Manager und Chefärzte geben sich bei der Hauptversammlung des Fördervereins optimistisch.

Leonberg - Im 50. Jahr seines Bestehens wird für das Krankenhaus Leonberg ein künftiges medizinisches Profil gesucht. Doch wie das genau ausschauen könnte, zeichnet sich vage ab. Bei der Hauptversammlung des Fördervereins Krankenhaus erklärte Jörg Noetzel, der Medizinische Geschäftsführer des Klinikverbundes Südwest, dass „jedes Krankenhaus im Verbund ein eigenes Profil erhalten wird“. Dass dieses bei der Behandlung entzündlicher Darmerkrankungen liegen könnte, hat Noetzel schon öfters erwähnt.

 

Es hat mittlerweile Tradition, dass hochkarätige Vertreter des Klinikverbundes beim Förderverein des Krankenhauses zu Gast sind. „Wir sind Ansprechpartner der Geschäftsführung und des Landrates und wollen zur Versachlichung beitragen“, definierte der Vorsitzende Willi Burger denn auch die neue Aufgabe des Fördervereins. Vor knapp 20 Jahren kümmerte sich der Verein vornehmlich um die Verbesserung der Ausstattung, Erleichterungen für Personal oder die Ansprache der Patienten.

Dafür ist der Förderverein auch heute noch da. Doch angesichts der fünf Jahre währenden Diskussion um die Zukunft des Krankenhaus ist die 267 Mitglieder starke Vereinigung längst zur wichtigen Stimme für die Interessen der Klinik geworden.

Ohne hochwertige Medizin keine jungen Nachwuchsärzte

Und die erhob Burger abermals vor den Mitgliedern, Chefärzten, Managern des Klinikverbundes und Kommunalpolitikern. „Wir brauchen eine hochwertige Medizin, sonst kommen keine jungen Nachwuchsärzte zu uns“, forderte der Vereinschef. „Und wir brauchen eine ausreichende Bettenzahl, allein schon als Sicherheit, falls eine Epidemie ausbricht oder bei großen Unfällen auf der Autobahn.“

Die Zahl der Betten ist ein dauerhafter Streitpunkt. Experten halten eine Mindestzahl von 200 für erforderlich, damit eine Klinik überleben kann. Der Geschäftsführer verwies beim Förderverein auf die Zahl der vom Land geförderten Betten. Und die liege bei lediglich 162. Jörg Noetzel versicherte allerdings, dass im Bedarfsfall die Bettenzahl jederzeit aufgestockt werden kann: „Den Platz haben wir.“

Strahlfaktor: Die künftige Strahlentherapie

Zurückhaltend beurteilte der Chef des Klinikverbundes die Chancen auf einen kreisweiten onkologischen Schwerpunkt, bei dem auch das Krankenhaus Leonberg involviert sein könnte. Wie berichtet, hat Oberbürgermeister Martin Kaufmann (SPD) ins Gespräch gebracht, die Tumorbehandlung im Kreis auszubauen. Angesichts des privaten Strahlentherapiezentrums, das derzeit direkt neben dem Krankenhaus gebaut wird, könne Leonberg dabei ein wichtiger Standort sein, um Patienten anzusprechen, die bisher nach Stuttgart, Pforzheim oder Ludwigsburg gehen.

„Wir versuchen, das hinzubekommen“, erklärte Noetzel beim Förderverein. „Das kann aber dauern, weil das Sozialministerium sehr zurückhaltend ist.“ Die künftige Strahlentherapie bezeichnete er als „Strahlfaktor“, von dem das Krankenhaus gewiss profitiere. Auffallend großes Lob hatte er auch für den Investor Josef Hoen parat: „Das ist ein wichtiger Partner und ein extrem engagierter und visionärer Mensch, mit dem wir in Verbindung sind.“ Allerdings würde die Strahlentherapie zu 98 Prozent ambulant durchgeführt.

Unabhängig davon sei das private Strahlentherapiezentrum ein gutes Beispiel für das, was gerade unter dem Stichwort Gesundheitscampus diskutiert werde: Medizinische Dienstleistungen in Krankenhausnähe. „Eine Dialyse-Praxis würde ebenfalls sehr gut hierhin passen“, sagte Noetzel. „Wir wollen alles tun, um den Standort zu stärken. Deshalb sind wir froh, dass die Strahlentherapie hier andockt.“

Gefäßchirurgie weitgehend in der Flugfeldklinik

Auf die schweren Vorgaben aus Berlin wies der Ärztliche Direktor Michael Sarkar hin: „Die hohe Politik will eine Konzentration auf Häuser mit 500 oder mehr Betten. Deshalb wird die Gefäßchirurgie weitgehend in die künftige Flugfeldklinik gehen.“ Aber ein Teil werde in Leonberg bleiben.

„Es wird immer möglich sein, dass ein Patient mit Knochenbrüchen zu uns kommt“, reagierte der Chef der Unfallchirurgie und Orthopädie auf die Diskussion um eine eventuelle Streichung von nächtlichen OPs in seiner Abteilung. „Wir sind 24 Stunden da.“ Nicht ganz dringliche Eingriffe würden aber besser tagsüber gemacht.

Seine Premiere beim Förderverein hatte Wolfgang Steurer. Der Chef der Bauchchirurgie sieht bei entzündlichen Darmerkrankungen gute Chancen zur Profilierung der Klinik: „Die sind weit verbreitet. Wir können so Leonberg über die Landesgrenzen hinaus bekannt machen.“ Steurer deutete aber an, dass er durchaus mehr will: „Ich bin so innovativ, dass ich auch in vielen anderen Gebieten operieren kann.“