Die Kuppelzen-Hütte ist an das Wasser- und Stromnetz angeschlossen. Jetzt beginnt die Saison.

Weil der Stadt - Nein, eine so vulgäre Empfehlung hat der Weil der Städter Bürgermeister nicht immer parat. „Gehen Sie heute ruhig mal aufs Klo“, sagt Thilo Schreiber am Sonntagvormittag in Münklingen. An der Kuppelzen-Hütte hat es aber seinen triftigen Grund. Mit lautem Krachen zerdeppert Schreiber das alte Plumpsklo. Das ist damit Geschichte, und die neuen Toilettenanlagen an der Kuppelzenhütte eröffnet. Halb Münklingen hat sich darum am Sonntag an der Kuppelzen-Hütte versammelt, um den Anschluss an die Wasser- und Stromleitung zu feiern.

 

Nicht unumstritten war der Beschluss im Weiler Gemeinderat im Mai 2017. Teile der Grünen waren skeptisch, ob eine Stadt mit wachsendem Schuldenberg wirklich Geld hat, um eine Wander- und Vereinshütte an das Versorgungsnetz anzuschließen. Ein Zuschuss des Landes von 34 000 Euro gab schließlich den Anstoß, dass die Mehrheit der Gemeinderäte den Baubeschluss schließlich doch fasste. Die Stadt musste noch 200 000 Euro zuschließen, für die Leitungen und den neuen gepflasterten Vorplatz. Jetzt ist alles fertig, und Bürgermeister Thilo Schreiber glücklich. „Die Hütte müssen wir zwingend erhalten“, sagt er. Nicht nur die Münklinger Vereine profitieren davon, auch für den Tourismus ist die Hütte wichtig. Das weiß Schreiber, der vorher Bürgermeister im Schwarzwald war. Dort ist eine „bewirtschaftete Hütte selbstverständlich“, berichtet er.

„Mr. Kuppelzen“

Jetzt kann ein glücklicher Manfred Stanger durch die Hütte wuseln. Der Vorsitzende des Münklinger Obst- und Gartenbauvereins (OGV) ist so etwas wie der „Mr. Kuppelzen“. Wann immer die Schließung der Hütte droht, spricht er beim jeweiligen Bürgermeister vor, er organisiert die Arbeitseinsätze und den Betrieb.

So auch jetzt wieder. Denn die Stadt hat nur für die Leitung gesorgt. Alles, was noch nötig war, haben Stanger und seine sechs bis sieben ehrenamtlichen Mitstreiter erledigt. Das morsche Fachwerk der Hütte haben sie erneuert, die komplette Toilettenanlage rausgerissen und neu eingebaut, das Dach isoliert. 600 ehrenamtliche Stunden waren nötig, 9000 Euro aus einem Fonds der Münklinger Vereine haben sie investiert. „Das waren die Spielregeln, die wir mit der Stadt ausgemacht hatten“, sagt Stanger. „Und daran haben sich alle gehalten, das freut uns sehr.“

Alle Bänke auf dem neu gepflasterten Vorplatz sind am Sonntag belegt, klar, dass die Münklinger auf ihre Hütte neugierig sind. Die Helfer kümmern sich um die Würste und Getränke, und bedienen die Spülmaschine. Auch die Ausstattung ist neu, der Wasser- und Stromanschluss hat eine professionelle Spülmaschine möglich gemacht, und Kühlschänke. „Jetzt können wir den Wanderern endlich auch ein kühles Bier anbieten“, sagt Stanger stolz.

Der damalige Bürgermeister von Münklingen erinnert sich

Ein jahrzehntelanger Wunsch ist damit erfüllt. Davon kann Wolfgang Oechsle berichten. Bevor er fast ein halbes Jahrhundert lang Bürgermeister von Remchingen (Enzkreis) gewesen war, hatte er als Schultes im damals noch selbstständigen Münklingen angefangen. Die Einladung zur Neueröffnung der Kuppelzen-Hütte hatte er natürlich nicht ausschlagen können. „Schon damals wollten wir die Hütte an die Wasserleitung anschließen“, erinnert er sich. „Das war damals aber noch schwierig.“

Die Technik ist heute weiter, unterirdisch in bis zu sieben Metern Tiefe wurden die Leitungen durchgeschossen, ohne dass man oberirdisch ein Loch graben musste, berichtet der Ingenieur Wolfram Schädel. So sei es erst möglich gewesen. „Wir mussten ja auch durch alles durch, was der Naturschutz zu bieten hat“, erklärt er. Denn die Gegend ist hier oben eben schön. Und Manfred Stanger und seine Mitstreiter wollen sie noch schöner machen. Als nächstes ist der Platz vor der Hütte und das Holzkreuz dran, das eine neue Umfassung bekommen soll. Pläne zur Vergrößerung der Hütte und für einen Aussichtsturm liegen auch schon vor. „Das wäre sensationell“, sagt Stanger. „In meiner Kindheit gab es hier schon mal einen Turm, man hat schließlich eine tolle Aussicht.“ Geld ist dafür momentan zwar noch nicht da. Wer Manfred Stanger kennt, der weiß: So schnell lässt er nicht locker.