Die Sanierung des Krankenhauses in Leonberg ist ein wichtiges Signal. Doch auch das medizinische Profil muss stark bleiben.

Leonberg - In Corona-Zeiten lässt es sich schlecht feiern. Und so hat die Sanierung des Leonberger Krankenhauses ohne Festakt sozusagen still und leise begonnen. Wobei die letztgenannten Attribute nicht ganz zutreffend sind. Denn so richtig ruhig ist es in der Klinik jetzt weder für die Patienten noch fürs Personal: Wo gehämmert wird, entsteht Lärm. Doch der, das kann der Autor aus eigenem Erleben versichern, hält sich in Grenzen.

 

Und die Arbeiten dienen ja dazu, aus dem in die Jahre gekommenen Krankenhaus ein modernes Zentrum der regionalen Medizinversorgung zu machen. Die mit gut 75 Millionen Euro veranschlagte Sanierung ist gleichzeitig ein Standortbekenntnis. Ein klares politisches Signal, dass trotz der geplanten Großklinik am Böblinger Flugfeld in Leonberg auch künftig gute Medizin geboten wird.

Finanzielle Aspekte verdrängen Zielsetzung

Umso unverständlicher ist es, dass jetzt in einer öffentlichen Sitzung des Kreistags-Bauausschusses Einsparungen in der Frauenklinik erwogen wurden. Konkret steht der dortige OP-Platz zur Disposition. Der soll Patientinnen in einer Notsituation den vergleichsweise langen Weg von oben nach unten ersparen. Die Gynäkologie ist in der obersten Etage, die OP-Säle sind im Erdgeschoss des Krankenhauses. Ärzte halten diese Sparvariante aus medizinischer Sicht für nicht vertretbar.

Aber offenbar verdrängen die finanziellen Aspekte einmal mehr die Zielsetzung, auch in den kleineren Häusern gute Versorgungsangebote bereitzuhalten. Konkret in der Leonberger Frauenklinik ist dies noch erstaunlicher, wurde doch mit Monica Diac eine innovative Chefärztin verpflichtet. Seit ihrem Amtsantritt steigen nicht nur die Geburtenzahlen im Krankenhaus. Auch, und das ist fast wichtiger, hatte die zuvor lange darbende Gynäkologie wieder ein eigenständiges medizinisches Profil. Dies würde durch nicht unerhebliche Kürzungen geschmälert.

Wer übernimmt die Geschäftsführung?

Gerade war es dem Management des Klinikverbundes und der Kreispolitik gelungen, dem Schreckgespenst einer übermächtigen Zentralklinik, die die kleineren Häuser erdrückt, ein vernünftiges Modell entgegenzusetzen. Wird dieses jetzt erneut in Frage gestellt, dürfte die positive Ruhe, die in der Krankenhaus-Debatte eingekehrt ist, einer neuen Aufgeregtheit weichen, was letztlich schlecht für alle Standorte ist.

In wenigen Tagen wird entschieden, wie es mit der Geschäftsführung weitergeht. Martin Loydl, der langjährige Kaufmännische Geschäftsführer, ist der Favorit des Aufsichtsratsvorsitzenden: Landrat Roland Bernhard möchte ihn als alleinigen Chef, nachdem man sich im Frühjahr vom Medizinischen Geschäftsführer Jörg Noetzelgetrennt hatte. Flankierend dazu sollen die regionalen Krankenhausmanager und die Ärztlichen Direktoren der einzelnen Häuser mehr Einfluss bekommen.

Ein Chef mit medizinischer Expertise?

Doch der Kreis Böblingen ist nur einer von zwei Gesellschaftern des Klinikverbundes. Im Kreis Calw ist man offenbar sehr stark daran interessiert, dass es wieder einen Chef mit medizinischer Expertise gibt. Auch die Leonberger Kreisärzteschaft hat sich dafür eingesetzt.

Egal wie es ausgeht: Der neuen Geschäftsführung des Klinikverbundes muss an starken Häusern gelegen sein. Gerade Leonberg ist eine wichtige Außenbastion in Richtung Pforzheim und Ludwigsburg und bindet Patienten, die sonst womöglich sich in diese Richtung oder gleich nach Stuttgart orientieren.

Wie gesagt: Die Sanierung des Krankenhauses ist ein gutes wie wichtiges Signal. Ein moderner Bau allein reicht allerdings für eine gute Medizin nicht aus.