Der Landrat besetzt die Stelle eines Wohnraum-Kümmerers.

Kreis Böblingen - Die jüngste Zensus-Befragung hat ergeben, dass 6000 Wohnungen im Kreis Böblingen leer stehen. „Und wenn es nur 3000 oder 4000 sind – das sind viele“, sagt Landrat Roland Bernhard. Das wolle er nicht akzeptieren. Bei einer Pressekonferenz kündigt der Kreischef daher an, die Stelle eines Wohnraum-Kümmerers besetzen zu wollen.

 

Schon im März vergangenen Jahres hatte der Kreistag diese Stelle geschaffen. Bislang hatte das Landratsamt aber abgewartet, ob es eine Förderung des Landeswirtschaftsministeriums dafür gibt. „Diese Förderung ist nicht absehbar“, erklärt Bernhard jedoch. „Wir schreiben die Stelle deshalb jetzt so oder so aus.“

Eine „Mammutaufgabe“

Die Arbeit dieses Kümmerers wird nicht einfach sein. Er soll vermitteln zwischen jenen, die eine Wohnungen besitzen, und jenen, die eine suchen. Er wird für 22 kleinere Städte und Gemeinden zuständig sein. Die Großen Kreisstädte kümmern sich in Eigenregie um die Wohnraumoffensive. Die Fäden sollen aber trotzdem bei dem Kümmerer in Böblingen zusammenlaufen.

Eine „Mammutaufgabe“, wie das Landratsamt selbst in einer Analyse schreibt, wird die Wohnraumaktivierung in jedem Fall. Der Verband Region Stuttgart hat ausgerechnet, dass bis 2030 zusätzliche 14 600 Wohnungen im Kreis Böblingen nötig sind. Zugleich nimmt seit Jahren die Zahl der geförderten Wohnungen ab, da in den vergangenen Jahren viele ältere Bestände aus der Preisbindung gefallen sind – und „zu wenige neu gebaut wurden“, wie das Landratsamt analysiert.

Abhilfe soll darum unter anderem der Wohnraum-Kümmerer schaffen. Vorbild nimmt man sich im Landratsamt am Stadtkreis Karlsruhe, wo sich bereits seit zehn Jahren ein Vermittler um die Akquise von leer stehenden Wohnungen kümmert – offenbar mit Erfolg. Auch der Ostalbkreis hat auf Basis der Karlsruher Erfahrungen mit seinen Städten und Gemeinden 2018 einen Pakt für günstigen Mietwohnraum als kreisweite Wohnungsoffensive gegründet.

Landratsamt mietet Wohnungen an

Die Pläne im Böblinger Landratsamt reichen aber noch weiter. Das Amt erwägt, sich selbst als Mieter zwischenzuschalten. Das habe die Erfahrung in der Flüchtlingskrise 2015/16 gezeigt: „Wenn Kommunen, der Landkreis oder staatliche Organisationen als Mieter auftraten, gab es eine weitere Bereitschaft zur Vermietung von Leerständen“, schreibt das Landratsamt – wegen sicherer Mieten und einer größeren Verlässlichkeit bei Mieterwechsel und Instandhaltungen.

Mit einer öffentlichen Kampagne zum Auftakt will man bei den Eigentümern das Bewusstsein wecken.