Umfrage des Mediziners und Kreisrats Günther Wöhler: Für viele ist das Angebot einer Dienstunterkunft bei der Jobsuche entscheidend.

Leonberg - Geht es um zusätzliche Wohngebiete in Leonberg, so wird immer wieder das Gelände rund ums Krankenhaus genannt. Hier gibt es noch Platz, ein neues Quartier wäre darstellbar. Doch passiert ist auf der Fläche, die dem Landkreis gehört, bisher nichts.

 

Dabei hätte gerade das Klinikpersonal Bedarf an preisgünstigem Wohnraum. Bei einer Umfrage unter den Mitarbeitern, die der Allgemeinmediziner und SPD-Kreisrat Günther Wöhler in Zusammenarbeit mit dem Betriebsrat durchgeführt hat, wird besonders die Nachfrage nach familiengerechten Wohnungen offenkundig.

„Die Zeiten der klassischen Schwesternwohnheime sind vorbei“, sagt Wöhler, der 1971 ein erstes Pflegepraktikum in der    Klinik   an  der Rutesheimer Straße gemacht hat. „Heute sind Wohnungen mit zwei bis drei Zimmern gefragt.“ Tatsächlich wünschen sich 36 Mitarbeiter, die an der Umfrage teilgenommen haben, ein Zuhause in dieser Größenordnung.

Doch auch kleinere oder umgekehrt ganz große Räumlichkeiten sind gefragt. Neun Mitarbeiter wünschen sich Ein-Zimmer-Appartements, immerhin 13 sind auf vier Zimmer erpicht.

Behindertengerecht und kinderfreundlich

58 der Befragten haben gerade keinen Bedarf, halten aber Personalwohnungen für erforderlich. 62 haben konkretes Interesse. Nur für einen einzigen Mitarbeiter kommt eine Personalwohnung grundsätzlich nicht in Frage. Immerhin knapp zehn Prozent der Mitarbeiter benötigen eine behindertengerechte Wohnung.

Mehr als 200 Menschen arbeiten imLeonberger Krankenhaus. Damit ist die Klinik einer der großen Arbeitgeber in der Stadt. Davon haben sich 121 an der Umfrage beteiligt, also mehr als die Hälfte.

Und sie geben wichtige Hinweise, wie der Arbeitsmarkt heute tickt. Denn immerhin 57 Menschen bestätigen, dass das Vorhandensein einer Personalwohnung die Entscheidung über den Arbeitsplatz beeinflussen kann. 62 der Befragten kennen sogar Menschen, für die das Angebot einer Dienstwohnung entscheidend für die Annahme eines Jobangebots ist.

Und noch ein Aspekt, den gerade der Gemeinderat diskutiert hat, ist interessant: Immerhin 26 Mitarbeiter wollen eine Kinderbetreuung. Diesen Wunsch könnten sie womöglich bald erfüllt bekommen, hat doch der Gemeinderat ganz aktuell am Dienstagabend dem Antrag des Grünen-Stadtrats Sebastian Werbke zugestimmt, sich „mit Engagement“ für eine Krankenhaus-Kita einzusetzen.

Wie steht’s um die Zukunft?

Für den Umfrage-Initiator zeigen die Zahlen, „dass Personalwohnungen zur Bindung des vorhandenen und zur Neugewinnung künftigen Personals von essenzieller Bedeutung sind.“ Davon hänge auch die Zukunft des Krankenhauses ab.

Doch während in Herrenberg ein gemeinsames Projekt zwischen der Stadt und dem Landkreis für Wohnraum am dortigen Krankenhaus laufe, „geht in Leonberg nichts“, kritisiert Wöhler. Zumal sich das Krankenhausgelände nicht nur für Personalwohnungen eigne. Dort könnte ein komplett neues Viertel entstehen.

Der Kreisrat will die Umfrage nicht als Wahlkampfaktion missverstanden wissen und verweist auf das fraktionsübergreifende Engagement für den Erhalt und die Stärkung des Krankenhauses.

Medizinerriege im Kreisrat

In der Tat gibt es bei den Leonberger Kreisräten eine regelrechte Medizinerriege, der neben Wöhler noch der Kardiologe Werner Metz und der Gefäßchirurg Joachim Quendt von den Freien Wählern angehören. Bei der CDU ist der Fraktionschef Helmut Noë zwar kein Arzt, aber stellvertretender Vorsitzender des Krankenhaus-Fördervereins.

Neben dem gemeinsamen Kampf für eine starke medizinische Versorgung vor Ort setzen die Gesundheitspolitiker durchaus unterschiedliche Aspekte. Während Wöhler einen sogenannten Gesundheitscampus, der rund ums Krankenhaus entstehen könnte, als mögliche Chance sieht, ist Metz skeptischer: Die Dienstleistungen eines Gesundheitscampus dürften nicht zu Lasten der medizinischen Angebote im Krankenhaus gehen.

Wie allerdings ein Campus aussehen könnte, das ist allenfalls erahnbar. Es gibt noch nicht einmal Modelle, geschweige denn konkrete Pläne.