Das kurzfristig organisierte Sommerfestival zeigt: Bei der Debatte um die Zukunft der Stadthalle geht es nicht nur um bauliche Aspekte.

Leonberg - Die Leonberger Stadthalle hat in dieser Woche einmal mehr für vielfältige Schlagzeilen gesorgt. Zuerst wurde im Gemeinderat zum x-ten Mal darüber diskutiert, ob nun eine aufwendige Sanierung der richtige Weg ist, eventuell doch besser ein Neubau, oder ob nicht sogar eine „Kultur- und Kongresszone“ ins Auge gefasst werden sollte, die den Stadtpark mit dem Marktplatz verbindet. Diese kühne Vision hat der FDP-Stadtrat Kurt Kindermann präsentiert.

 

Nun hat sich die Einschätzung des legendären Bundeskanzlers Helmut Schmidt, nach der Menschen mit Visionen besser zum Arzt gehen sollten, als eher falsch herausgestellt. Dennoch scheint es zweifelhaft, dass dieser weite Bogen in absehbarer Zeit gespannt werden kann, wo doch schon die ungleich überschaubarere Neugestaltung des Postareals, der ja auch eine Brückenfunktion zwischen neuer Stadtmitte und Marktplatz zugedacht wird, sich als schwierig herausstellt.

Pragmatischer Mittelweg

Ein Arbeitskreis – heute sagt man lieber Projektgruppe – soll nun ergründen, was der beste Weg ist, um Leonberg als ernst zunehmenden Kultur- und Kongressstandort zu positionieren. Denn ganz darauf zu verzichten, das ist keine Option.

Was allerdings selbst ohne die Erkenntnisse eines Fachzirkels feststeht: So einfach die Stadthalle abreißen, um danach eine neue zu bauen, das funktioniert auch nicht. So scheint der bisher vom Gemeinderat eingeschlagene Mittelweg, zumindest die nötigsten Reparaturen durchzuführen, um in Ruhe nach einer Zukunftsperspektive mit Bestand zu suchen, der pragmatischste zu sein. Gerade der Gemeinderat wäre in Corona-Zeiten heimatlos, könnte er nicht aus dem vergleichsweise kleinen Ratssaal in den großen Rund der Stadthalle umziehen.

Noch nie dagewesen

Und dass der Erfolg einer Halle zwar auch mit dem baulichen Zustand zu tun hat, aber in erste Linie mit Inhalten, das stellt gerade der Veranstaltungsmanager unter Beweis. Gemeinsam mit dem Kulturamt hat Nils Straßburg aus dem Stand heraus ein in dieser Form in Leonberg noch nicht dagewesenes Sommerprogramm zusammengestellt, das in seiner Vielfalt und künstlerischen Besetzung bemerkenswert ist. Der Rahmen – 200 Leute in entspannter Atmosphäre – ist zudem eine ergänzende Alternative zum bekannten und beliebten Festlebetrieb, der in diesem Jahr leider auch ausfällt.

Nächstes Jahr gemeinsam?

Bei aller Vorfreude auf diese sommerlichen Leckerbissen schmerzt natürlich, dass das Strohländle flach fallen muss. Der Organisator Johannes Leichtle ist nicht nur ökonomisches Opfer der Pandemie, sondern zudem der permanent wechselnden wie zum Teil widersprüchlichen Verordnungen der grün-schwarzen Landesregierung. Als privater Veranstalter, der allein das wirtschaftliche Risiko trägt, musste Leichtle passen. Da hat es Straßburg als städtischer Impresario vom finanziellen Aspekt her leichter. Dass er und das Team vom Kulturamt es aber geschafft haben, ein hochwertiges Programm aus dem Boden zu stampfen, ist alle Anerkennung wert. Vielleicht gibt es ja im nächsten Jahr ein großes gemeinsames Festival.