Die erste Begehung der Installation von Bernd Oppl im Leonberger Stadtpark fand ohne Gäste statt.

Leonberg - Es war wohl das feuchtkalte Wetter, das Kunst-Interessierte und Neugierige am Sonntagvormittag davon abhielt, im Stadtpark an der Begehung einer Installation mit dem Titel „I‘m after me“ teilzunehmen. Der Künstler Bernd Oppl war aus Wien angereist, um mit dem Publikum ins Gespräch zu kommen. Doch daraus wurde an diesem Tag nichts. Dabei lohnt schon das beeindruckend große Kunstwerk mitten auf der grünen Wiese einen Besuch. Bernd Oppl hat es für das diesjährige Projekt „Unter Beobachtung. Kunst des Rückzugs“ der Kulturregion Stuttgart geschaffen. 21 Kommunen nehmen mit Beiträgen an dem Festival teil, das bis 18. Oktober geht.

 

Ein nach vielen Seiten offener Raum

Das Werk des 40-jährigen Österreichers Bernd Oppl soll noch länger stehenbleiben, vielleicht bis Ende des Jahres, sagt Katja Rohloff vom Amt für Kultur und Sport. Zu sehen sind hellgestaltete Holzwände und ein Fenster, das den Blick nach Osten öffnet, oder aber auch von außen hinein in den offenen Raum. Weil die vier Meter hohen Wände, aufgebaut von der Eltinger Zimmerei Ziegler nach den Anweisungen des Künstlers, kein Dach haben, ist der so geschaffene Raum ganz bewusst auch äußeren Einflüssen wie etwa dem Wetter ausgesetzt. Es kämen immer wieder Menschen vorbei und neulich habe sich eine Gruppe Jugendlicher zwischen den Wänden schon einen Ringkampf geliefert, erzählt Katja Rohloff.

Wenn morgens die Sonne über dem Stadtpark aufgeht, wird der Betrachter nicht nur zufällig an eines der Spätwerke des amerikanischen Malers Edward Hopper, „Sun in an empty room“, erinnert. Denn dieses Gemälde hatte Bernd Oppl, der in Österreich schon mehrfach ausgezeichnet wurde und dessen Arbeit vom Österreichischen Kulturforum unterstützt wird, als Ausgangspunkt für seine Skulptur genommen. Auch der Titel seines Werkes, „I’m after me“, stammt von Edward Hopper selbst, erzählt Bernd Oppl. Der Satz hat für ihn vielfältige Bedeutung und kann ebenso wie sein Kunstwerk für die Suche nach sich selbst in äußeren und inneren Räumen stehen.

Kamera macht alle zehn Sekunden ein Bild

„Mich interessiert das Leben im Raum, die Überschneidungen von innen und außen, von beobachten und beobachtet werden“, sagt er. Und weil ihn auch das Leben im virtuellen Raum interessiert, lässt er seine Installation von einer frei stehenden Kamera, wie sie auf Baustellen benutzt wird, beobachten. Diese zeichnet alle zehn Sekunden ein Bild auf. Menschen, die sich an oder in dem Raum aufhalten, erscheinen dann blitzlichtartig im Film. „Das ist spannend, völlig neu und gibt mir auch Impulse für meine Arbeit“, so der Künstler, der sonst nicht so viel im öffentlichen Raum ausstellt. Der Film kann unter www.unterbeobachtung.net angeschaut werden. Auf der Homepage der Stadt Leonberg soll es noch einen Link dazu geben.

Thema stand seit anderthalb Jahren fest

„Wir haben das Thema des Festivals der Kulturregion schon vor Längerem festgelegt“, berichtet Katja Rohloff. Allein für den Leonberger Beitrag habe es einen Vorlauf von eineinhalb Jahren gegeben. Damals sei von Corona und den Folgen noch nichts zu ahnen gewesen. Doch heute drücke das Motto „Unter Beobachtung. Kunst des Rückzugs“ etwas vom aktuellen Zustand unter Pandemiebedingungen aus, so die Amtsleiterin. „Wir hatten uns ganz viel überlegt, was wir rund um dieses Kunstwerk machen könnten“, so Rohloff. Manches hat Corona zunichtegemacht.

Doch Interessierte haben noch zweimal Gelegenheit, im Stadtpark mit dem Künstler ins Gespräch zu kommen. Am 14. Oktober gibt es einen Fokustag mit Performances und Musik. Neben Bernd Oppl wird auch der künstlerische Leiter des Festivals, Gottfried Hattinger, dabei sein. Für den 25. Oktober ist dann noch einmal eine Begehung mit dem Künstler geplant.