Auf dem Leonberger Marktplatz ist jetzt ein Kunstautomat aufgestellt worden. Oberbürgermeister Martin Georg Cohn hat ihn als Erster benutzt.

Leonberg - Der Oberbürgermeister Martin Georg Cohn (SPD) erinnerte sich vor dem Automaten daran, dass er von seiner Mutter früher mit zwei Mark zum Zigaretten holen geschickt wurde und sie dann immer sagte: „Wenn sie drei Mark kosten, höre ich auf zu rauchen.“ Der Automat, der jetzt auf dem Marktplatz zwischen dem Alten Rathaus und der Apotheke angebracht wurde, enthält jedoch nicht gesundheitsschädliche Zigaretten, sondern gesunde Kunst.

 

Ist das etwa ein neuer Zigarettenautomat?

Wer oben in den Schlitz vier Euro einwirft und anschließend an der Lade zieht, erhält eine Schachtel, in der sich neben Informationen zu der Künstlerin oder dem Künstler ein kleines Kunstwerk befindet – „Art in the Box“ oder „Kleine Kunstwerke, in der Schachtel“, wie es auf dem Automaten steht.

Der Oberbürgermeister bekam bei der „Einweihung“ des Automaten die vier Euro von seinen Mitarbeitern gespendet und zog an der Schale mit „regionaler Kunst“. Denn so wie man früher an einem Zigarettenautomaten die Zigarettenmarke auswählen konnte, hat man jetzt neben „regionaler Kunst“ beispielsweise die Möglichkeit, sich für „überregionale Kunst“, „Küste und Meer“ , „Coast and sea“, „Tiere“ oder „450 Jahre Johannes Kepler“ zu entscheiden. Die Arbeiten zum Thema „450 Jahre Johannes Kepler“ beschäftigen sich speziell mit dem Astronomen. Lokale Künstler hätten sich dazu allerdings nicht gemeldet, sagte Katharina Mikait vom Amt für Kultur und Sport.

Vorsicht vor Risiken und Nebenwirkungen

Martin Georg Cohn informierte sich zunächst einmal über das Angebot, bevor er das Geld einwarf und die Lade mit „regionaler Kunst“ öffnete. Genau wie auf den Zigarettenschachteln wird auch hier „vor Risiken und Nebenwirkungen“ gewarnt, die die Kunst haben könnte, wie der Oberbürgermeister auf seiner Schachtel las.

Als er sie aufmachte, fand er darin zunächst ein Faltblatt mit der Vita der Rutesheimer Künstlerin Rose Fiedler. Nachdem er den ganzen Inhalt gesichtet hatte, meinte Cohn: „Das gehört jetzt mir.“ Allerdings gab ihm das Kunstwerk, ein kleines Kärtchen, doch Rätsel auf. Wo waren die Hühnereierschalen zu sehen, die Fiedler als Material verwendet hatte? Auf dem Kärtchen war auch „Spearmint Chewing Gum“, „Polizei“ und „Tu was“ (war diese Aufforderung etwa für den Oberbürgermeister bestimmt?) zu lesen.

Gibt es noch weitere Automaten in der Region?

Der Kunstautomat ist bisher der einzige hier in der Region, ansonsten sind viele über ganz Deutschland verteilt. Initiator des Projektes ist Lars Kaiser von der Agentur Kunsttick. „Sie sind Dienstleister, sie verteilen die Kunstautomaten und kümmern sich auch um die Künstlerbetreuung“, war von Katharina Mikait zu erfahren. „Wir mussten nur den Ort zur Verfügung stellen.“ Katharina Mikait ist die „Mutter des Automaten“ – diese „Auszeichnung“ ließ ihr Jonas Pirzer, Leiter des Amts für Kultur und Sport, bei der „Einweihung“ zuteil werden. Katharina Mikait hatte das Projekt Kunstautomat in den sozialen Medien entdeckt.

Auch wenn der Oberbürgermeister zufrieden darüber war, dass der Automat die Stadt nichts kostet, so wollte er doch wissen, warum man ihn an dieser Stelle aufgestellt habe. Katharina Mikait erklärte ihm, dass dies mit den Kollegen vom Tiefbauamt und dem Baubürgermeister Klaus Brenner abgesprochen wurde. Man musste die Gegebenheiten berücksichtigen. „Direkt vor dem Rathaus ging es wegen der Elektrik nicht“, sagte sie.

Zudem sollte der Automat bei Veranstaltungen nicht im Weg stehen. Gemeinsam mit Jonas Pirzer hatte sie im Vorfeld über mögliche Standorte beraten. Sie hatten sich für den Marktplatz entschieden, „weil der Platz am meisten frequentiert ist“.

50 Kunstwerke im Gebinde müssen die Künstler einreichen. „Alles ist möglich, was in eine Schachtel passt, auch die Schachtel in der Schachtel“, sagte Katharina Mikait. Der Künstler Tobias Kegler habe bei lokalen Künstlern angefragt. Neben Kegler haben sich Isabelle Hannemann, Sonja Ontrup-Wendel, Rose Fiedler, Brigitte Guggenbiller, und Doris Noeske gemeldet. „Sie sind jetzt mit ihren Werken auch an anderen Orten in Deutschland vertreten“, betonte Mikait.

Der Automat fällt auf

Der Automat fällt mit seinem leuchtenden Gelb, Rot und Grün ins Auge. Ein Baum, Blätter, eine Katze, ein Totenkopf und ein Zwerg, der ums Eck guckt, fallen ins Gesicht. Martin Georg Cohn sagte: „Ich hoffe, dass der Automat angenommen wird und er so bleibt, nicht dass andere sich daran künstlerisch betätigen.“