Der Landesverband aller Obst- und Gartenbauvereine verlegt seinen Hauptsitz von Stuttgart nach Weil der Stadt.

Weil der Stadt - Richtig idyllisch ist es hier oben. Unten sieht man das Panorama von Weil der Stadt mit dem markanten Kirchturm, der durch die herbstlich-bunten Blätter spickt. Rundherum liegen grüne Wiesen, nebenan steht eine Reihe mit Obstbäumen. „Ja, hier wollen wir bauen“, sagt Rolf Heinzelmann. Er ist der Geschäftsführer von „Logl“, dem Landesverband für Obstbau, Garten und Landschaft Baden-Württemberg, also quasi dem Dachverband aller OGVs im Land.

 

Seine Geschäftsstelle will der Logl von Stuttgart nach Weil der Stadt verlegen. Auf dem Malersbuckel sind dafür zwei Gebäude geplant. Rolf Heinzelmann hat einen Lageplan in der Hand, der die Wiese zeigt zwischen der Akademie für Jugendbildung und der Scheuer der Familie Wolf. Zwei schmale Gebäude sind dort eingezeichnet. In einem kommen die Büroräume unter, dazu Seminarräume mit Platz für 50 Menschen. Das andere Gebäude ist für die Technik, die eine zentrale Rolle spielen soll. „Unser Ziel ist ein Null-Emissions-Haus“, sagt Heinzelmann, der von einem Vorzeigeprojekt mit landesweitem Beispielcharakter spricht.

Optisch angelehnt an eine landwirtschaftliche Scheuer

Komplett aus Holz werden die Gebäude errichtet, äußerlich-optisch angelehnt an eine landwirtschaftliche Scheuer, wie sie zum Beispiel gleich nebenan steht. Der Stuttgarter Architekt Holger Lohrmann hat das Konzept und die Pläne entworfen. Lohrmann hat Erfahrung beim Holzbau. „Gebaute Gelassenheit“ hatte die „FAZ“ vor zwei Jahren einen Text überschrieben über ein Holz-Einfamilienhaus in Stuttgart-Gablenberg, das er unauffällig geschickt in eine Wiese voller geschützter Streuobstbäume gesetzt hat. „Wir hatten viele Gespräche mit dem Architekten“, berichtet Rolf Heinzelmann über das Logl-Projekt. „Holger Lohrmann hat sich so richtig reingedacht in die Idee hier.“ Klar, dass auch das Holz aus Baden-Württemberg stammen wird.

Derzeit hat der Logl seinen Sitz in Stuttgart-West, in einem engen Gebäude. In den Besprechungsraum dort passen kaum zehn Leute. Seit zehn Jahren ist der Verband schon auf der Suche nach einem neuen Gebäude. Konkreter wurde es dann 2016. Der Geschäftsführer Rolf Heinzelmann wohnt zwar in Schafhausen. Doch es war nicht seine Idee, den Verband in die eigene Stadt zu holen. „Nein, der Vorsitzende des OGV Calw hat eines Tages gesagt: Schaut doch mal auf den Malersbuckel“, erinnert sich der Geschäftsführer.

Verschiedene Standorte hatte sich der Logl-Vorstand angeschaut. Für Weil der Stadt sprach die gute Verkehrsanbindung, die Lage im Großraum Stuttgart, wo es die meisten Mitglieder gibt, eine funktionierende Obstbau-Beratung im Landratsamt Böblingen. „Und auch die Nähe zu Baden“, ergänzt Heinzelmann. 103 000 Mitglieder in 1000 Ortsverbänden hat der Logl – in beiden Landesteilen. „Wir finden auch die Synergien zur Landesakademie für Jugendbildung hoch spannend“, erklärt er. Bei Veranstaltungen könne man auf deren Räume zurückgreifen, dazu deren Hauswirtschaft und Übernachtungszimmer nutzen. Seit zwei Jahren habe man einen guten Austausch mit dem Akademieleiter Norbert Frank sowie den Trägervereins-Vorsitzenden, Heiderose Berroth und Sabine Kurtz.

Investment von einer Million Euro

Knapp eine Million Euro investiert der Logl in den Neubau, der große Teil dafür stammt aus Krediten, als Sicherheit dient die Immobilie in Stuttgart-West. 2021 beginnen die Bauarbeiten, wenn die Stadt in diesem Jahr noch die Baugenehmigung erteilt. Aber auch hierfür laufen die Gespräche „sehr gut“, berichtet Heinzelmann, wenngleich Bauen im Außenbereich nicht ganz so einfach ist.

„Ausgleichsmaßnahmen wie eine Obstwiese machen wir ja ohnehin“, sagt er. Denn neben dem Neubau entsteht der Vorzeige-Garten mit Streuobst und mit Themenbeeten, alles naturnah gestaltet. Geplant ist, dort Naturerziehung auch für Schüler und Kindergartenkinder anzubieten. Auch die Fortbildungen zum Obst-Fachberater und Obst- und Garten-Coach werden hier stattfinden. Letztere kümmern sich um die Jugendarbeit in den OGVs, also um die Zukunft dieses traditionellen Vereine. „Wir glauben, dass die fachliche, ideologiefreie Vermittlung von Gartenwissen und Gartenkultur Zukunft hat“, ist Heinzelmann überzeugt.