Noch herrscht Normalbetrieb. Allerdings wird ab Freitag die Besuchszeit auf eine Stunde reduziert.

Kreis Böblingen - Während des Corona-Stillstands im Frühjahr unterrichtete Roland Bernhard die Presse über die aktuellsten Entwicklungen per Telefon- oder Videokonferenz. Jetzt, da von Montag an weite Teile des öffentlichen Lebens erneut lahm liegen, greift der Chef der Kreisbehörde in Böblingen dieses Informationsritual wieder auf, aktuell unterstützt vom Geschäftsführer des Klinikverbundes, Martin Loydl, und der neuen Chefin des Gesundheitsamtes, Anna Leher.

 

Die aktuelle Lage

Die Corona-Zahlen im Kreis Böblingen sind leicht rückläufig. Der Landrat spricht von 688 Fällen am Donnerstag, am Mittwoch waren es noch 751. Zum Vergleich: Der Rekord im Frühjahr lag bei 788 Fällen. Kreisweit sind zehn Schulen mit 14 Klassen betroffen, aber keine Flüchtlingsheime. In den Häusern des Klinikverbundes lagen am Donnerstag 53 Corona-Patienten, sieben davon auf den Intensivstationen, vier mussten beatmet werden.

Die politische Bewertung

Die von der Kanzlerin und den Ministerpräsidenten beschlossenen Einschränkungen werden von Roland Bernhard „rückhaltlos begrüßt“. Dass die Gastronomie und die Hotellerie besonders gebeutelt sind, bedauert der Landrat zwar, gleichwohl seien die Zwangsschließungen „sachgerecht“. Dass es wieder soweit kommen musste, macht Bernhard auch am Verhalten der Menschen fest: „Wir hätten nicht die hohen Zahlen, wenn sich alle an die Regeln halten würden.“

Bundeswehr hilft mit

Beim Verfolgen der Infektionsketten helfen seit Montag 30 Soldaten des Artilleriebataillons 295 aus Stetten am kalten Markt mit. Das ist auch dringend nötig, denn das Team des Gesundheitsamtes hat alle Hände voll zu tun. „Jede Kontaktperson sollte die Möglichkeiten haben, sich testen zu lassen“, sagt Anna Leher, die seit zwei Wochen die Kreisbehörde leitet. Dazu zählt sie auch Lehrer und Schüler.

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Roland Bernhard betont, dass zudem besonders gefährdete Menschen, etwa die Bewohner von Pflegeheimen, schwerpunktmäßig getestet werden sollen. Wie das genau verlaufen soll, darüber sei man mit den Heimträgern im Gespräch.

Die Leiterin des Gesundheitsamtes betont, dass nicht nur die beiden Testzentren in Sindelfingen und Herrenberg voll ausgelastet sind. Auch die Labors, die die Testergebnisse auswerten, seien am Rande der Belastbarkeit.

Nur noch eine Stunde pro Besuch

In den Krankenhäusern des Klinikverbundes in Böblingen, Sindelfingen, Leonberg, Herrenberg, Calw und Nagold herrscht noch kein absoluter Ausnahmezustand. Doch die seit der Lockerung geltende Regel, dass jeder Patient maximal einen Besucher pro Tag empfangen darf, wird durch eine auf eine Stunde begrenzte Verweildauer noch verschärft. „Damit wollen wir Überschneidungen vermeiden“, sagt Martin Loydl, der Geschäftsführer des Klinikverbundes. Einen „radikalen Besucherstropp“, so wie er während des Stillstands im Frühjahr gegolten hatte, will Loydl vermeiden: „Da spielen sich menschliche Tragödien ab“. In den Intensivstationen jedoch sind Besuche nur noch in Ausnahmefällen und nach Rücksprache mit dem Arzt möglich.

Noch wird „normal“ operiert

In den Ambulanzen, bei den geplanten Operationen und den Sprechstunden herrscht noch Normalbetrieb. „Doch wir bewerten die Situation täglich neu“, sagt Loydl. Sollte sich die Lage zuspitzen, werden planbare Operationen zurückgestellt und Sprechzeiten eingeschränkt. Allein schon aus Kapazitätsgründen muss das Management Schwerpunkte setzen: Der Geschäftsführer spricht von rund 70 Mitarbeitern, die Corona-bedingt freigestellt sind. Doch nicht alle seien infiziert.

Interkommunale Kooperation

Inwieweit das Landratsamt und die Ordnungsämter der Großen Kreisstädte Sindelfingen, Böblingen, Leonberg und Herrenberg bei den Kontrollen der neuen Regeln im öffentlichen Raum kooperieren, ist noch nicht geklärt. „Die Gespräche laufen noch“, sagt der Landrat.