Nach langem Anlauf hat der Gemeinderat Korntal-Münchingen einen Lärmaktionsplan für die Stadt beschlossen. Vielerorts soll das Tempo reduziert werden. Auf die größten Lärmquellen hat die Stadt jedoch kaum Einfluss.

Korntal-Münchingen - Was lange währt, wird endlich gut, heißt es. Für den Lärmaktionsplan in Korntal-Münchingen gilt zumindest: Stadt und Gemeinderat haben sich bemüht, sind aber nur bedingt handlungsfähig. Mit mehr als einjähriger Verspätung hat der Rat den Plan am Donnerstag beschlossen, nachdem erneut die Öffentlichkeit beteiligt worden war. Klar ist aber auch: der Einfluss der Stadt auf den Lärm ist vergleichsweise gering.

 

Neben Autobahn und B 10 sind auch alle Hauptstraßen im Stadtgebiet für den Plan erfasst worden, ebenso die Bahnstrecken. Die größte Belastung geht nach einer Untersuchung des Ingenieurbüros Accon von Zügen, B 10 und A 81 aus. Dafür ist die Stadt nicht zuständig. Beim Thema Schienenlärm ist die Bahn gefragt, bei der es aber bekanntlich „dicke Bretter zu bohren“ gebe, wie es der Bürgermeister Joachim Wolf formulierte. Hinzu kommen die Landes- und Bundesstraßen, bei denen die Stadt ebenfalls nur begrenzten Einfuss hat.

Stadt setzt auf Tempo-30-Zonen

Am stärksten – „sehr hoch“ – betroffen sind Anwohner der Stuttgarter Straße in Münchingen. In Korntal sind laut Untersuchung weniger Menschen großem Lärm ausgesetzt, in der Zuffenhauser Straße ist die Belastung stellenweise hoch. Von Bahnlärm seien einige Bürger hingegen „extrem betroffen“, sagte Christian Fend von Accon. Laut ist es Fend zufolge auch in der Markgröninger Straße am Ortsrand von Münchingen und in den Stadtteilen Kallenberg und Müllerheim, die zwischen B 10 und A 81 liegen. Durch verschiedene Ansätze soll es künftig ruhiger werden. Mehrere Straßen, die Markgröninger, Stuttgarter und Zuffenhauser Straße, sollen zu Tempo-30-Zonen werden. Das Limit in der Zuffenhauser Straße war dabei unter den Gemeinderäten umstritten. Viola Noack (FDP) sprach sich dagegen aus, weil die 30-er Zone nur geringe Vorteile bringe, sie scheiterte jedoch mit ihrem Antrag.

Mancherorts wird es laut bleiben

In denselben Straßen soll lärmarmer Asphalt verlegt werden. Wo es besonders laut ist, sollen die Anwohner Lärmschutzfenster beantragen können. In der Südstraße in Korntal wird das Tempolimit auf 50 statt stellenweise 70 Kilometer pro Stunde gesenkt. Entlang der Bahnstrecken, am Bahnhofsweg, der Apfelallee und – auf Antrag der CDU – auch am Sonnenberg, soll es nach dem Willen der Stadt Lärmschutzwände geben. Das aber ist abhängig von der Bahn. „Wir hoffen, dass wir mit unseren Daten eine gute Verhandlungsbasis haben“, sagt Angelika Lugibihl, die Stabsstellenleiterin für Umwelt-, Klima- und Naturschutz. Ob und wann die Wände kommen, habe die Stadt nicht in der Hand. Die Strecke in Korntal-Münchingen, so schreibt es die Bahn in einer Stellungnahme im Zuge der Öffentlichkeitsbeteiligung, habe niedrige Priorität; Lärmschutzmaßnahmen seien frühestens in fünf Jahren geplant.

An manchen lauten Stellen im Stadtgebiet wird aber wohl vorerst nichts geschehen, so etwa in Kallenberg. Darüber beklagte sich Otto Koblinger (Freie Wähler), der den Stadtteil „eine einzige Lärmhölle“ nannte. Der Bürgermeister Wolf entgegnete, dass der Lärm dort zwar teilweise erhöht sei, es jedoch an anderen Brennpunkten mehr Handlungsbedarf gebe.

Wolf Ohl (Grüne) merkte an, an den „eigentlichen Lärmquellen“ – namentlich die Autobahn, B 10 und Bahnstrecken – könne die Stadt nichts machen. Die Geschwindigkeitsbegrenzung auf städtischen Straßen sorgten nur für wenige Dezibel weniger: „Das sind Peanuts.“ Insgesamt gebe es „viel Lärm um nichts“.