Sein Name ist kompliziert – doch das Ziel des Zusammenschlusses mehrerer Orte ist einfach.

Kreis Ludwigsburg - Hemmingen macht mit, außerdem Asperg, Besigheim, Oberriexingen, Oberstenfeld, Schwieberdingen, Sersheim und Steinheim. Acht Kommunen des Landkreises haben sich zu einer lokalen Vereinigung zusammengeschlossen, um dem „Europäischen Verbund für territoriale Zusammenarbeit“ (EVTZ) beizutreten. Ziel ist es, das kulturelle Erbe in den Städten und Gemeinden zu bewahren. Also das Schloss nebst Park in Hemmingen etwa, oder Burg Lichtenberg in Oberstenfeld.

 

Der Landrat Rainer Haas beschreibt den Zusammenschluss als „Zweckverband nach europäischem Recht“. Laut Haas gibt es in Baden-Württemberg bisher nur ein oder zwei weitere dieser Art. Ihr Ziel sei stets speziell. Am Oberrhein zum Beispiel geht es um den Schienenverkehr. Einem EVTZ-Projekt müssen die Kommunen – sie dürfen nicht mehr als 15 000 Einwohner haben – mindestens zwei EU-Staaten angehören. Deshalb haben sich die Kreiskommunen mit Orten der italienischen Provinz Bergamo zusammengetan. Von dort sei auch die Initiative ausgegangen, sagt der Landrat. Der Landkreis ist mit der Provinz freundschaftlich verbunden.

Die Rolle des Türöffners

Für die Italiener geht es einerseits um die Erhaltung des Kulturerbes, auch von Baudenkmalen, die teils bis in die römische Antike zurückreichen. Als die Anfrage kam, habe er „die Rolle des Türöffners übernommen“, sagt Haas. Der Hemminger Bürgermeister ist der Vorsitzende der Mitgliedskommunen im Kreis Ludwigsburg.

Vor Kurzem haben sich die Beteiligten getroffen. „Es gab bereits mehrere Treffen, auch mit Landrat Rainer Haas und dem früheren italienischen Generalkonsul in Stuttgart, Daniele Perico“, sagt Thomas Schäfer. Zunächst sei es wichtig gewesen, Kommunen für die Idee zu gewinnen. „Ein EVTZ ist doch eine recht komplexe Angelegenheit, die nicht im täglichen Verwaltungshandeln präsent ist.“ Doch neben dem grundsätzlichen Interesse – für die Projekte gibt es EU-Fördergelder – macht Schäfer auch eine Neugierde bei den Beteiligten aus, „was aus diesem Projekt erwachsen kann“. Wenngleich es vor allem um den Schutz kulturellen Erbes geht, steht laut Schäfer auf italienischer Seite auch der Tourismus im Fokus. „Gerade die Provinz Bergamo liegt ein wenig zwischen den Haupttouristenorten Mailand und dem Gardasee in Norditalien.“ Möglicherweise wird nun also mancher Kreisbürger darauf aufmerksam.

Doch es geht um mehr: „Der EVTZ bietet auf jeden Fall die Möglichkeit, dass man miteinander spricht“, sagt Schäfer. Bei grenzüberschreitenden Projekten lerne man auch, „wie andere Länder ticken“ und welche Erfolgsmodelle man künftig selbst einbeziehen könne. „Wenn dann am Ende ein gutes Projekt, egal auf welcher Seite der Alpen, dabei heraus kommt, dann zeigt dies, dass die EU mehr ist als nur ein komplexes bürokratisches Monstrum.“