Von Socken bis zu Gewürzen – 54 Händler verkaufen auf dem Krämermarkt ihre Waren.

Rutesheim - Kommen Sie her, kommen Sie ran, schauen Sie sich das an.“ Nein, wir sind hier nicht auf dem Jahrmarkt, sondern auf dem Krämermarkt, der jedes Jahr auf dem Rutesheimer Marktplatz und rund um das Rathaus stattfindet. Schon lange hat der Krämermarkt hier Tradition und ist ein fester Termin im Veranstaltungskalender der Stadt.

 

Der Wecker klingelt für die Händler schon früh in den Morgenstunden. Um fünf Uhr morgens heißt es bei eisigen Temperaturen: Verkaufsstand aufbauen und vorbereiten. Viele Händler sind am Dienstagmorgen ins Städtchen gekommen, 54 Stände reihen sich aneinander. Ein paar Händler, die nicht angemeldet waren, versuchen spontan ihr Glück. Sie wollen einen der beliebten Plätze auf der Warteliste ergattern. Am Ende kann der Marktmeister René Seyfert noch vier Plätze kurzfristig vergeben.

Seit 50 Jahren dabei

Auch wenn das Wetter nicht so wirklich mitspielt – es regnet, der Himmel über dem Marktplatz ist grau –, herrscht gute Laune bei den Verkäufern und Besuchern. Die Menschen versammeln sich um den Bratwurstgrill, treffen alte Bekannte, unterhalten sich. Auch Inge Hartmann ist da, sie besucht den Krämermarkt in Rutesheim schon seit 50 Jahren. „Es ist Tradition, man trifft Leute, die man kennt und isst eine Bratwurst gemeinsam, das gehört einfach dazu.“ Die gute Laune zieht sich bis in die Seitenstraße durch. Remzi Demir verkauft dort Militärkleidung, er sagt: „Ich fahre von Markt zu Markt, das mache ich aus Leidenschaft; auch, wenn nicht so viel los ist.“

Wetter oder Coronavirus?

Inmitten von Grillgeruch und Verkäufern, die ihren Waren anpreisen, dreht René Seyfert gerade seine Runde. Als Marktmeister ist er dafür zuständig, dass alles reibungslos abläuft. „Heute ist viel weniger los, als normalerweise“, sagt er. Ob das Wetter daran schuld ist? Oder vielleicht doch das Coronavirus? Thomas Bucher, ein Sockenverkäufer, sagt: „Ich bin nicht zufrieden, aber so einen Tag hast du einfach mal, da muss nicht das Coronavirus schuld sein.“

Direkt gegenüber von Thomas Bucher verkauft Harry Hoch Gewürzmischungen. Das macht er schon seit 55 Jahren. Er sagt: „Im Moment ist wenig los, aber was ich tue, macht mir Spaß.“

Viele Händler sind gekommen

Zwischen duftenden Gewürzen und bunten Socken steht Fazul Chaudkry mit seinem Stand für chirurgische Edelstahlinstrumente. Aber kaufen die Leute so etwas überhaupt? „Ja, im vergangenen Jahr ist der Verkauf sehr gut gelaufen“, erzählt er. Aber auch er hat am Dienstag festgestellt, dass viele potenzielle Käufer fehlen. Woran es dieses Jahr überhaupt nicht fehlt, sind Händler, sagt Marktmeister Seyfert: „Es sind gefühlt mehr Händler als Kunden da.“

Die Besucher, die gekommen sind, amüsieren sich. Heiderose Riehm geht schon auf den Krämermarkt, seit es ihn gibt. „Ich kaufe eigentlich immer etwas - auch, wenn es nur eine Bürste ist, die Atmosphäre hier ist einfach schön.“

Genauso wie Renate Lehmann. Sie nimmt sich eigentlich sogar extra für den Krämermarkt frei. Dieses Mal aber kommt sie von der Arbeit. Sie hat sich extra beeilt, um den traditionellen Markt noch mitzuerleben. Denn ab 14 Uhr heißt es für die Händler: Feierabend und Stand abbauen.