Beim Künstlergespräch im Leonberger Rathaus kommen Interessierte mit dem Wiener Bernd Oppl in Kontakt.

Leonberg - Der Raum scheint wie geschaffen für Livemusik. Die Rede ist vom Foyer des neuen Rathaus‘ in Leonberg. Und Musik gibt es auch reichlich. Raum, Sehen, Gesehen werden, sich verstecken oder bewusst präsentieren, alles Motive, die die Arbeit des österreichischen Künstlers Bernd Oppl im Rahmen des dreiwöchigen Kulturfestivals „Unter Beobachtung“ im Leonberger Stadtpark in sich einschließt. Besonders den Aspekt des Spielens, den sie neben ihrem intellektuellen Anspruch auch haben soll.

 

Am Mittwochabend nun, kurz vor dem Finale des Projekts, das immerhin 21 Städte der Region umfasst und vornehmlich ihr künstlerisches Potenzial zeigen soll, dürfen interessierte Künstler und Kurator Gottfried Hattinger ihre eigenen Fragen stellen. Zu einem Werk, das noch mehr als viele andere völlig verschiedene Sichtweisen und Interpretationsmöglichkeiten zulässt.

Festival der Kulturregion Stuttgart ist eine große Herausforderung

Wolfgang Kuhn, eiserner Motorradfahrer zu jeder Jahreszeit und Besucher am Mittwochabend, muss viel beobachten, um sicher durch den Verkehr zu kommen. „Aber ich hasse es, beobachtet zu werden“, gibt er zu, und glaubt sich in dem Film, der zur Installation entstand, erkannt zu haben. Das ist eigentlich kaum möglich, da die Sequenzen viel zu kurz waren. Eine Kamera in der begehbaren Skulptur macht alle fünf Minuten ein Foto, das Material wird zu einem Loop zusammengeschnitten. Dieser Film, den Bernd Opplzur Grundlage des Künstlergesprächs machte, reflektierte in höchst interessanter Weise die Stimmung des Hopperschen Werks. Es hatte den Künstler Oppl zu seiner Arbeit inspiriert. Ein Effekt, der durch die nach Osten ausgerichtet Skulptur mit viel Morgenlicht erreicht wurde und dadurch den Titel des Hopperbildes „sun in an empty room“ interpretierte.

Corona-Maßnahmen erschweren den direkten Kontakt von Publikum zu Künstler und Kurator, daher stellt die Kulturamtsleiterin der Stadt, Katja Rohloff, die Fragen. So erzählt Kurator Hattinger, dass die 21 verschiedenen Spielstätten für das Festival der Kulturregion Stuttgart für ihn eine große Herausforderung in Sachen Koordination und der Stadtpark in Leonberg als öffentlicher Raum für Oppls Werk geradezu ideal gewesen wäre.

Film auf der städtischen Homepage abrufbar

Bernd Oppl aus Wien wurde gewählt, weil er sich, wie er berichtete, schon immer viel mit Modellen und Kulissen beschäftigt hat. Eines seiner Werke, „Warteraum“, kann als Vorbild für die jetzige Plastik gelten und fügt sich somit perfekt in die Intention des Festivals ein. Das Werk im Stadtpark hat auf seiner Rückseite einen QR-Code, über den der Film abgerufen werden kann. Es gibt zusätzlich einen Link auf der Webseite der Stadt Leonberg. Ob das Fenster häufig geöffnet und geschlossen wurde, will dann doch noch jemand wissen, denn man sieht genau das sehr oft im Film. „Für mich hatte das keine besondere Bedeutung“, erklärt der Künstler Oppl dazu.

Es zeigt dennoch den verspielten Charakter, der offenbar dazu führte, dass die Leonberger das Kunstwerk bisher nicht mit zusätzlichen Graffiti verschönerten. Zum Schluss entführen Christoph Beck, Patrick Bebelaar und Bern Settelmeyer, alle drei Größen der Stuttgarter Jazzszene, die staunenden Zuhörer in die Musikwelten eines Pat Metheny und Keith Jarrett. Gekonnte Improvisationen und qualitätvolle Beherrschung des Handwerks zusammen mit einfach schönen Arrangements entschädigen ein wenig für die rar gewordenen Livekonzerte der vergangenen Monate.

Die Werke von Bernd Oppl kann man im Leonberger Stadtpark anschauen.