Die wichtigste Botschaft ist eine gute: Die Müllabfuhr kostet die Bürger im Kreis Böblingen im nächsten Jahr nicht mehr als bisher. An den Wertstoffhöfen mit dem Bringsystem wird nicht gerüttelt – im Gegenteil.

Kreis Böblingen - Die wichtigste Botschaft ist eine gute: Die Müllabfuhr kostet die Bürger im Kreis Böblingen im nächsten Jahr nicht mehr als bisher. Die Grundgebühr bleibt bei 60 Euro, die Biotonne kostet 54 Euro, je nach Größe des Behälters kommen Zuschläge pro Leerung dazu. Der Otto-Normal-Haushalt zahlt so im Schnitt 161 Euro im Jahr. Eine Abkehr vom Wertstoffhof-System rückt indes in weite Ferne – das Landratsamt drängt eher darauf, die Müllentsorgung noch stärker in kommunale Hände zu geben.

 

Immer wieder wird die Frage gestellt: Wie hoch ist die Müllgebühr im Vergleich zu anderen Landkreisen? Genau vergleichen lässt sich das schwer, weil jeder Kreis sein eigenes Müllsystem hat. Manche holen ab, andere liefern an, es gibt verschiedene Tonnen, wie in Ludwigsburg „Rund und Flach“. Das Umweltministerium in Stuttgart gibt aber jedes Jahr einen Abfallbericht heraus, in dem die Müllkosten für einen Vier-Personenhaushalt berechnet werden (siehe Tabelle). In der Region Stuttgart liegt Böblingen mit 161 Euro tatsächlich an der Spitze, sogar in Stuttgart müssen nur 135 Euro pro Jahr bezahlt werden. Auch Ludwigsburg ist mit 148 Euro relativ weit vorne.

Vergleicht man die Müllgebühren landesweit, so gibt es mit Ausnahme der Stadtkreise nur wenige, die noch höher liegen. Die Nachbarn Calw und der Enzkreis etwa mit 163 Euro, auch einzelne ländliche Kreise wie Rottweil oder Tuttlingen liegen über dem Böblinger Wert. Allerdings gibt es in Böblingen auch mehr Leistungen und Angebote – und einige Besonderheiten. „Wir bieten in der Grundgebühr schon vier Leerungen kostenlos mit an“, erklärt etwa Dusan Minic, der Sprecher des Landratsamtes. Sperrmüll könne kostenlos angeliefert werden. Zudem seien die Gebühren in 20 Jahren nur einmal erhöht worden.

Eine weitere Besonderheit ist das viel diskutierte Wertstoffhof-System – gegen das bekanntlich erfolglos eine Online-Petition eingereicht wurde. „Der Gelbe Sack hat sich überlebt“, erklärte der Landrat Roland Bernhard, „wir legen nicht die Axt an die Wertstoffhöfe.“ Der Gesellschaft, die den Grünen-Punkt-Müll entsorgt, drohe die Insolvenz. Daher soll bundesweit ein Gesetz kommen, um das Recycling neu zu regeln. „Wir müssen da hellwach bleiben“, sagte der Landrat. Manche wollten die Entsorgung ganz privatisieren – was den Kreis um Einnahmen brächte.

An dem viel kritisierten Bring-System ändert sich also nichts. Allerdings möchte man die orangene Wertstofftonne stärken – die wurde bislang nur 7500 Mal ausgegeben. „Unser Ziel sollten 10 000 sein“, meinte der Landrat im Kreistag. Man will dazu nun mehr Werbung betreiben.

Dass die Gebühren weitgehend gleich bleiben, liegt auch an den guten Einnahmen im Böblinger Müllheizkraftwerk. „Die Auslastung ist hoch“, sagte Wolfgang Bagin, der neue Leiter des Abfallwirtschaftsbetriebs (AWB). Allerdings gibt es kleine Preisaufschläge: Wer etwa mehr als drei Kubikmeter Sperrmüll auf die Straße stellt, muss extra bezahlen.

Allerdings kann Sperrmüll seit einiger Zeit kostenlos im Böblinger Müllmeiler abgegeben werden – das alte Gutschein-System wurde abgeschafft. „Wir haben seither etwa fünf Prozent mehr Anlieferungen“, berichtet Wolfgang Bagin. Im Kreistag stellten sich alle Fraktionen hinter das Müllkonzept und die Gebührenkalkulation. Es gab dennoch Kritik: „Die Kosten der Wertstofftonne sind nur zu 21 Prozent gedeckt“, bemängelte Peter Pfitzenmaier (SPD) etwa. Brigitte Ostmeyer (Linke) kritisierte den Aufschlag beim Sperrmüll: „Da kommen schnell mal 20 Euro dazu, wenn man nicht aufpasst.“

Einen skurrilen Vorschlag machte der neue SPD-Kreisrat Manfred Ruckh: eine Tonne für Baby-Windeln. Stichwort: Familienfreundlichkeit. Doch das fand wenig Anhänger. Das wurde schon mal vor Jahren diskutiert und abgelehnt – die Windeln müssen weiter in den Restmüll.