Immer wieder füllt sich das Weinglas vom goldenen Esel: Genießen, schauen, kaufen lautet für viele Besucher das Motto bei der Langen Einkaufsnacht in Eltingen.

Leonberg - Am Freitagabend war was los in Eltingen. Gefühlt der halbe Stadtteil war zwischen Carl-Schmincke-Straße und Brennerstraße auf den Beinen, vor vielen Geschäften standen Menschen mit Weingläsern in der Hand. 14 Geschäfte hatten unter Federführung der Werbegemeinschaft „Wir sind Eltingen“ zur langen Einkaufsnacht geladen.

 

Dass so viele Menschen kamen, überraschte manchmal sogar die teilnehmenden Geschäftsinhaber, wie etwa Lea Deuss vom Hofladen Querbeet. Sie ist, ebenso wie Petra Heiser mit dem Blumenfachgeschäft Blütentraum, neu in der Eltinger Werbegemeinschaft. „Ich habe so einen Ansturm nicht erwartet“, sagte die junge Frau, „aber ich freue mich sehr.“

Draußen vor dem Laden, in dem sie Produkte vom Bauernhof ihrer Eltern und vom Gemüseanbau ihres Lebenspartners verkauft, offerierte der Wengerter Martin Hartmann Weine aus Eltingen und Leonberg, die alle die Bezeichnung Eltinger Ehrenberg tragen, wie er der Besucherschar erklärte. Zu dieser gehörten auch zwei muntere Eltingerinnen, die sich die Achtel-Gläschen mit dem Esel – dem Eltinger Wappentier – füllen ließen. „Wir wohnen um die Ecke und fangen heute Abend hier an“, sagten sie lachend.

Edle Tropfen

Und tatsächlich waren sie wenig später ein paar Meter weiter wieder zu sehen, bei der Bäckerei Marquart. Dort gab es edle Tropfen von der Kellerei Rilling aus Cannstatt – „das hat bei uns eine lange Tradition“, erklärte ein gutgelaunter Steffen Marquart. Vierzig Zwiebel- und Kartoffelkuchen sowie Quiches Lorraine hatte er für diesen Abend extra gebacken, und die gingen weg wie warme Semmeln – kostenlos, wie alle kulinarischen Beigaben zum Wein in den Geschäften. Bei Marquart war der Andrang an diesem Abend besonders groß, denn dort spielte zur Unterhaltung der Musikverein Lyra auf. „Das habe ich mir gewünscht, das ist mein vorgezogenes Geburtstagsständchen“, verriet der Gastgeber, der am Sonntag einen runden Geburtstag feierte. Auch ein paar Häuser, weiter beim Raumausstatter Ralf Steiner, wo zu vorgerückter Stunde Kundinnen einen Blick auf die Gardinenauswahl warfen, war die Musik noch zu hören, wenn man vorm Laden am Weinglas nippte.

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Apropos Weinglas: Zwei Euro mussten die Gäste dafür einmalig berappen. Dafür konnten sie es sich überall kostenlos füllen lassen. „Das ist das Glas vom goldenen Esel, das füllt sich auf wundersame Weise immer wieder selbst“, meinte Marc Schmidt vom Herrenausstatter Wibbel. Das Geschäft macht schon seit vielen Jahren bei den Aktionen der Werbegemeinschaft mit. Den verkaufsoffenen Sonntagen wurden gerichtlich enge Grenzen gesetzt. Sie müssen im Zusammenhang mit einem Event stehen, das ohnehin ein Publikumsmagnet ist, wie der Pferdemarkt oder die Oldtimer-Rallye „Leo Motor Classic“, die coronabedingt nicht stattfand. Stattdessen nun die langen Einkaufsnächte. „Die Kunden kommen durchaus auch zum Kaufen“, so Marc Schmidt.

Das bestätigt auch Friedbert Sigloch von Betten Leo in der Römergalerie. Es seien etliche Kunden da gewesen, die Rabatte genutzt und warme Decken, Kissen oder Bettwäsche gekauft haben. „Wir sind gerne mit dabei, obwohl wir eigentlich gar nicht mehr zu Eltingen gehören“, so Sigloch.

Gute Beziehungen pflegen

Kunden- und Nachbarschaftskontakte pflegen, war hingegen in der Werkstatt von Willi Wendels Kfz-Technik GmbH angesagt. „Wir verkaufen zwar auch Dosenwurst von unseren Tieren, aber das ist nicht unser Hauptgeschäft“, sagte der Nebenerwerbslandwirt und CDU-Stadtrat. Unter die Gäste hatten sich der Freie Wähler-Stadtrat Georg Pfeiffer mit seiner Frau Susan Gschwender gemischt. „Wir wohnen hier in Eltingen und sind gerne an einem solchen Abend unterwegs“, sagte die Immobilienmaklerin.

Die beiden waren später auch bei Schaal Bad und Design-Geschäft an der Brennerstraße zu sehen. Geschäftsführer Tilo Kraus schnitt dort auf einer historischen Schneidemaschine leckeren Parma-Schinken für die vielen Gäste, unter ihnen auch Baubürgermeister Klaus Brenner. „Das ist heute so etwas wie die inoffizielle Eröffnung unserer neuen Bad-Ausstellung, was wir wegen Corona bisher nicht offiziell machen konnten“, so Kraus.

Auch zu später Stunde wird geschaut

Eher zum Schauen standen auch noch nach 21 Uhr Neugierige vor dem Geschäft von Optik Fassl von Sabine Frederking. In den Schaufenstern hängen Plakate mit optischen Phänomenen, wie sie im Rathaus zum 50-jährigen Geschäftsjubiläum gezeigt werden. „Wir freuen uns, wenn die Leute die Optik einmal anders wahrnehmen“, so Frederking.

Ähnlich war es auch beim Elektrofachgeschäft Elkelb an der Brennerstraße. „Bei uns hat es etwas gedauert, bis die Leute heute hier ankamen“, sagte die Geschäftsführerin Monika Fischer mit Verweis auf die Randlage ihres Betriebs. Dann aber schmeckte auch hier ein Tröpfchen wie der Kerner vom Schumisberg mit einem Anteil Silvaner von der Feinau von Christian Bock, der gerade auf biologischen Anbau umstellt.