Juristisch kann die Beigeordneten-Wahl in Leonberg stattfinden. Nun liegt es am Gemeinderat, ein zukunftsweisendes politisches Zeichen zu setzen.

Leonberg - Ende gut, alles gut? Nachdem das Hin und Her um die Wiederbesetzung der Position des Leonberger Beigeordneten für Finanzen, Soziales und Ordnung ein halbes Jahr andauert, fällt die Annahme, dass dieses nicht eben imagefördernde Kapitel der Kommunalpolitik endlich geschlossen werden kann, zugegebenermaßen schwer. Zumindest ist nun dank des Richterspruchs von dieser Woche Klarheit geschaffen: Das Ausschreibungsverfahren war rechtens. Damit steht der Wahl am Dienstag, 4. Mai, formal nichts im Wege.

 

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Ob dieses, man muss es leider so nennen, Trauerspiel nun auch politisch beendet wird, steht indes auf einem anderen Blatt. Die Turbulenzen der vergangenen Wochen waren groß, die Mischung aus parteipolitischem Taktieren und dem Ausleben individueller Befindlichkeiten einzelner Beteiligter hat neue Gräben aufgerissen und vorhandene vergrößert.

Bei allen Bürgermeisterwahlen im Gemeinderat hat es Konkurrenz gegeben, die Abstimmungen waren äußerst knapp. Aber danach war Ruhe. Den Gewählten wurden die Möglichkeiten gegeben, ihr Können in der Praxis unter Beweis zu stellen. Dies sollte nun nicht anders sein.

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Gewiss: Einen klassischen Zwei- oder gar Dreikampf wird es am Dienstag nicht geben. Aber das ist nicht der verbliebenen Kandidatin anzulasten. Im Gegenteil: In einer schon bemerkenswerten Gelassenheit hat sie den bisweilen konfusen Zuständen zum Trotz ihre Bewerbung aufrecht erhalten und ihren Willen bekundet, voll und ganz für und in Leonberg präsent zu sein. Dass Josefa Schmid es ernst meint, kann man ihr guten Gewissens abnehmen.

Das bedeutet nicht, dass alle stimmberechtigten Ratsmitglieder, zu denen übrigens auch der Oberbürgermeister als Vorsitzender gehört, nolens volens zu Fans der ausdauernden Bayerin werden müssen. Aber im Sinne einer sachorientierten Zusammenarbeit, die von einem Mindestmaß an Vertrauen und Wertschätzung geprägt ist, sollte der Gemeinderat ein Zeichen setzen. Die Aufgaben sind zu groß und zu komplex, als dass sich die Stadt einer weitere Hängepartie leisten könnte.

Hinzu kommt: Das Klima im Gremium ist belastet. Die Spannungen bleiben vielen Menschen nicht verborgen, was dem Vertrauen in die Politik nicht förderlich ist.

Bürger müssen Räten vertrauen können

Doch gerade darum geht es in diesen so unglaublich herausfordernden Zeiten: Die Bürger müssen den von ihnen gewählten Vertretern vertrauen. Dies wird nur gehen, wenn diese sich als vertrauenswürdig erweisen – also zeigen, dass nicht immer nur die eigene Meinung entscheidend ist, sondern dass es auch Situationen gibt, in denen das große Ganze zählt. Nicht zuletzt der Ratsroutinier Wolfgang Röckle, ein Mann mit klaren Ansichten, hatte das unlängst bei seinem Abschied dem Gremium mit auf den Weg gegeben.

So bleibt am Ende doch die Hoffnung, dass am Dienstag ein schwieriges Kapitel ein versöhnliches Ende findet.