Die Grünen haben die meisten Stimmen bekommen. Wenn der neue Rat am 9. Juli zusammentritt, gibt es viele Abschiede – auch unfreiwillige.

Weil der Stadt - Die Freude bei den Weiler Grünen hält auch am Tag nach der Wahl noch an. „Ich habe das Ergebnis nicht erwartet, mir es aber natürlich gewünscht“, sagt der Fraktionsvorsitzende Alfred Kappler. 28,6 Prozent hat seine Partei bei der Gemeinderatswahl errungen und damit das schon gute vorige Ergebnis von 22,2 Prozent nochmals getoppt.

 

Zwar wird die grüne Fraktion mit sieben Sitzen nur gleich groß sein, wie die bisherigen führende CDU und die Freien Wähler. Dennoch ändern sich die Zeiten in Weil der Stadt. Wenn künftig die Haushaltsreden anstehen, wird nicht mehr CDU-Fraktionschef Martin Buhl als erster das Wort erheben, sondern ein Grüner. Der Ökopartei steht ebenfalls der Posten des ersten ehrenamtlichen Bürgermeisters zu, der bei repräsentativen Terminen einspringt, wenn Thilo Schreiber und Jürgen Katz nicht können. Bislang war das ebenfalls Martin Buhl.

„Das Ergebnis zeigt, dass die bisherige Entwicklung unserer Stadt bei der Bevölkerung nicht so gut ankommt“, analysiert Alfred Kappler. Vor allem die Neubaugebiete Schwarzwaldstraße und Häugern sind da zu nennen, gegen die sich die Grünen als einzige Fraktion ausgesprochen haben. „Da kommt eine kleine Stadt mit zusätzlich 2000 Einwohnern auf uns zu – und wir haben noch nicht einmal ein funktionierendes Verkehrskonzept“, sagt der Grünen-Politiker. Thematisch will Kappler mit der stärker gewordenen Fraktion auf jeden Fall durchstarten. Als ein Beispiel nennt er einen Bußgeldkatalog gegen die Vermüllung der Stadt, was Weil der Stadt bislang noch nicht hat. „Es ist der Wahnsinn, was überall rumliegt.“

Diesmal sind es fünf Ausgleichsmandate

Weil der Stadt hat eine unechte Teilortwahl, die jedem Ortsteil eine festgelegte Anzahl an Stadträten zusichert. Damit die Parteienarithmetik trotzdem einigermaßen gewahrt bleibt, gibt es Ausgleichsmandate. 2014 war das nur ein Ausgleichsmandat, nun sind es gleich fünf. Damit wird es eng im historischen Weiler Ratssaal, der fortan 27 Stadträte beherbergen muss. „Wir hatten in der Vergangenheit auch schon mal 29 Gemeinderäte“, berichtet Jürgen Brändle, der Hauptamtsleiter der Stadtverwaltung.

Aber warum ist die Zahl der Ausgleichsmandate im Vergleich zu 2014 so stark angewachsen? „Das liegt an der Verteilung der Stimmen auf die verschiedenen Ortsteile“, erklärt Brändle.

Wenn sich der neue Gemeinderat am 9. Juli zum ersten Mal trifft und konstituiert, dann wird es auch viele Abschiede geben. Denn einige Stadträte, wie die beiden Freien Wähler Markus Kling und Klaus-Peter Fritschi sind nicht mehr angetreten. Andere müssen ihr Mandat weniger freiwillig abgeben. In Schafhausen ist die junge Biologin Antonia Hildebrand (Grüne) gewählt worden, die damit Rosemarie Sticker ablöst. Ebenfalls nicht mehr geschafft hat es der Merklinger Wolfgang Fischer. Bei der CDU muss der Hausener Peter Mutschler sein Mandat an die Freie Wählerin Lea Bauer abgeben. „Das ist ein Wermutstropfen“, sagt CDU-Fraktionschef Martin Buhl, „Peter Mutschler hat Hausen in den vergangenen zehn Jahren sehr gut vertreten.“ In der SPD gibt es ebenfalls einen Wechsel: Der junge Vorsitzende des Jugendhauses Kloster, Felix Mayer, löst Silvia Tanczos-Lückge ab.

Zwei Neue von FDP und AfD

Neu in den Gemeinderat kommt der FDP-Kreisvorsitzende Hans Dieter Scheerer, weil seine Partei eines der Ausgleichsmandate bekommt. Ebenfalls neu ist der AfD-Vertreter Christian Pfaundler – ein jüngerer Ingenieur Anfang 30 – an den ebenfalls eines der Ausgleichsmandate geht. Nicht gewählt wurde dagegen sein Parteikollege Markus Frohnmaier. „Ich finde unser Ergebnis von 3,8 Prozent trotzdem extrem stark“, sagt Frohnmaier. „Weil wir nur drei Kandidaten hatten, konnten wir ja nur maximal neun Stimmen einsammeln.“ Frohnmaier selbst habe sich ohnehin nur zur Verfügung gestellt, um Stimmen zu sammeln, sagt er: „Ich hatte nicht vor, Mitglied des Gemeinderates zu werden.“ Auch mit einem Rat könne die AfD nun Politik machen. „Im Bundestag haben wir ja auch keine Mehrheit – und treiben dennoch die anderen Parteien vor uns her“, sagt der Abgeordnete des Kreises Böblingen.