt verhelfen. Es sollen Erlebnisräume mit vielfältigen Versorgungs-, Event- und Kulturangeboten geschaffen und diese mit Grün- sowie Freiräumen sinnvoll verzahnt werden.

Schon Ende des vergangenen Jahres machte das Bundesinnenministerium mit seinem Programm „Zukunftsfähige Innenstädte und Zentren“ Fördergelder für die Innenstadtentwicklungen locker: 250 Millionen Euro für 238 auserwählte Kommunen. Im Landkreis Böblingen erhalten drei Städte – Leonberg, Sindelfingen und Herrenberg – insgesamt 2,517 Millionen Euro aus dem Bundesprogramm. Die Stadtentwicklung in Leonberg fördert der Bund mit 352 000 Euro. Die schriftliche Bestätigung dieser Unterstützung flatterte der Leonberger Verwaltung nun vor ein paar Tagen ins Haus – unterzeichnet von Klara Geywitz, der Bundesministerin für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen. Fehlt also nur noch der letzte formelle Akt, die Einreichung des Förderantrags bis zum 28. Februar.

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Diesem Leonberger Stadtentwicklungsprozess soll die längst fällige Neuaufstellung der Flächennutzungsplanung vorgelagert werden. Die Verwaltung erhofft sich dadurch, dass Bestandteile des Flächennutzungsplans ebenfalls förderungswürdig sind. Insgesamt 470 000 Euro sind für das Projekt „Leonberg 2040“ im städtischen Haushaltsplan veranschlagt. Mit der aktuellen Zusage der Bundesfördermittel in Höhe von 352  000 Euro kann die Verwaltung auf eine gute Basis aufbauen.

„Viele Planungen haben wir schon vergessen“

Im Planungsausschuss bekam die Verwaltung grundsätzlich Rückendeckung für dieses zukunftsträchtige Projekt. „Es leuchtet jedem ein, dass die Verbindung zwischen den Stadtteilen besser gemacht werden kann, umso besser noch, wenn das mit dem Flächennutzungsplan verbunden werden soll“, sagte Gudrun Sach (Bündnis 90 / Die Grünen). Allerdings, mahnte die Stadträtin auch an, würden von der Verwaltung in der Zwischenzeit jede Menge Konzepte und Strategien geplant. „Das weckt in mir die Furcht, dass heiße Luft entsteht, doch hoffe ich auch, dass etwas Konkretes dabei rauskommt. Viele Planungen haben wir ja leider schon vergessen.“

Auch die SPD-Rätin Christa Weiß steht hinter dem Projekt, die Innenstadt zukunftsfähig zu machen. „Es passiert was, jetzt fehlt nur noch der Flächennutzungsplan.“ Den Vorschlag, das Kino Traumpalast in der Neuen Ramtelstraße ebenfalls in das große Ganze einzubeziehen, machte Dieter Maurmaier (FDP).

Sehr fiktiv und eine große Herausforderung

Martin Georg Cohn gab zu, dass die Zielsetzung für das Jahr 2040 noch „sehr fiktiv und eine große Herausforderung“ sei. In der ersten Phase müssten die Datengrundlagen erschaffen werden, in Phase zwei beschäftigen sich dann verschiedene Fachforen mit Handlungsfeldern wie Wohnen, Gewerbe, Mobilität, Einzelhandel, Klima, Nachbarschaft und Bildung. Auch die Bürgerinnen und Bürger sollen an diesem Prozess beteiligt werden.

„Das sind Denkprozesse nach vorne, um zu schauen, wie die Stadt im Jahr 2040 aussehen kann.“ Er glaube jedenfalls, dass das Gremium das hinbekomme. „Dazu brauchen wir den Mut und Geist.“ Denn: „Vor zwölf Jahren war es auch noch unvorstellbar, dass das iPhone das Büro werden würde, oder dass man mit der Uhr telefonieren kann.“