Auf Bundesebene wird über ein Angebot per Telefon beraten, das rund um die Uhr bestehen soll. Ein Korntal-Münchinger hat es mitinitiiert.

Korntal-Münchingen - Im Missbrauchsprozess von Münster ist der Hauptangeklagte im vergangenen Sommer zu 14 Jahren Gefängnis verurteilt worden. Seit wenigen Tagen liegt das Gutachten über die Versäumnisse der katholischen Kirche im Umgang mit Missbrauchsfällen im Erzbistum München und Freising vor: Fälle von Missbrauch in Land und Bund kamen in den vergangenen Monaten und Jahren ans Licht. „Es ist immer eine Frage, wie nahe man diese Nachrichten an sich heranlässt“, sagt Andreas Schönberger. Der Korntal-Münchinger begründet damit auch sein Engagement für eine Eingabe, die nun im Petitionsausschuss des Bundestags beraten wird.

 

Die neue Nummer soll prägnant sein

Mit der Petition wird die Einrichtung einer Rufnummer gefordert, an die sich Kinder und Jugendliche anonym wenden können, wenn sie Sorgen und Nöte haben oder von sexueller, physischer oder psychischer Gewalt betroffen sind. Das Telefon soll rund um die Uhr erreichbar sein und deutschlandweit offensiv beworben werden. Die Telefonnummer, so fordern die Petenten, solle „prägnant“, also dreistellig sein. In anderen europäischen Nachbarländern sei es üblich, über eine dreistellige Nummer anonym Hilfe bekommen zu können, etwa über die 147 in Österreich. Das, so heißt es in der Petition, „sollte auch in Deutschland möglich sein“.

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Letztlich sei angesichts immer weiterer Fälle von Missbrauch die Frage gewesen, was man machen könne, um die Situation zu verbessern – damit es künftig keinen Missbrauch oder wenigstens weniger Fälle gebe, sagt Andreas Schönberger. Er trieb das Thema mit Regina Pelzer aus Kirchheim/Teck voran. Beide kennen sich über die Parteiarbeit in der ÖDP. Gleichwohl sei das Thema ein überparteiliches, kein spezielles der ÖDP, sagt Schönberger. Grüne und Linke haben bereits ihre Unterstützung zugesichert.

Die große Mehrheitsfraktion habe sich zustimmend zum Kinderschutz geäußert, sei aber eher skeptisch, dass die Forderung gleich umgesetzt werde. „Immerhin hat sie es nicht gleich abgelehnt“, sagt der Korntal-Münchinger. Er bewertet die Reaktion der großen Parteien deshalb positiv.

Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung als Vorbild

Mit der Petition wird eine einprägsame Rufnummer gefordert, „weil Kinder in Fällen drohender Gewalt mit der Handhabung langer Telefonnummern, die in der Regel nicht einmal Erwachsenen bekannt sind, überfordert wären“, heißt es in der Begründung der Petition.

Das Hilfetelefon soll täglich 24 Stunden lang besetzt sein, aufgewertet und gestärkt sowie bekannt gemacht werden und auch präsent im Gedächtnis der Menschen bleiben. Die Rufnummer könnte dann, so die Überlegung, beispielsweise über eine Plakatkampagne, ähnlich der Kampagnen der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, bekannter gemacht werden.

Hotline soll jederzeit besetzt sein

Anders als bei bestehenden telefonischen Hilfsangeboten soll jederzeit ein Mitarbeiter am anderen Ende der Leitung sitzen. „Wenn nur ein Tonband läuft und man auf eine andere Uhrzeit vertröstet wird, finde ich das in dieser Situation problematisch“, sagt Schönberger. Schließlich wisse man, dass es den Anrufer schon Überwindung koste, überhaupt anzurufen.

Weil vor allem junge Menschen aber auch auf anderem Wege – etwa über Messengerdienste wie Whatsapp – kommunizierten, werde überlegt, auch diese Nachrichtendienste einzubinden. Alternativ zur Neueinrichtung eines Hilfetelefons sei auch die Erweiterung eines bereits bestehenden Hilfsangebotes im Sinne ihrer Forderungen denkbar, so die Petenten.