Baubürgermeister Klaus Brenner erklärt, wie eine europaweite Ausschreibung bei einem Mammutprojekt funktioniert.

Leonberg - Seit Anfang der Woche haben die Planer und Bauarbeiter im Leobad das Kommando übernommen. Das größte Freibad der Region wird für rund 15 Millionen Euro generalsaniert und zur Saison 2020 wieder eröffnet. Dass die Arbeiten nicht wir ursprünglich geplant direkt nach den Sommerferien losgegangen sind, hat der Stadt und dem Baubürgermeister Kritik eingebracht. Besonders SPD und Grüne fürchten, dass der Zeitplan gefährdet sei.

 

Im Gespräch mit unserer Zeitung erklärt Klaus Brenner die Abläufe des Mammutprojektes und die damit verbundenen Schwierigkeiten. Der Chef des Leonberger Baudezernates bekräftigt seine Erwartung, dass das Leobad wie geplant im Mai 2020 wieder eröffnet wird.

Herr Brenner, was muss fachlich geschehen, damit ein Großprojekt wie die 15 Millionen Euro schwere Sanierung des Leobades auf den Weg kommt?

Wir hatten uns bereits vor dem Ratsbeschluss vom 20. März, in dem das Gesamtprojekt beschlossen wurde, bei Architekten und Planern umgehört, ob sie für das Vorhaben in Frage kommen. Konkrete Vereinbarungen konnten aber erst dann getroffen werden, als die Sanierungsvorgaben des Gemeinderates detailliert klar waren.

Was ist nach dem Ratsbeschluss passiert?

Wir mussten Architekten und Planer finden, und zwar solche, die Referenzen im Bäderbau vorweisen können.

Anfangs hatte es geheißen, dass direkt nach dem Ende der Freiluftsaison die Arbeiten hätten beginnen sollen.

Dafür hätten wir die Angebote der teilnehmenden Unternehmen für den ersten Abschnitt vor der Sommerpause einsehen müssen. Das war zu knapp, weil wir erst nach dem Ratsbeschluss die Arbeiten ausschreiben konnten, was europaweit geschehen muss.

Das hatten Sie ja vorher gewusst. Dennoch war immer von einem Baubeginn nach der Schließung des Leobades die Rede.

In der Tat wäre es von der psychologischen Wirkung besser gewesen, wenn wir direkt nach den Ferien losgelegt hätten.

Das wirtschaftlichste Angebot bekommt Zuschlag

Auf kritische Nachfragen im Gemeinderat haben Sie erklärt, dass der Zeitplan nicht gefährdet ist.

So ist es! Die Arbeiten beginnen jetzt.

Das bedeutet?

Die Baustelle wird eingerichtet: Bauzäune und Absperrungen werden aufgestellt. Es gibt Abbrucharbeiten im Inneren, zum Beispiel die Umkleidekabinen. Und der Beton wird saniert. Das ist der erste große Block, der bis zum Februar dauert.

Was geschieht dann?

Dann stehen die zentralen Arbeiten an: Die Umgestaltung der Becken mit Edelstahl, die Rohbauten und eine komplette Erneuerung der Haustechnik. Die Ausschreibung hierfür geht Ende des Monats heraus. Dementsprechend hätte es am Bauablauf nichts geändert, wenn wir direkt nach der Schließung angefangen hätten. Diese zentralen Arbeiten können erst, und so sieht es auch der Bauablaufplan vor, im Frühjahr 2019 angegangen werden.

Ist die Ausschreibung nicht sehr knapp?

Nein. Die Angebote müssen bis zum 11. Januar vorliegen. Für die hausinterne Prüfung brauchen wir etwa eine Woche, dann können wir die Beschlussvorlagen für den Gemeinderat erstellen, der im Februar die Vergabe formal beschließen kann.

Ist das dann wiederum nicht für das Unternehmen sehr knapp, wenn die Hauptarbeiten im März beginnen sollen?

Wir sind gesetzlich verpflichtet, dass das wirtschaftlichste Angebot den Zuschlag bekommt. Da die Firmen, die sich um den Auftrag beworben haben, bei der Öffnung der Angebote im Januar dabei sein können, weiß der günstigste Bieter bereits dann, dass er sehr wahrscheinlich zum Zuge kommt.

Ist das wirtschaftlichste automatisch das billigste Angebot?

Nicht unbedingt. Wenn wir den Eindruck haben, dass ein Angebot nicht funktionieren kann, würden wir es nicht nehmen.

Sind damit alle Ausschreibungen erledigt?

Es gibt noch ein kleineres Paket für die Fliesenarbeiten, die Ausstattung, etwa die Duschen, und das Dampfbad. Hier läuft die Vergabe Ende April.

Bis Ende März soll alles fertig sein

Wie lange dauert die Gesamtsanierung?

Bis Ende des kommenden Jahres sollen die Hauptarbeiten erledigt sein. Anfang 2020 werden die Wiesen und Hecken auf Vordermann gebracht, danach haben wir einen weiteren Puffer.

Das bedeutet?

Bis Ende März soll alles komplett fertig sein. Danach können wir das neue Bad testen: Wasser einlaufen lassen, die Technik überprüfen, eventuelle Mängel beseitigen. Dafür haben wir sechs Wochen Zeit. Das müsste mehr als ausreichend sein.

Wir müssen also zur Eröffnung im Mai 2020 nicht mit einem Bauhelm ins Freibad gehen, wie es der SPD-Fraktionschef Ottmar Pfitzenmaier befürchtet?

Wir haben bereits viele Großprojekte realisiert, etwa den Rathaus-Neubau. Natürlich ist ein Schwimmbad etwas Besonderes, das bauen wir nicht jedes Jahr. Deshalb schalten wir eine weitere Absicherung ein: Wir holen uns punktuell Kompetenz von außen und lassen das Projekt von externen Experten im Bäderbau phasenweise begleiten.

Die Ursprungsarchitekten könnten die Sanierung aber noch verhindern. Sie bestehen auf das Einhalten ihrer Gestaltung von vor 30 Jahren und klagen gegen die Stadt.

Wir hatten die früheren Architekten immer mit am Tisch gehabt. In der Tat mussten wir die Pläne aus wirtschaftlichen und technischen Gründen vereinfachen, haben aber Reminiszenzen an die ursprüngliche Struktur erhalten.

Der Gemeinderat hat beschlossen, es auf einen Rechtsstreit ankommen zu lassen.

Letztlich geht es um Geld. Zum laufenden Verfahren wollen wir uns nicht äußern.