Fällt der Leonberger Pferdemarkt aus, ist es ein Zeichen höchster Bedrängnis für die Menschen.

Leonberg - Acht Mal ist der Leonberger Pferdemarkt in seiner Geschichte bisher ausgefallen. Sechs Mal ist dafür ein Virus verantwortlich gewesen, zwei Mal eine noch schlimmere Seuche – der zweite Weltkrieg. Wann der erste Pferdemarkt stattgefunden hat – nämlich am 14. und 15. Februar 1684 – stand schon lange fest. Allerdings nicht, wie oft er seither abgehalten wurde. Die Historikerin Ina Dielmann hat 2013 herausgefunden, dass der Markt nur acht Mal ausgefallen ist – aber die Stadtchronisten hatten sich im Laufe der Zeit um 88 Jahre „verzählt“. Das Fest konnte in all den Jahren nur in sechs Fällen wegen der für Tiere tödlichen Maul- und Klauenseuche nicht stattfinden (1911, 1915, 1938, 1939, 1941, 1966), ebenso nicht in den Kriegsjahren 1942 und 1945.

 

Gut dokumentiert

Gut dokumentiert ist der erste Ausbruch der Maul- und Klauenseuche in der „Glems- und Würm-Gauzeitung“, der Vorläuferin der Leonberger Kreiszeitung. Die Seuche gilt als eine der ansteckendsten Krankheiten überhaupt. „In Mönsheim ist die Maul- und Klauenseuche in 3 Stallungen bei 11 Stück Vieh neu festgestellt worden“, hieß es am 7. Januar 1911 in einer Bekanntmachung des königlichen Oberamtes Leonberg. Für die Menschen im damals noch von der Landwirtschaft geprägten Kreis Leonberg war das ein schwerer Schlag. Die hochansteckende Tierseuche, die schon seit einem halben Jahr im ganzen deutschen Reich gewütet hatte, war in der Umgebung schon öfter ausgebrochen.

Entsprechend rigide waren auch die Vorschriften. Ganz Mönsheim wurde zur Sperrzone erklärt. Die Tiere der betroffenen Höfe wurden in die Ställe gesperrt, Schweine, Schafe, Rinder oder Ziegen durften nicht einmal durch den Ort transportiert werden. Auch wer mit dem Pferdefuhrwerk unterwegs war, musste um Mönsheim einen Bogen machen. Außenstehende durften sich den betroffenen Höfen noch nicht einmal nähern.

Wer konnte, blieb daheim

Zudem wurden alle Ortschaften in einem Umkreis von zwölf Kilometern zum „Beobachtungsgebiet“ erklärt. Hier galten für Landwirte, Pferde- und Viehhändler strenge Auflagen, um ein Ausbreiten der Seuche zu verhindern. Wer konnte, blieb daheim. Es half nichts. Bis Ende Januar brach die Seuche in Feuerbach und Stammheim aus, es folgten Malmsheim, Serres, Monakam, Gerlingen und einige andere Gemeinden in der Umgebung. Die Folgen waren gravierend, nicht nur für die Landwirte. Der gesamte Warentransport wurde erschwert. Die Metzgereien mussten Schlachttiere von weit her besorgen. Wurst und Speck wurden knapp.

Die Weil der Städter durften am 25. Januar 1911 noch einen Schweinemarkt unter Polizeiaufsicht abhalten. Am 4. Februar teilte dann Amtmann Dr. Klumpp den Leonbergern in dürren Worten mit, dass der Pferdemarkt verboten werde. Trotz allem sollte es noch fast ein Jahr dauern, ehe die Seuche in der Gegend als „erloschen“ galt. Wobei die Maul- und Klauenseuche bis heute nicht besiegt ist.