Peter Seimer setzt sich gegen Sabine Kurtz (CDU) durch.

Leonberg - Als sich vor ziemlich genau einem Jahr Peter Seimer im innerparteilichen Kampf die Landtagskandidatur für die Grünen im Wahlkreis Leonberg sicherte, gratulierte ihm der bisherige Amtsinhaber Bernd Murschel mit den Worten: „Ich freue mich, dass du in meine Fußstapfen trittst.“ Was angesichts des erheblichen Größenunterschieds nicht einer gewissen Komik entbehrte.

 

Doch obwohl Seimer nach eigenen Angaben in Schuhgröße 47 durch das Leben schreitet und Murschel nur in Größe 40, muss der Aidlinger erst einmal beweisen, ob er die politischen Fußstapfen des Leonbergers auch ausfüllen kann. Aus dem Stand schaffte er mit 32,7 Prozent ein respektables Ergebnis und lag damit ziemliche exakt beim Gesamtergebnis der Grünen.

Aus dem Stand ins Parlament

„Dass ich bei meiner ersten Wahl gleich das Direktmandat hole, ist super“, sagte der 27-Jährige, der Steuerfahnder von Beruf ist. Er sieht in dem Ergebnis eine Bestätigung der Arbeit der Grünen in der Landesregierung, aber zugleich auch eine Absage der Wähler an populistische Parteien wie die AfD. „Diese Wahl ist ein Erfolg für alle demokratischen Parteien“, sagte Seimer.

Kurtz über dem CDU-Schnitt

Mit seinem Ergebnis übertraf der Aidlinger sogar noch das bisherige Grünen-Spitzenergebnis im Wahlkreis von Bernd Murschel (2016: 31,9 Prozent). Vor der Wahl war von einem Kopf-an-Kopf-Rennen mit Sabine Kurtz von der CDU die Rede gewesen. Doch die Landtagsvizepräsidentin, seit 2006 im Parlament ist, lag mit exakt 26 Prozent deutlich hinter Seimer, aber immerhin noch über dem Landesergebnis. Dennoch musste die 59-Jährige, wie schon 2016, um den Wiedereinzug bangen.

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„Das ist ein sehr unerfreuliches Ergebnis für die CDU“, sagte Kurtz am Abend. „Das war mein vierter Wahlkampf, und keiner war bisher so anstrengend. Wir haben auf allen Kanälen gleichzeitig versucht, zu überzeugen und Wählerinnen und Wähler anzusprechen“, sagte sie am Abend mit Blick auf die Coronapandemie.

FDP: Scheerer kann auf Mandat hoffen

Ebenfalls spät fiel die Entscheidung, ob Hans Dieter Scheerer aus Weil der Stadt erstmals den Sprung ins Landesparlament schafft. Bei seiner zweiten Kandidatur kam der Rechtsanwalt auf 11,7 Prozent und lag damit etwas über dem Landesschnitt seiner Partei. Da diese ihr Ergebnis im Vergleich zur vorangegangenen Wahl steigerte und mit mehr Mandaten rechnen darf, kann sich auch Scheerer Chancen ausrechnen. „Es zeigt sich, wir haben einen guten Wahlkampf gemacht“, meinte Scheerer. Für den Weil der Städter stehen politisch die Zeichen klar auf Ampel-Koalition. „Mit der FDP ist auf Landesebene zu rechnen!“

AfD-Kandidat ist enttäuscht

Peter Keßler fuhr für die AfD 8,1 Prozent ein und lag damit sogar unter dem Landesschnitt. „Ich kann mir das nicht erklären. Das werden wir analysieren müssen“, meinte der Herrenberger. 2016 hatte die Partei noch 14,7 Prozent der Stimmen im Wahlkreis Leonberg geholt.

SPD-Youngster hofft auf die Ampel

10,6 Prozent gab es für den 26 Jahre alten Jan Hambach (SPD). „Ich bin dahingehend zufrieden, dass wir den Abstand zum Landesergebnis verringern konnten“, sagte der Renninger am Abend. Auch er sieht die Zeit für eine Ampel-Koalition auf Landesebene gekommen. „Ich hoffe sehr, dass Winfried Kretschmann darauf eingeht. Mit der CDU hat sich in den vergangenen fünf Jahren nicht viel bewegt“, meinte Hambach.

Achtungserfolg für Freien Wähler

Einen Achtungserfolg kann der Leonberger Dieter Seipler verbuchen. Für die Partei Freie Wähler holte er 3,5 Prozent und damit etliche Stimmen mehr als der Linken-Kandidat Robert Schacht aus Weissach (2,3 Prozent). Seipler hatte sich einen Namen gemacht mit den Diesel-Demos in Stuttgart vor zwei Jahren.