Das neue Leobad zeigt, dass Investitionen in Infrastruktur und Angebotsvielfalt entscheidend für die Zukunftsfähigkeit einer Stadt sind.

Leonberg - Was lange währt, wird endlich gut. Auf die Entwicklung des Leobades trifft diese alte Volksweisheit trefflich zu. Seit Mittwoch können sich die Menschen aus der ganzen Region Leonberg an einem schmucken Freibad erfreuen, das sportliche wie freizeitorientierte Ansprüche vollumfänglich erfüllt und tatsächlich eine Art kleiner Urlaubsort mitten in der Stadt ist.

 

Das liegt nicht nur an den frisch sanierten Becken, dem neuen Sprungturm und der dreispurigen Spaßrutsche mit Geschwindigkeitsmesser, die von Beginn an bei den Kindern ein Knüller ist. Auch die weitläufigen Liegewiesen tragen erheblich dazu bei, dass das Leobad viel mehr als nur ein großes Freibad ist. Durch die ausreichenden Rückzugsmöglichkeiten ist es zugleich ein Ort der Entspannung.

Profil durch Angebotsvielfalt

Die Beschränkung auf maximal 450 Gäste erleichtert natürlich diese Großzügigkeit. Enges Gedränge, so wie es gerade an diversen Urlaubsstränden zu beobachten ist, gibt es hier nicht. Das wird sich zumindest in dieser Saison nicht ändern.

Doch selbst wenn im kommenden Jahr an heißen Tagen wieder tausend oder mehr Sonnenhungrige ins Bad strömen, sind die weiten Grünflächen ein Garant dafür, dass im Leobad kein Rimini-Effekt entsteht. Im Nachhinein hat es sich als absolut richtig erwiesen, nicht einen Teil des Rasens für Wohnungsbau abzukappen. Angesichts des angespannten Immobilienmarktes war die politische Versuchung verständlicherweise groß. Doch das Profil einer Stadt definiert sich eben nicht nur über ausreichend Wohnraum, sondern auch durch Lebensqualität und Angebotsvielfalt.

Attraktiv für auswärtige Gäste

Besonders unter diesen Aspekten ist das frisch sanierte Leobad ein absoluter Volltreffer. Der Gemeinderat hat geradezu prophetisch und im Ergebnis vollkommen richtig gehandelt, als er sich vor gut zwei Jahren durchgerungen hat, die allwinterlichen Ausbesserungsarbeiten durch einen großen Wurf zu ersetzen. Gingen die regelmäßigen Minisanierungen doch gut ins Geld, hatten aber lediglich den Effekt des buchstäblichen Löcherstopfens.

Mit fast 15 Millionen Euro ist die große Sanierung zwar sehr teuer, erübrigt aber die Flickschusterei zwischen den Badesaisons. Was noch viel wichtiger ist: Mit der Qualitätsverbesserung lockt das Leobad mehr auswärtige Gäste, die womöglich den Badbesuch nutzen, um sich auch anderswo in Leonberg umzusehen. Profitieren können Handel und Gastronomie.

Hochkomplexe Sanierung

Große Erfolge haben viele Väter, und deshalb sei an dieser Stelle neben dem Gemeinderat der Baubürgermeister genannt. Nach außen gelassen, aber nach innen mit großem Nachdruck, hat Klaus Brenner die technisch hochkomplexe Sanierung koordiniert, bei der es um viel mehr ging, als nur ein paar Becken zu erneuern.

In der Schlussphase wurden die städtischen Planer durch die Corona-Krise kalt erwischt. Eine ausführende Firma aus Südtirol war auf einmal nicht mehr da, Baumaterial aus dem Ausland blieb weg. Dennoch schritten die Arbeiten planmäßig voran. Dass das Bad erst jetzt geöffnet wurde, ist allein Corona geschuldet.

Kreative Ideen nicht opfern

Neben dem Vergnügen für die Badegäste birgt die Leobad-Geschichte eine wichtige Erkenntnis: Investitionen in Infrastruktur und Lebensqualität zahlen sich nicht nur mittel- bis langfristig aus. In den Köpfen und Schubladen der städtischen Macher und vieler anderer Kreativer gibt es etliche Ideen, wie Leonberg als Stadt zum Leben und Arbeiten attraktiver gemacht werden kann. Die dürfen nun auf keinen Fall unter dem Vorwand der Pandemie beiseite geschoben werden.