Warum ist die Hesse-Bahn eigentlich ein so emotionales Thema?
Ich bin jetzt zehn Jahre Landrat und habe schon viele schwierige Projekte angestoßen und begleitet – etwa die Schönbuchbahn oder den Klinikneubau. Aber die Hesse-Bahn ist in der Tat das Projekt, das emotional am meisten umtreibt. Ich bedaure das.
Wo sehen Sie Ihre Rolle?
Ich will Brücken schlagen und gemeinsam die Dinge nach vorne bringen. Die besten Argumente sollten zum Zuge kommen. Es geht um das Kernanliegen, rasch eine Schienenanbindung aus dem Calwer Raum zu uns möglich zu machen. Ich hätte in Weil der Stadt bei der Bürgerinfo-Veranstaltung im April viel Beifall bekommen, wenn ich den Gegnern beigepflichtet hätte. Denn eines ist auch klar: Der Calwer Raum hat diese Anbindung verdient. Seit Jahrzehnten kämpft das Calwer Mittelzentrum für eine Anbindung an den Neckarraum. Jetzt stehen sie kurz davor, da sollten wir nicht auf der Bremse stehen.
Manche in Weil der Stadt und Renningen wünschen sich mehr Unterstützung von Ihnen. „Da wird viel mit Kreide gesprochen, das gilt für Herrn Riegger, wie auch für unseren Landrat“, hat zum Beispiel Jürgen Lauffer, der Freie-Wähler-Gemeinderat aus Renningen, gesagt.
Jeder darf seine Meinung äußern, wir leben in einem freien Land. Manche versuchen, das Gemeinwohl-Interesse für sich zu reklamieren. Das darf in einer freien Gesellschaft sein, mich beeinflusst das aber nicht und ich erhoffe mir, dass die Hesse-Bahn schnell ins Ziel fährt.
Wie beurteilen Sie den Protest der beiden Bürgermeister Thilo Schreiber (Weil der Stadt) und Wolfgang Faißt (Renningen)?
Ich beobachte, dass Bürgermeister Schreiber vernünftig agiert und auslotet, was geht und was nicht geht. Auch Bürgermeister Faißt erlebe ich konstruktiv – wohlwissend, dass wir noch viele Probleme gemeinsam lösen müssen, wenn wir zum Beispiel an den Lückenschluss denken. Es gibt keinen Konflikt zwischen den beiden Bürgermeistern und mir. Es gab hitzige Debatten in der Vergangenheit, aber inzwischen ist da eine starke Sachlichkeit eingekehrt.
Sie unterscheiden sich aber schon im Stil.
Vielleicht haben wir unterschiedliche Rollen. Wenn ein Bürgermeister für seine Gemeinde kämpft, dann nehme ich das ernst. Jeder muss schauen, was in seinem Verantwortungsbereich gut und richtig ist. Der Landkreis hat nochmals eine andere Sicht der Dinge.